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0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
Autoren: Jason Dark
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fühlte mich zerschlagen, wie durch den Wolf gedreht.
    Der unbekannte Autofahrer half mir. Dicht vor meinen Augen sah ich die breite Gummistoßstange eines Volvos. Mein Gott, das war verflixt knapp gewesen. Der Fahrer hatte wirklich erst im letzten Augenblick bremsen können.
    Ich lehnte mich an den Kühlergrill. Tief holte ich Luft. Sie schmeckte nach Abgasen und Öl. »Den Geigenspieler«, krächzte ich, »haben Sie den Geigenspieler nicht gesehen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. Er sah mich an, als hätte er einen Irren vor sich. Ich an seiner Stelle hätte sicherlich nicht anders gedacht.
    »Von wem sprechen Sie, Mister?«
    Ich winkte ab. »Sorry, schon gut.«
    Mein unbekannter Helfer trug einen nachtblauen Smoking. »Kann ich irgend etwas für Sie tun? Wohnen Sie in dem Apartmentblock?«
    »Ja.«
    »Soll ich Sie in Ihre Wohnung begleiten?«
    »Nein, danke. Es geht schon. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, Mister. Wenn Sie nicht so rasch reagiert hätten…« Ich ließ die letzten Worte unausgesprochen.
    »Sie haben auch gar nichts gehört«, erwiderte er. »Sie lagen auf dem Boden wie tot. Aber was erzählten Sie von diesem Geigenspieler? Gesehen habe ich keinen.«
    Ich winkte ab. »Vergessen Sie’s. Und vielen Dank noch einmal. Mein Name ist übrigens John Sinclair.«
    »Und ich heiße Morton Fanwick. Wenn Sie mal Hilfe brauchen, ich wohne im vierten Stock. Stehe jederzeit zu Diensten.«
    »Wieso das?«
    »Ich bin Privatdetektiv, Spezialist in Sachen Ehescheidung und seit drei Wochen in London. Die ersten heißen Fälle habe ich schon hinter mir.«
    »Na, dann weiterhin viel Glück.«
    Fanwick lachte. »Viel Glück ist gut. Das wünsche ich Ihnen. Bei den meisten Menschen fängt es ja mit weißen Mäusen an, aber bei Ihnen mit einem Geigenspieler.«
    »Bin eben sehr musikalisch«, erwiderte ich bissig.
    Lachend stieg Fanwick in seinen Volvo. Ich konnte ihm seinen Spott nicht mal verübeln. Früher hätte ich auch so reagiert, doch seit ich mit dem Übersinnlichen auf Du und Du stehe, hat sich für mich vieles geändert. Ich halte in dieser Welt gar nichts für unmöglich. Dieses Wort habe ich aus meinem Gedächtnis gestrichen.
    Noch ziemlich wacklig in den Knien steuerte ich den Fahrstuhl an. Ich fühlte mich wie gerädert.
    ***
    Suko zog ein Gesicht, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. »Was ist dir denn passiert?« fragte er erstaunt. »Hast du den Boden geküsst?«
    »So ungefähr.« Ich schloss die Tür und berichtete.
    Sukos Gesicht wurde immer ernster. »Verdammt noch mal«, sagte er, »was kommt da noch alles auf uns zu?«
    Ich hob die Schultern.
    Eine Dusche brachte mich wieder auf Vordermann. Ich wechselte die Kleidung, fuhr hinunter in die Tiefgarage und konnte ungehindert losfahren.
    In der Obduktion des Yards erwartete mich Powell mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. »An Zeiten können Sie sich nachts wohl auch nicht halten, wie?«
    Ich grinste ihn an. »Sorry, Sir, aber es gab Dinge, die mich aufhielten.« Ich warf einen Blick auf den Arzt neben Powell. »Kann ich Sie allein sprechen, Chef?«
    Der Arzt verschwand. Zum zweitenmal berichtete ich von dem Vorfall in der Tiefgarage.
    Powells Gesicht wurde käsig. »Oh, verflucht!« stöhnte er. »Ich habe das Gefühl, Ihre Dämonenfreunde haben zu einem Sturmangriff geblasen.«
    Da konnte ich dem Superintendenten nicht gut widersprechen. »Aber jetzt sehen wir uns erst einmal die Tote an«, schlug ich vor, »vielleicht finden wir irgendeinen Hinweis.«
    Der Arzt wurde wieder hinzu gerufen.
    Es gibt nur wenige Dinge, die ich hasse. Dazu gehören mieses Essen und der Anblick von Schauhäusern oder Obduktionsräumen. Unser Obduktionsraum war modern eingerichtet bis in den letzten Winkel. Doch auch die modernen Geräte konnten den Eindruck des Unheimlichen, des Abstoßenden nicht mildern.
    In der Mitte des Raumes hing eine riesige kreisrunde Lampe. Mehrere starke Strahler warfen ihr Licht auf die Bahre mit der Leiche.
    »Es ist sehr seltsam«, dozierte der Arzt. »Ich habe schon zahlreiche Leichen untersucht, aber aus diesem jungen Mädchen werde ich einfach nicht schlau. Die Tote ist völlig anders.«
    »Blutleer?« fragte ich.
    »Nein!«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sehen Sie, Mr. Sinclair.« Er deutete auf die beiden Einschusslöcher. »Es ist kein Blut aus dem Körper gequollen, aber das ging auch nicht. Das Blut dieses Mädchens ist verdickt, sieht aus wie Gelee, eingefroren, was weiß ich noch alles…«
    »Haben Sie eine
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