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0015 - Der siebenarmige Tod

0015 - Der siebenarmige Tod

Titel: 0015 - Der siebenarmige Tod
Autoren: Friedrich Tenkrat
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er glaubte, sie wollten sie ihm aus den Gelenken drehen.
    Der Schmerz wurde unerträglich.
    Harry krümmte sich und brüllte dem unkrautbestandenen Boden entgegen: »Hilfe! Zu Hilfe! Hiiilfeee!«
    Ein Fußtritt und ein Schlag ins Gesicht brachten ihn zum Schweigen.
    ***
    Als Harry zu sich kam, glaubte er zu schweben. Er merkte, daß er getragen wurde. Er öffnete die Augen und erkannte, daß man ihn soeben in die schwarze Kirche brachte. Er konnte also nur kurz ohne Bewußtsein gewesen sein. Sein Kopf schmerzte höllisch. Sein Herz hämmerte mit der Wucht einer Dampframme gegen die Rippen. In diesem Moment begriff er, daß es ein Fehler gewesen war, nicht auf Tony Shamrock zu hören. Es war dumm von ihm gewesen, damit zu protzen, daß er keine Angst hatte. Ein Sprichwort fiel ihm dazu ein, von dem er nie etwas gehalten hatte: Lieber fünf Minuten lang feige, als ein Leben lang tot. Da war etwas dran. Herrgott noch mal, wie konnte er seinen Fehler wiedergutmachen?
    Diese schwarzen Ungeheuer würden ihm wohl keine Möglichkeit einräumen, die Scharte auszuwetzen.
    War er wirklich schon verloren?
    Er sah das Fenster, durch das er und Tony geguckt hatten.
    Die Kirchenwand war jetzt nicht mehr gläsern. Sie war wieder so schwarz wie früher.
    Harry Podwil bäumte sich wild auf. Verzweifelt versuchte er, sich herumzuwerfen, sich von den vielen Händen, die ihn festhielten, loszureißen. »Laßt mich!« brüllte er, so laut er konnte. »Ich verlange, daß ihr mich loslaßt! Ihr habt kein Recht, mich festzuhalten!«
    »Die Hölle hat alle Rechte!« donnerte ihm die Stimme von Red Rozzo entgegen.
    Die Satansanbeter stellten den Jungen vor dem schwarzen Altar auf die Beine. Sie hielten ihn aber auch dann so fest, daß er nicht einmal den kleinen Finger ohne ihr Einverständnis bewegen konnte.
    Rozzos Teufelsmaske lag auf dem Altar.
    Der Mann hatte ein scharfgeschnittenes Gesicht mit schwarzen, stechenden Augen. Er grinste höhnisch.
    »Du wärst besser nicht so neugierig gewesen, Junge.«
    Harry Podwil schwieg störrisch.
    »Wie heißt du?« fragte Rozzo scharf.
    Harry preßte die Lippen fest zusammen und starrte den Teufelspriester trotzig an.
    »Sag mir deinen Namen!« verlangte Rozzo mit erhobener Stimme.
    Als Harry weiterhin schwieg, schlug ihm einer der Teufelsanbeter ins Kreuz. Harry schrie heiser auf. Aber seinen Namen sagte er selbst dann noch nicht.
    »Deinen Namen!« brüllte Rozzo wütend. »Ich will deinen Namen wissen!«
    Als der Teufelsanbeter erneut ausholen wollte, schrie Harry seinen Namen: »Podwil. Harry Podwil.«
    Red Rozzo griente zufrieden. »Warum nicht gleich?«
    »Ihr seid Teufel! Hundsgemeine Teufel!« schrie Harry, und die Wut trieb ihm Tränen in die Augen.
    Rozzo lachte knurrend. »Du solltest wissen, daß du uns damit ein großes Kompliment machst, denn für uns alle gibt es nichts Erstrebenswerteres, als Teufel zu sein.«
    »Schweine!« plärrte Harry.
    ***
    Tony Shamrock zitterte wie Espenlaub. War es ihm geglückt, seine Verfolger abzuhängen? Er hatte alles versucht, hatte die letzten Kraftreserven mobilisiert und sie in seine langen Beine geschickt, hatte Meter um Meter für sich herausgelaufen und konnte den Häschern aus den Augen entschwinden. Nun lag er auf den Knien in einer verwitterten, leerstehenden Hundehütte und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, damit dieser ihm in seiner schlimmen Lage beistand. Sein Hals schmerzte. Seine Kehle war völlig ausgetrocknet. Das heiße Blut rauschte laut in seinen Ohren, er hörte das vehemente Pochen seines Herzens.
    Und noch etwas hörte er.
    Schritte.
    Die schwarzen Schergen waren ganz in der Nähe.
    Sie flüsterten miteinander.
    Tony versuchte, den Atem anzuhalten. Er fuhr sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. Todesangst ist etwas ganz Schreckliches.
    Wenn das hier glimpflich vorübergehen sollte, wollte er nie wieder sein Schicksal derart provozieren, das schwor er sich hoch und heilig.
    Die Schritte kamen näher.
    Tonys Herz krampfte sich hart zusammen. Er ächzte, und er erschrak darüber. Sollten die Kerle diesen kleinen Laut vernommen haben…?
    Großer Gott, erspar mir das! bettelte Tony im Geist.
    Er dachte an Harry Podwil. Ob er’s geschafft hatte? Tony dachte an die Wettläufe, die er mit Harry gemacht hatte. Der Freund hatte keinen einzigen davon gewonnen. Hatte er dann heute gegen diese Teufelsanbeter eine Chance gehabt? Tony konnte es sich nicht vorstellen, aber er wünschte Harry den Erfolg von Herzen.
    Und
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