Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einem weiten, schulterfreien Ausschnitt, einen bunten Zigeunerrock und wadenhohe Stiefel.
    An der Tür bedankte sich Holleroy noch einmal für die geleistete Arbeit und wünschte ihr alles Gute.
    Jane schritt die große Freitreppe des Hauses hinunter. Über der Tür brannten Lampen. Die Wagen der Gäste standen auf dem mit Kies bestreuten Parkplatz vor dem Haus.
    Ein breiter Weg führte zum Tor des Grundstücks. Mächtige Ulmen säumten ihn.
    Jane hatte die Treppe gerade hinter sich gelassen, da löste sich aus dem Schatten der Hausmauer ein Mann. Mark Ranger!
    »Ich meine, Sie sollten nicht so einfach verschwinden«, sagte er und versperrte Jane Collins den Weg. Breitbeinig stand er da, trug einen Pullover und eine helle Cordhose. Sein Haar glänzte nass und hing unordentlich in die Stirn. Auf seine Lippen hatte sich ein triumphierendes Hab-ich-dich-endlich-Grinsen gelegt.
    Janes Collins Wagen stand als letzter in der Reihe und war kaum zu sehen zwischen den Prunkschlitten der übrigen Partygäste. Die Detektivin fuhr einen uralten VW-Käfer. Der Motor jedoch hatte einige PS mehr zu bieten als ein Normalfahrzeug dieser Klasse. Und auch sonst war der Wagen tipptopp.
    Jane hatte ihn von einem Automechaniker frisieren lassen. Der junge, tüchtige Mann schwärmte für die Detektivin wie manch ein Teenager für einen Rocksänger.
    »Lassen Sie mich vorbei«, sagte Jane in freundlichem Ton.
    Mark Ranger schüttelte den Kopf. »Ist nicht drin, Puppe. Du hast deinen Spaß mit mir gehabt, jetzt will ich auf meine Kosten kommen. Ich lasse mich nicht fertig machen, merk dir das.«
    »Und ich möchte nicht, dass wir uns duzen«, erwiderte Jane frostig.
    »Hab dich nicht so, Süße.« Ranger fletschte die Zähne wie ein Wolf. Dann fasste er nach Janes Schulter. Das heißt, er wollte es. Doch die Detektivin hatte schon andere Gegner aufs Kreuz gelegt als diesen Schaumacher. Sie fing die Hand ab, drehte sie herum und trat Mark Ranger die Beine unter dem Körper weg.
    Schnaufend landete der große Frauenheld auf dem Boden. Jane Collins war bei dieser Aktion nicht einmal der Mantel von der Schulter gerutscht.
    Der Weg war frei. Nicht einmal übermäßig schnell ging Jane zu ihrem Wagen.
    Hinter ihr rappelte sich Ranger wieder hoch. Er kochte. Noch nie hatte ihn jemand so aufs Kreuz gelegt, Und dazu noch eine Frau. Nein, das schrie förmlich nach Vergeltung.
    Jane erreichte ihren VW. Sie schaffte es aber nicht mehr, die Tür aufzuschließen, denn Ranger hetzte wie ein wildgewordener Büffel auf sie zu.
    Jane Collins fuhr herum. Der Frauentyp stoppte. Er atmete heftig und hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    Kalt blickte Jane Collins ihn an. »Reicht Ihnen die Abfuhr noch nicht?« fragte sie.
    »Okay, Süße, du hast mich überrumpelt. Das passiert mir einmal, aber kein zweites Mal. Ich…«
    Was er wollte, blieb unausgesprochen, denn plötzlich wurden beide gestört. Durch Geigenspiel.
    Es drang aus dem Park, der vor dem Haus wie eine dunkle Insel lag. Nachtschwarz und voller unheimlicher Geräusche. Da rauschte der Wind, da knackte Holz, oder es raschelte in den Büschen. Und jetzt noch das Spiel.
    »Haben Sie die Musik bestellt?« erkundigte sich Jane spöttisch.
    Mark Ranger schüttelte den Kopf. »Seltsam«, sagte er, stand gebannt auf dem Fleck und lauschte. Innerhalb von Sekunden hatte sich bei ihm eine Wandlung vollzogen.
    Auch Jane Collins wurde von der Faszination des Spiels erfasst. Die traurig klingende Melodie riss sie auf seltsame Weise mit und lockte sie zugleich an.
    Wie auf ein geheimes Kommando hin gingen Mark Ranger und Jane Collins los.
    Schritt für Schritt, nebeneinander – ihre Schuhe knickten taufeuchtes Gras. Sie gingen quer über den Rasen, schritten dicht an Büschen vorbei, deren sperrige Zweige Jane den Mantel von den Schultern streiften.
    Keiner von ihnen sprach ein Wort. Eben noch Gegner, waren sie sich jetzt einig. Sie mussten diesen unheimlichen Geigenspieler einfach finden.
    Das Spiel wurde lauter, kreiste sie regelrecht ein. Kam von allen Seiten und schien auch aus den Kronen der Bäume auf sie niederzuschwingen.
    Auf Mark Rangers Gesicht lag ein entrückter Ausdruck. Die Augäpfel waren etwas nach innen gedreht, seine Lippen zu einem Lächeln verzogen.
    Ein Eichhörnchen huschte direkt vor ihren Schuhspitzen entlang. Sie sahen das Tier gar nicht.
    Vielleicht in ihrem letzten Gehirnwinkel hatte Jane noch so etwas wie kühlen Verstand bewahrt. Eine leise Stimme sagte ihr, dass es bei diesem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher