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002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

002 - Die Angst erwacht im Todesschloss

Titel: 002 - Die Angst erwacht im Todesschloss
Autoren: Larry Brent
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unheimlich. Wir werden abreisen – auf dem schnellsten Weg.
Bitte, sag' nichts! Ich werde tun, was ich für richtig halte. Sein Verhalten,
seine Art zu sprechen, die Veränderung seiner Stimme, seine Augen – er ist
wahnsinnig, Harry!«
    Ellen schnappte nach Luft und zitterte am ganzen Körper. Ihr Gesicht war
bleich. Sie konnte die Erregung, unter der sie stand, nicht mehr länger
verbergen. »Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass ihm unser unerwarteter
Besuch nicht willkommen war«, fuhr sie flüsternd fort. Je länger sie sprach,
desto unruhiger und nervöser klang ihre Stimme. »Ich wollte es zunächst nicht wahrhaben
... ich habe mir gesagt, ich hab' mich getäuscht, Margaretes und Patricias
Freude war doch so echt – schien mir so echt ...«, verbesserte sie sich.
    Harry merkte kaum auf. Sein volles, gut geschnittenes Gesicht wirkte
nachdenklich. »Der Hinauswurf, falls wir ihn so bezeichnen können, Ellen, kommt
für mich jedenfalls nicht überraschend. Fast habe ich damit gerechnet.«
    Sie starrte ihren Verlobten an. Langsam erhob sie sich aus dem schweren
Clubsessel und wich wie unter dem Druck einer unsichtbaren Hand an die Wand
zurück. »Du hast ... damit gerechnet?«, stammelte sie. Ihre Augen weiteten
sich. Sie fasste unwillkürlich nach dem Arm einer mannshohen, holzgeschnitzten
Statue, die einen alten Ritter darstellte, der einst von einem Meister
geschaffen worden war. Dem Ritter haftete etwas von der traurigen Gestalt des
Don Quichotte an. Die Statue stand in einer dunklen Nische. Da auch Ellen wie
gebannt verharrte, sah es aus, als ob sie zu einem Teil dieses Kunstwerkes
geworden sei.
    »Mein Entschluss, länger zu bleiben, kam nicht von ungefähr, Ellen.« Harry
Banning zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an. »Offiziell begründete ich
es damit, dass ich mir die zahlreichen Kunstschätze noch ansehen wolle, die es
hier gibt. In Wirklichkeit aber habe ich eine Entdeckung gemacht. Ich möchte
mir das noch genauer ansehen, Ellen. Doch dazu brauche ich Zeit, mindestens
diesen Tag noch.« Er senkte die Stimme und kam langsam auf sie zu. »Dieses
Schloss birgt ein Geheimnis, Ellen«, flüsterte er. »Ich war von Anfang neugierig
auf dieses Todesschloss. Man erzählte sich so viel darüber, und doch weiß kein
Mensch etwas Genaues. Was ging hier wirklich vor, Ellen – und vor allen Dingen:
Was geht hier immer noch vor?« Er fuhr mit gedämpfter Stimme zu sprechen fort,
während er immer wieder einen Blick in die Runde warf, wie um sich zu
vergewissern, wirklich allein zu sein und keinen stillen Beobachter zu haben.
    »Hältst du es nicht für möglich, dass es außer dem Duke, seinen Töchtern
und den beiden Bediensteten – noch andere Bewohner des Schlosses gibt?«
    »Ausgeschlossen, Harry!«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein! Für so ausgeschlossen halte ich das nicht.
Ich weiß, wovon ich rede, Ellen. Ich habe hier die Lebensspuren anderer
Menschen entdeckt ...«
    Sie sah ihn an wie einen Geist, und ihr wurde nicht bewusst, dass sie den
Kopf schüttelte. »Nein, Harry. Da musst du dich täuschen.«
    »Ich täusche mich nicht, Ellen. Ich weiß, was ich sage.«
    »Aber wieso willst du etwas entdeckt haben, wo ich doch die ganze Zeit ...«
    »Nein. So war es nicht«, fiel er ihr ins Wort. »Wir waren nicht die ganze
Zeit über zusammen. Versuch' dich zu erinnern! Du hast manchen Spaziergang mit
Margarete und Patricia durch den Park gemacht. Während ihr gemeinsam gewandert
seid, am See Karten gespielt oder miteinander gesprochen habt, war ich im
Schloss unterwegs. Ich habe immer behauptet, wichtige Angelegenheiten erledigen
zu müssen. Entweder musste ich angeblich einen Brief schreiben oder ein
Telefonat führen, oder ich hab mich nur – ebenfalls angeblich – ins Bett
gelegt, um eine halbe Stunde zu schlafen. In Wirklichkeit aber habe ich mir die
Räumlichkeiten im Schloss angesehen. Davon hat niemand von euch etwas bemerkt.
Auch der Duke weiß es nicht. Ich war aber in den Gewölben unten, im Weinkeller,
in den Vorratsräumen. Und dort, Ellen – du wirst es mir nicht glauben – dort
habe ich Geräusche gehört, Geräusche, die von Menschen stammen!«
    Das junge Mädchen hielt den Atem an. Es wurde ihr plötzlich siedendheiß.
Ihr Gesicht glühte. »Lass uns gehen, Harry. Lass uns jetzt gleich aufbrechen.
Jetzt ist es mir noch wichtiger als vorhin. Ich möchte keine Minute mehr länger
als notwendig in diesem Gebäude bleiben.«
    Das Gefühl einer ungewissen Vorahnung, einer
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