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0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
Autoren: Jason Dark
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zusammen und glitten am Unterteil des Körpers wieder hoch.
    Es kam näher. Sah in Suko schon eine sichere Beute.
    Im selben Augenblick begann sich Frank Scott zu regen. Er stöhnte und setzte sich auf. Und dieses Geräusch rettete Suko das Leben. Wenigstens für die nächsten Minuten.
    Der Chinese wandte sich um. Er wollte sehen, wie es seinem Gefangenen ging. Sein Blick traf das zweite, ebenso schreckliche Monster. Und der Ghoul war nur noch einen Schritt von ihm entfernt…
    ***
    Irgendwann kam ich wieder zu mir. Ich weiß nicht, wie lange ich bewusstlos gewesen war, aber die Stimmen brachten mich in die Wirklichkeit zurück.
    Ich wurde hin und her geschaukelt. Wie auf einem Schiff bei mittlerem Seegang. Immer wenn ich in ein ›Wellental‹ fiel, schien sich mein Magen in Richtung Kehle zu bewegen. Es war ein schreckliches Gefühl. Ich hatte Mühe, ein Würgen zu unterdrücken. Auch schien mein Schädel um das Doppelte angewachsen zu sein. Die Augenlider schwer wie Blei, die Zunge hing pelzig im Rachen, und ich spürte Blutgeschmack auf den Lippen.
    Mühsam nur begann ich mit der Sammlung meiner Gedanken. Ließ die Ereignisse der vergangenen Minuten Revue passieren.
    Das Ergebnis war für mich niederschmetternd. Der berühmte Geisterjäger hatte versagt.
    Gleichzeitig war die andere Stimme in mir: Mensch, reiß dich zusammen, John! Stell dich nicht an wie eine Memme!
    Zum Glück war die zweite Stimme stärker. Ich öffnete die Augen.
    Dunkelheit. Gestalten links und rechts neben mir. Kräftige Arme, die mich trugen. Bleiche Gesichter starrten auf mich herab. Vor mir sah ich die Rücken der Menschen, starrte auf lange Mäntel oder alte Joppen. Sie trugen mich durch den Wald. Schweigend. Nur das monotone Geräusch ihrer Schritte war zu hören.
    Ich war nicht gefesselt, aber ich wusste auch so, dass Flucht keinen Zweck hatte. Sie würden mich bestimmt keine drei Schritte weit kommen lassen, wenn überhaupt.
    Dann sah ich zwischen den Sträuchern und Baumstämmen Licht schimmern. Näherten wir uns dem Landhaus?
    Nein, nicht dem Sitz des Teufelsgeigers, sondern einem Treibhaus. Die Kolonne stoppte vor einer grau gestrichenen Tür.
    Jemand schloss auf. Feuchte, heiße Luft schlug mir entgegen, legte sich schwer auf die Lungen und ließ das Atmen zur Qual werden.
    Wir durchschritten einen langen Gang. Links und rechts standen etwas erhöht die Reihen mit zahlreichen Pflanzen. Über mir sah ich das Glasdach. Es war undurchsichtig. Leuchtstoffröhren brannten in unregelmäßigen Abständen. Das Licht schmerzte meinen Augen.
    Noch hatte niemand bemerkt, dass ich aus meiner Bewusstlosigkeit erwacht war. Ich wollte diesen Zustand auch so lange wie möglich geheim halten.
    Vor einer zweiten, wesentlich schmaleren Tür stoppte der Zug abermals. Die Tür stand offen. Sie führte in einen Abstell- oder Geräteschuppen. Von der Halle fiel genügend Licht herein, um die einzelnen Gegenstände erkennen zu können. Harken, Forken, Mistgabeln, Spaten, eine alte Karre – und…
    Ein Sarg! Aus schwarzem, lackiertem Holz. Mit einem Namen darauf. JOHN SINCLAIR!
    Schlagartig kam mir die Erkenntnis. Der Traum, das triumphierende Grinsen des Schwarzen Todes – und der Sarg. Die Schrecken sollten sich bewahrheiten.
    Zwei Männer hoben den Deckel an. Ich sah die weiße Seide der Innenverkleidung. Mein Magen krampfte sich zusammen. Panik wollte mich überfallen.
    Ich versuchte es. Musste einfach etwas tun. Ich trat mit den Füßen aus, schlug gleichzeitig mit den Händen um mich, traf Körper, hörte Stöhnen und Fluchen.
    Dann gaben sie es mir knüppeldick. Sie ließen mich erst gar nicht auf die Füße kommen. Es hagelte Schläge. Vor dem verdammten Sarg fiel ich in die Knie. Die golden schimmernden Buchstaben tanzten vor meinen Augen. Ich war nicht bewusstlos. Nein, soweit hatten sie es nicht kommen lassen. Aber es gab kaum eine Stelle an meinem Körper, die nicht schmerzte. Fast hätte ich mir eine Ohnmacht gewünscht. So wären mir die nächsten Ereignisse in meinem Bewusstsein erspart geblieben.
    Sie zerrten mich hoch. Ich hörte ihr Lachen, ihr siegessicheres Gegeifer.
    Ich machte mich so schwer wie möglich. Es half nichts. Harte Fäuste schleiften mich zum Fußende des Sarges. Ich erhielt einen Stoß und kippte in die komfortable Totenkiste.
    Ich fiel weich. Kissen dämpften meinen Fall. Die Seide fühlte sich kalt an. Sekundenlang noch sah ich die bleichen Gesichter über mir. Dann fiel der Deckel zu. Dunkelheit. Pechschwarz.
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