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0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
Autoren: Jason Dark
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Probe davon untersucht?« Die Frage stellte Superintendent Powell.
    »Ja.«
    »Und?«
    Der Arzt nahm seine Hornbrille ab und putzte gedankenverloren die Gläser. »Die Analyse des Blutes ist völlig normal verlaufen. Die Anzahl der roten und der weißen Blutkörperchen sind im Verhältnis zueinander so gelagert wie bei einem normalen Menschen. Auch die Prozentzahlen der Spurenelemente und Salze stimmen. Was zu einer Verdickung des Blutes geführt hat, weiß ich nicht. Es ist mir ein Rätsel. Ich habe schon verflixt viel gesehen und erlebt, aber so etwas ist noch nicht vorgekommen.«
    Ich rieb nachdenklich mein Kinn. Superintendent Powell stand neben mir und starrte auf die Tote, als wollte er sie wieder zum Leben erwecken. »Sie ist aber tot«, murmelte Powell.
    Der Arzt nickte heftig. »Vom medizinischen Standpunkt ja. Alle Lebensfunktionen sind eingestellt.«
    Von der Seite her blickte ich meinen Vorgesetzten an. Er sah grau aus im Gesicht. Aber vielleicht bewirkte das auch nur das kalte Neonlicht. Die Augen hinter den dicken Brillengläsern wirkten verwaschen. Die Lippen hatte er fest zusammengepresst.
    Powell trug ebenso wie ich eine ungeheure Verantwortung. Nur litt er mehr darunter. Unter Umständen kam es daher, dass er mehr Zeit zum Nachdenken hatte, während ich mir im direkten Einsatz an der ›Front‹ keine großen Gedanken machen konnte.
    »Da ist noch etwas Seltsames«, sagte der Arzt. »Wir haben kleine Proben unter den Fingernägeln der Toten weggekratzt und untersucht. Und in dieser Substanz fanden wir Blattgrün oder Chlorophyll, dieses Enzym, das sich auch in Pflanzen befindet und das mithilft, Zucker in Stärke zu verwandeln.«
    Jetzt wusste ich gar nichts mehr. Die Gedanken rotierten nur noch so in meinem Kopf. Der Teufelsgeiger, der Angriff der Bluteule, die Tote, das verdickte Blut. Und Blattgrün unter den Fingernägeln. Welches Rätsel hatte man uns hier vorgesetzt?
    Powell übernahm die Initiative. »Hören Sie zu, Doc«, sagte er. »Sie werden die Tote unter Verschluss halten. Ich will nicht, dass jemand an sie herankommt. Erklären Sie diese Leiche meinetwegen zum Staatsgeheimnis. Nur Oberinspektor Sinclair und ich haben Zutritt.«
    »Natürlich, Sir«, entgegnete der Arzt. »Ich werde alles veranlassen. Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Danke sehr.«
    Wir verließen den Raum. Im Flur zündete ich mir eine Zigarette an. »Wissen Sie schon, wie es weitergehen soll?« fragte Superintendent Powell.
    Ich blies den Rauch gegen die Decke. »Nein«, erwiderte ich offen. »Ich weiß nur eines.«
    »Das wäre?«
    »Dass ich dem Glaser Bescheid geben muss, damit er eine neue Fensterscheibe einsetzt.«
    »Witzbold«, knurrte Powell.
    ***
    Die Party ging nun schon in die sechste Stunde. Und noch immer war die Stimmung großartig. Vielleicht resultierte es auch daher, dass sich die Gesellschaft um das geheizte Hallenbad gruppierte und einige Girls unbedingt textilfrei schwimmen wollten.
    Natürlich konnten die Männer sich da nicht lumpen lassen. Dinnerjacketts und Hosen flatterten wie Fahnen zu Boden, und aus den Lautsprechern der Stereoanlage dröhnte der Hit der beiden Spanierinnen: Sorry, I’m a Lady.
    Jane Collins beteiligte sich nicht an dem allgemeinen Spektakel. Sie fand es an der Zeit, sich still und heimlich aus dem Staub zu machen. Aber dagegen hatte ihr Schatten etwas. Schatten deshalb, weil der Knabe seit zwei Stunden nicht von der Seite der blonden, äußerst attraktiven Privatdetektivin wich.
    Angeblich war er vom Film. Wer’s glaubte, war selbst schuld. Jane glaubte es nicht.
    Sie saß in einem Rohrstuhl am Rand des Pools, hielt ein gefülltes Glas in der Hand und betrachtete amüsiert das Treiben in dem blaugekachelten Schwimmbecken.
    »Na, hätten Sie nicht Lust auf eine kleine Abkühlung?«
    Da war er wieder, der Schatten. Hatte sich nur eben ein neues Glas geholt. Der Knabe beugte sich vor, und sein alkoholisierter Atem streifte Janes Gesicht.
    Der Mann hieß Mark. Mark Ranger. Ein Name für die Leinwand. Und er sah unverschämt gut aus. Braungebrannt. Schwarzes, modisch geschnittenes Haar, herrliche Zähne, schmale Lippen und dunkelblaue Augen. Selten bei einem Mann. Die weiße Smokingjacke saß wie angegossen. Er schien damit auf die Welt gekommen zu sein. Mark Ranger, der Frauenheld, Liebling aller Betthäschen.
    Jane Collins war kein Betthäschen, sondern Londons beste Privatdetektivin. Äußerst erfolgreich in ihrem Job, allem Neuen aufgeschlossen – und John
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