Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

Titel: 002 - Die Angst erwacht im Todesschloss
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
des
Schlosses gab.
    Der düstere Gang wurde durch zwei Wandleuchten schwach erhellt. Die Fenster
auf der linken Seite vermittelten einen Blick in die finstere Umwelt. Schwarz,
mit schweren Regenwolken verhangen, war der Himmel. Es war draußen kalt und
nass, ein starker Wind peitschte die langen Zweige der Weiden, die auf dem Hof
standen. Einer von ihnen schlug gegen das Fenster. Es hörte sich an, als würde
ein dürrer Knochenfinger klopfen ...
    Harry und Ellen huschten durch den Korridor.
    Das junge Mädchen fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Je mehr sie über
Harrys Worte nachdachte und sie in Zusammenhang mit den Ausführungen ihres
Onkels brachte, desto merkwürdiger kam ihr alles vor. Eines jedoch musste
selbst einem Tölpel klarwerden: Der Duke versuchte tatsächlich, etwas vor ihnen
zu verbergen. Nicht umsonst schickte er beide aus dem Schloss, um mit seinem
angeblichen Besuch allein zu sein. Oder – der Besuch kam tatsächlich und hatte
eine größere Bedeutung als nur eine geschäftliche ...
    Ellen presste unwillkürlich die Lippen zusammen, dass jegliches Blut daraus
entwich.
    Plötzlich kam ihr ein Verdacht, der sie bis ins Mark ängstigte, als sie ihn
in seiner ganzen Tragweite begriff. Hatte ihr Onkel, der Duke, bemerkt, dass
sich Harry Banning an verschiedenen Plätzen im Schloss zu schaffen machte, wo
er nichts zu suchen hatte? Wollte er Ellen und Harry loswerden, weil er eine
Entdeckung fürchtete? Wollte er möglicherweise verhindern, dass über eine
bestimmte Sache außerhalb des Schlosses gesprochen wurde?
    Wenn sie diesen Gedanken weiterspann, wurde ihr angst und bange. Dann
nämlich war damit zu rechnen, dass der Duke vielleicht nur deshalb darauf
drängte, um eine Möglichkeit zu haben, sie beide aus dem Weg zu schaffen ...
    Seltsam! Plötzlich traute sie ihm alles zu.
    Ellen stöhnte unterdrückt. Wenn die Dinge so lagen, befanden sie sich beide
in höchster Gefahr. Sie erschrak über ihre eigenen Gedanken.
    Sie bewegten sich verhältnismäßig rasch durch den Korridor, der eine Länge
von fast achtzig Metern hatte. Der Gang wurde in regelmäßigen Abständen von
körperdicken Säulen unterbrochen. Es war farbiger Sandstein, blau, grün und
dunkelrot. Mit einer im 17. Jahrhundert noch gebräuchlichen Technik bearbeitet.
Von den Vorfahren des Duke waren Künstler ihres Faches in das Schloss
eingeladen worden, um diese Sandsteinsäulen einzufärben.
    Eine breite Treppe führte ein Stockwerk tiefer in eine große Halle, in der
eine alte Kanone, mehrere Bronzestatuen, uralte Hellebarden und
Steinschlossgewehre standen, ferner Speere, handgeschnitzte Truhen und allerlei
Gerät, das sich wie auf einem Schuttabladeplatz in einer Ecke stapelte.
    In der Halle war es dunkel. Nur die Umrisse der Gegenstände konnte man noch
wahrnehmen.
    Harry Banning ließ die Treppe links liegen. Er bog dann nach rechts ab und stieg
eine schmalere Treppe empor, auf der er und Ellen gerade noch nebeneinander
gehen konnten.
    Sie erreichten den Seitenflügel, ohne dass ihnen jemand begegnete. Die
Ruhe, die sie einhüllte, war gespenstisch. Eine fast undurchdringliche
Finsternis umgab sie.
    Sie blieben dicht beisammen. Immer wieder tastete Banning nach rechts, um
sich zu vergewissern, dass sich auch dort noch das Gemäuer des alten Schlosses
befand. So, durch die Dunkelheit gehend, hatte man das Gefühl, ins Endlose zu
gelangen, da sich links und rechts der Stiegen undurchdringliche Schluchten
auftaten.
    Hin und wieder tauchten mächtige Säulen vor ihnen auf, die wie riesige
Gestalten wirkten und wieder in der Dunkelheit versanken. Die Fensterreihen
waren rote Rechtecke, die den Blick in die Finsternis des regnerischen Abends
lenkten.
    Dann erreichte Harry Banning mit seiner Verlobten das Ende des
Seitenganges. Eine Tür zeichnete sich im Dunkel vor ihnen ab. Ein großer
Schlüssel steckte in dem mit Silber beschlagenen Schloss. Harry drehte ihn um.
Es knirschte und knackte leise in der Mechanik, dann sprang die Tür quietschend
auf.
    Harry zog die stumme, überraschte Ellen in den dahinterliegenden Raum. Die
junge Frau spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen. »Wo befinden wir uns?«, hörte
sie sich fragen.
    »Das ist das berühmte Musikzimmer aus dem 16. Jahrhundert«, flüsterte er.
»Eine Zeitlang war es eine Touristensensation. Später wurde es bei den
allgemeinen Führungen gemieden. Angeblich waren kostbare Instrumente beschädigt
und einige wertvolle, handgeschriebene, zum Teil den Vorfahren des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher