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0015 - Der siebenarmige Tod

0015 - Der siebenarmige Tod

Titel: 0015 - Der siebenarmige Tod
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sein, dachte Tony aufgeregt.
    Der Mann trug eine grauenerregende Teufelsmaske mit riesigen schwarzen Glotzaugen, tiefen schattigen Falten um den harten Mund und dicken, gerippten Hörnern, die aus der hohen Stirn ragten und sich weit nach hinten bogen.
    Tony stieß den Freund nervös an. »Ich hab’ genug gesehen«, raunte er ihm zu. »Mir reicht’s.«
    »Quatsch. Wir bleiben. Jetzt wird’s doch erst richtig spannend!«
    ***
    Rozzo hatte sich voll und ganz dem Bösen verschrieben. Er hatte Frau und Kind verlassen und ging vollkommen in seinem Bestreben auf, sich um die Hölle verdient zu machen. Er hatte keinen Job mehr, wurde von den Sektenmitgliedern finanziell unterstützt, wodurch sie die Gewißheit hatten, daß er jederzeit für sie da war, wenn sie seine Hilfe brauchten.
    Die eingeschworene Satansgemeinschaft hielt wie Pech und Schwefel zusammen, und sie verbürgte sich mit ihrem Blut dafür, daß sie allzeit bereit war, das Schlechte in die Welt hinauszutragen, Neid und Mißgunst zu säen und Zwietracht zwischen die Menschen zu pflanzen.
    Rozzos Blick schweifte über die zwanzigköpfige Schar.
    »Seid mir herzlich willkommen, Brüder in Satan!«
    Er hielt eine kurze Ansprache, die mit gemeinen und obszönen Worten gewürzt war, die die christliche Kirche diskriminierte und den Glauben an das Gute verspottete.
    Mit hochgeschwungenen Fäusten schrie er, daß seine Stimme laut durch die Kirche hallte: »Die wahre Macht ist das Böse. Wir haben uns ihr verschrieben, und wir werden ihr bis an unser Lebensende dienen, auf daß wir einen Ehrenplatz in der Hölle zugewiesen bekommen. In jedem Menschen schlummert ein kleines Quentchen Bosheit. Unsere Aufgabe soll es sein, es zu aktivieren, zu vergrößern, damit es wie ein Krebsgeschwür zu wuchern beginnt!«
    Die Sektierer nickten zustimmend.
    »Brüder in Satan!« fuhr Rozzo mit scharfer Stimme fort. »Ihr wißt, welche Nacht wir heute haben, und wir haben uns hier zusammengefunden, weil wir die Chance, Lemuri persönlich kennenzulernen, nicht ungenützt lassen wollen. Wir werden gemeinsam ein schwarzes Gebet in die Dimensionen des Schreckens schicken und Lemuri bitten, zu uns zu kommen und dieses große Fest mit uns in unserer Mitte zu feiern. Erhebt euch, Brüder in Satan! Erhebt euch, neigt die Köpfe, und sprecht mit mir das Gebet des Grauens!«
    Rozzos Stimme schwoll an. Er brüllte die folgenden Worte aus Leibeskräften, und seine Gemeinde wiederholte sie mit donnernder Stimme.
    Nach jedem Absatz wiederholten die Satansbrüder im Chor: »Satan, erhöre uns! Lemuri, erhöre uns!«
    Das schwarze Gebet hatte sieben Absätze.
    Ein letztes »Lemuri, erhöre uns!« brandete gegen die schwarzen Kirchenwände. Dann folgte lähmende Stille, während der Rozzo einen Hühnerfuß zur Hand nahm und Lemuris Namen damit in die Luft schrieb.
    Ein lautes Zischen war kurz darauf zu hören.
    Und in derselben Sekunde fingen die unsichtbaren Buchstaben zu brennen an. Große Helligkeit ging von ihnen aus.
    Rozzos Stimme überschlug sich vor Begeisterung. »Brüder in Satan, unser Gebet wurde in den Tiefen des Grauens gehört. Dies ist der Beweis dafür!«
    Die brennenden Buchstaben verschmolzen wenige Augenblicke später ineinander, sanken zu Boden und formten einen flammenden Leib, der den großen Leiter des Satansbundes um einen ganzen Meter überragte. Knisternd erlosch das Feuer. Schwarze Rauchschwaden verdichteten sich zu einem festen Körper, vor dem sich Rozzo tief verneigte.
    »Lemuri, wir fühlen uns sehr geehrt, daß du zu uns, deinen willfährigen Dienern, gekommen bist!«
    Der Dämon nickte zufrieden.
    Er war ein abstoßendes Scheusal, über und über mit struppigen Haaren bedeckt, ein Ausbund an Häßlichkeit, halb Mensch, halb Affe, mit großen, glühenden Augen und einer blutroten Zunge, die immer wieder über die schwarzen, schorfigen Lippen huschte.
    »Du hast dich um die Hölle sehr verdient gemacht, Red Rozzo«, sagte Lemuri mit einer unangenehm schnarrenden Stimme. »Ich bin zu euch gekommen, weil ich euch beweisen möchte, daß wir das in den Tiefen des Schattenreiches zu würdigen wissen. Ich habe beschlossen, dich heute nacht mit den Kräften der Hölle auszustatten…«
    »O Herr, ich bin überwältigt«, stieß Rozzo aufgeregt hervor.
    »Ich werde dich zum Hüter des Bösen ernennen…«
    »Ich werde mich dieses Vertrauens würdig erweisen, Herr.«
    »Davon bin ich überzeugt, Rozzo. Knie nieder, und empfange aus meinen Händen die Allmacht der
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