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0017 - Das Dämonenauge

0017 - Das Dämonenauge

Titel: 0017 - Das Dämonenauge
Autoren: Jason Dark
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es nicht einfach, ihn immer zu verstehen.
    »Sie lebt noch, nicht wahr?« fragte der Grieche.
    »Ja.«
    »Das ist gut. Ich habe es gewußt. Er hat es mir gesagt.« Der Grieche ging auf Janes Liegestatt zu.
    »Wer hat es dir gesagt?« wollte ich wissen.
    Kiriakis blieb auf halbem Weg stehen und wandte den Kopf. Er blickte mich nachdenklich an, Dabei zauberte er ein Lächeln auf sein faltiges Gesicht. »Bezähme deine Neugierde. Du wirst ihn sicherlich noch kennenlernen. Denn er kann dir den Weg zum Dämonenauge ebnen.« Da war der Begriff wieder gefallen. Dämonenauge!
    Was hatte dieses Auge mit Atlantis, der Insel Delos und Jane Collins zu tun?
    Ich fühlte den Schweiß auf meinen Handflächen. Ich war nervös wie selten. Es war aber auch die schwüle Luft, die mir schwer zu schaffen machte. Die Decke des Raumes war niedrig. Ich konnte nur gebückt stehen.
    Kiriakis ging zu Jane Collins’ Liege hinüber. Rasch trat ich an seine Seite.
    Janes Anblick zerschnitt mir fast das Herz. Ich hatte das Gefühl, daß ihre Haut noch blasser und durchscheinender geworden war. Reglos lag sie da. Atmete sie überhaupt noch?
    Wenn sie starb, dann mußte ich mir die Schuld geben, obwohl… Ich schüttelte den Kopf, versuchte die schrecklichen Gedanken zu vertreiben, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Ich hätte sie retten können. Hätte – hätte…
    Aber ich würde denjenigen unerbittlich jagen, der im Hintergrund die Fäden zog. Und dann – wenn ich ihn hatte – würde ich meinen Job aufgeben. Vielleicht würde ich diesen Kampf nicht überleben – es war mir in diesen grausamen Minuten egal.
    Kiriakis zog das Tuch von der Schale. Ein grüner und stark riechender Brei füllte die Tonschale. Er war noch warm. Hitzeschwaden faserten der niedrigen Decke entgegen. »Diese Salbe wird die Wunde schließen!« sagte der Grieche. Ich räusperte mich. Ein kleines Lächeln huschte über Kiriakis schmale Lippen.
    »Du glaubst mir nicht?«
    »Zumindest habe ich starke Zweifel.«
    »Die bald aus der Welt geschafft sind, mein Freund. Jane Collins wird leben.«
    Seine Zuversicht steckte mich an. Ja, plötzlich war ich sicher, daß Jane es schaffen würde.
    »Nimm ihr vorsichtig den Notverband ab«, sagte Kiriakis. Er trat einen Schritt nach hinten, damit ich an die Liege herankonnte. Ich strich über Janes Wangen und über das lange, seidig blonde Haar.
    Unendlich behutsam löste ich den Verband. Meine Finger zitterten dabei. Ich riß mich zusammen, zwang mich selbst zur Ruhe.
    Dann sah ich die Wunde. Sie war nicht groß, hatte den Durchmesser einer Fingernagelhälfte. An den Rändern hatte das Blut schon eine Kruste gebildet. Sie war allerdings noch nicht so fest, daß ich sie beim Losen des Verbandes mit abriß. Meine tastende Hand glitt zur linken Seite ihres Körpers. Ich fühlte in Höhe des Herzens, wollte den Schlag verfolgen, auch wenn er noch so schwach war.
    Die Finger fanden die richtige Stelle. Jetzt mußte ich den Herzschlag spüren.
    Der Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn. Ich atmete mit offenem Mund. Wie ein grausamer Schock traf mich die Erkenntnis. Ich wollte sie abschütteln, hinwegwischen, doch die tastenden Finger trogen mich nicht.
    Janes Herz hatte aufgehört zu schlagen! Die Detektivin war klinisch tot!
    ***
    Jane Collins sah noch John Sinclair in die Felshalle stürmen, sie spürte den Hoffnungsfunken, der in ihr aufloderte, und dann schaute sie in Azarins verzerrtes Gesicht. Sein Arm sauste herab, dann folgten der alles verzehrende Schmerz und die Dunkelheit.
    Die Zeit verging. Jane Collins wußte nicht, ob es Stunden oder nur Minuten waren. Sie war nicht tot, spürte aber auch keine Empfindungen mehr. Sie bemerkte nicht, wie sie auf das Boot getragen wurde, wie ich zitternd und mit gefalteten Rinden neben ihr stand, wie sie in Kiriakis Haus gebracht wurde.
    Irgendwann jedoch lichtete sich die absolute Schwärze. Janes Geist verließ den tiefen Schacht der Bewußtlosigkeit, tauchte auf, wurde an die Oberfläche gespült – und…
    Plötzlich war alles anders.
    Jane spürte rasende Schmerzen in ihrer Brust. Genau dort, wo die Waffe sie getroffen hatte. Ihr Herz hämmerte schwer. Wie Glockenschläge dröhnte es durch ihren Kopf. Sie wollte sich bemerkbar machen, wollte rufen, schreien – es ging nicht.
    Spaltbreit öffnete sie die Augen. Es dauerte eine Zeit, bis sie etwas erkennen konnte.
    Sie lag in einem ihr unbekannten Raum. Die Gegenstände um sie herum verschwammen wie bei einem Film, über den
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