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0017 - Das Dämonenauge

0017 - Das Dämonenauge

Titel: 0017 - Das Dämonenauge
Autoren: Jason Dark
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jaulten die Verdammten des Dämonenreichs. Wehklagende Stimmen trafen meine Ohren, Flüche und Schreie. Niemand sprach.
    Eine Gänsehaut nach der anderen lief über meinen Rücken. Es war ein stummes Ringen, das das Gesicht und ich uns lieferten. Wer würde zuerst angreifen?
    Behutsam hob ich den rechten Arm, wollte mich mit keiner zu hastigen Bewegung verdächtig machen. Doch das Gesicht reagierte. Flammenzungen leckten aus den Augen, wirbelten auf mich zu.
    Instinktiv zuckte ich zurück, doch die feurigen Lanzen teilten sich dicht vor meinem Gesicht und umkreisten meinen Kopf. Ich war ein Gefangener des Dämonenauges. Dann sah ich die Verwandlung. Die beiden Augen schoben sich aufeinander zu, rückten immer näher, berührten sich schon an den Winkeln und schmolzen zu einem Auge zusammen. Die Pupillen veränderten sich, waren plötzlich nicht mehr da, und ich sah auf eine hellgraue Fläche, die jedoch rasch verschwand und spiegelndem Glanz Platz machte. Ich schaute hinein in das Auge, sah ihn, meinen Erzfeind. Der Schwarze Tod blickte mir aus dem Dämonenauge entgegen. Er grinste teuflisch, verzog dabei das Knochengesicht. Mich packte eine ungeheure Wut.
    Heftig riß ich den Arm hoch, hielt dem Dämonenauge den Spiegel entgegen. Zuerst geschah nichts. Dann aber überstürzten sich die Ereignisse. Das Gesicht des Schwarzen Todes zerfloß. Ich erkannte noch den ungeheuren Haß, der mir entgegenstrahlte, dann war das Bild verschwunden. Und das Dämonenauge zerbrach.
    Es zeigte Risse wie ein Spinnennetz. Verschwunden war die glühende Flammenzunge.
    Starr und steif stand ich da und hielt den Spiegel hoch. Dann hörte ich eine Stimme in meinen Gedanken. »Lauf auf das Auge zu!« Myxin sprach zu mir.
    Ich warf alle Bedenken fort, folgte seinem Rat und näherte mich mit langen Schritten dem Auge, preßte den Spiegel mitten hinein, spürte den mörderischen Sog, der mich in das Auge hineinzog, hörte einen gellenden Schrei – und dann nichts mehr…
    Zwei blaue, besorgte Augen blickten mich an. Eine warme Hand strich über meine Stirn.
    Ich lächelte, als ich in das Gesicht von Jane Collins schaute.
    »Alles klar?« fragte sie.
    »Ja.«
    Jane deutete auf meine Hand. »Was hast du da?«
    »Einen Spiegel.«
    »Und?«
    »Erzähle ich dir später.«
    Ich erhob mich ächzend. Suko reichte mir die Hand.
    »Du hast es geschafft?« fragte er.
    Ich nickte. »Das Dämonenauge ist zerstört. Myxin hat sein Versprechen gehalten und mir geholfen.«
    »Die Polizei wird gleich hier sein«, klärte mich Suko auf.
    »Wir müssen uns noch eine gute Ausrede einfallen lassen.« Er räusperte sich. »Hereos ist nämlich nicht mehr da.«
    Mein chinesischer Freund erzählte mir die Geschichte.
    »Dann sagen wir einfach, er wäre ertrunken«, schlug ich vor. »Was tatsächlich passiert ist, nimmt uns sowieso kein Mensch ab.«
    »Das fürchte ich auch.«
    Jane hakte sich bei mir unter. »Ich bin so froh, John, daß du wieder da bist. Jetzt ist alles vorbei.«
    Ich dämpfte ihren Optimismus. »Nein, Jane, wir haben Kiriakis versprochen, seine Tochter zu finden. Und dieses Versprechen werden wir einlösen. Zur Ruhe kommen wir nie…«
    ENDE des zweiten Teils
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