002 - Die Angst erwacht im Todesschloss
Aber was dann geschah, daran
konnte er sich nicht mehr erinnern. Da musste sich eine Fahrt angeschlossen
haben, die er nur noch vermuten konnte. Nichts davon war ihm bekannt. Erst hier
auf diesem Stuhl, in dem dunklen, kahlen Raum, vor seinen drei vermummten
rätselhaften Richtern war er wieder zu sich gekommen ...
Larry befand sich in Händen eines Geheimbundes.
Soviel durfte er annehmen.
War der ähnlich dem Ku-Klux-Klan? Dieser Geheimbund, so war ihm anvertraut
worden, beabsichtigte, die PSA auszumerzen. Larry Brents Mundwinkel zuckten,
als er daran dachte, dass er praktisch noch gar kein richtiger PSA-Agent war,
dass er für diese Organisation noch nichts wirklich Produktives hatte leisten
können – und ihr doch schon zum Opfer fiel.
Welch merkwürdige Situation! Mit aller Verzweiflung riss er an seinen
Fesseln. Er spürte schon nicht mehr den brennenden Schmerz, der durch seine
Glieder fuhr, als die Schüre in seine Haut eindrangen.
Er musste hier heraus und alles daransetzen, sein Leben zu retten und die
PSA zu warnen.
Wie viel Zeit ihm noch zur Verfügung stand, vermochte er nicht zu sagen.
Jeglicher Zeitbegriff war ihm verlorengegangen. Es konnte ebenso gut Nachmittag
wie später Abend sein. Im Morgengrauen war seine Uhr abgelaufen.
Larry zweifelte keine Sekunde daran, dass die seltsame, brutale Bande ihn
durch den Strang hinrichten würde. So hatten sie es angekündigt. Die
Vorstellung an ein solches Ende erfüllte ihn mit Schrecken.
Mit fiebrig glänzenden Augen starrte er zu der Kerze, die auf dem schmalen
Pult stand. Sie brannte immer mehr herab. Die Zeit verging.
Die Kerze hätte ihm einen großen Dienst erweisen können, wenn es ihm
möglich gewesen wäre, sie zu erreichen. Mit der Flamme hätte er leicht die
Schnüre durchbrennen können, doch er konnte sich unmöglich bis zum Pult
vorarbeiten.
Larry Brent biss die Zähne aufeinander und begann – zunächst langsam und
rhythmisch – seine Armgelenke auf und abzuschieben, und dabei einen immer
stärkeren Druck auf das kantige Holz der Stuhllehne auszuüben. Es war eine
mühselige Arbeit, und Larry wusste das. Er würde unter Umständen drei oder vier
Stunden brauchen, um das elastische, widerstandsfähige Nylonmaterial zum
Zerreißen zu bringen, falls es ihm überhaupt gelang. Doch auf den Versuch
musste er es ankommen lassen. Wenn er eine Chance hatte, dann diese ...
Er arbeitete rhythmisch wie eine Maschine.
Schweiß perlte auf seiner Stirn und tropfte über Augenwimpern und Wangen.
Sein Gesicht schien zu glühen. Das blonde Haar klebte an der Stirn. Larry
starrte wie gebannt auf die Kerze. Sie war jetzt nur noch halb so groß wie
zuvor, als er begann, seine Befreiungsversuche einzuleiten.
Der herabbrennende Docht gab ihm einen ungefähren Eindruck von der Zeit,
die er brauchte, um seine Fesseln weiter abzuschaben. Jeden Augenblick konnte
es passieren, dass seine Gegner auftauchten und ihn zur Hinrichtungsstätte
führten.
Wie weit war das Morgengrauen, mit dem er eine so schreckliche Erwartung
verband, noch entfernt?
Mit dem Mut der Verzweiflung setzte er seine Arbeit fort. Er achtete schon
nicht mehr auf das Blut, das er zwischen seinen Fingern spürte. Er fühlte
überhaupt keine Schmerzen mehr.
Larry merkte nur, wie seine Arme immer schwerer wurden, wie die Bewegung
nur noch ruckartig und verkantet erfolgte.
Die Kerze brannte weiter herab ... Sie war jetzt nur noch ein kleiner, etwa
ein zentimetergroßer Stummel. Und sie war vorhin fast zehn Zentimeter groß
gewesen ...
Waren drei Stunden vergangen, vier, oder gar fünf? In dieser dunklen,
kahlen Umgebung schien auf eine seltsame Weise die Zeit stillzustehen.
Und noch immer gab Larry Brent nicht auf.
Er fühlte, dass durch das ständige Reiben und Dehnen der Spielraum zwischen
seinen zerschundenen Armgelenken größer geworden war. Er hatte mehr
Bewegungsfreiheit! Das stachelte ihn zu größerer Anstrengung an, obwohl er kaum
noch zu einer Steigerung fähig war. Er fühlte sich müde und zerschlagen, am
liebsten hätte er die Augen geschlossen und wäre auf der Stelle eingeschlafen.
Doch hier ging es um Leben und Tod!
Er dachte nur an diesen Augenblick, nicht daran, was eventuell auf ihn
wartete, wenn er sich wirklich befreit hatte. Was kam dann? Konnte er überhaupt
diesem düsteren Verlies entrinnen?
Endlich konnte er seine rechte Hand umdrehen. Die Fessel auf dieser Seite
hatte sich gelockert. Dann konnte er die Hand herausziehen. Wenige Minuten
später war auch die
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