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0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle
Autoren: Delfried Kaufmann
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natürlich recht. Blacky schien mir schon die ganze Zeit nicht ganz gerade im Kopf. Er faselte ständig von der Mine, die er gefunden haben wollte, obwohl er kaum in die Berge ging. Die Einsamkeit hier oben, kombiniert mit dem engen Aufeinanderhocken und der ständigen Furcht, der andere könne einem zuvorkommen, macht die Männer rasch verrückt. Welche Pläne verfolgen Sie hier oben, Mr. Cotton?«
    »Zunächst einmal möchte ich Mr. Lambert, den Sheriff, sprechen. Ich bin an ihn empfohlen worden. Er würde mir weiterhelfen.« Ich hielt es für richtig, vorläufig nichts über unsere wahren Aufgaben zu sagen.
    Randolph Vanbought zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie haben Pech. Lambert machte sich vor fünf Tagen auf den Weg nach Fort Epson. Er wollte noch vor Einbruch des Winters unten sein.«
    Wenn mir je in meinem Leben eine faustdicke Lüge erzählt worden war, dann war es jetzt in diesem Augenblick. Ich kannte John McDonald und wußte, aus welchem Holz er war, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß er nicht einen seiner besten Männer hier herausgeschickt hatte, einen Mann, der nicht vor dem Winter kniff. Außerdem bestand Funkverbindung zwischen dem Camp und Fort Epson, und wenigstens hätte sich Lambert abgemeldet, bevor er die Sun-Valley-Berge verließ.
    Vanbought schien meinem Gesicht abzulesen, was ich dachte.
    »Sie wundern sich«, sagte er. »Sie scheinen noch fremd in unserem Job zu sein. Die Gegend hier und die Angst vor dem Winter können auch einen besonnenen Mann verrückt machen, auch einen Mann wie Lambert.«
    »Man hat mir in Fort Epson nichts davon gesagt, daß er seinen Posten verlassen hätte.«
    »Ich könnte mir denken, daß er das nicht gerade an die große Glocke gehängt hat. Er wird es nicht einmal seinem Chef gemeldet haben. Es hat ihn eben gepackt. Er brach seine Zelte ab und verschwand. Das ist alles, was ich Ihnen sagen kann. Wir nennen eine solche Handlungsweise den Winterkoller. Und jeder, der einen Winter draußen erlebt hat, wird es verstehen. Ich möchte auch noch vor dem Einfall des ersten Schnees hier weg, wahrscheinlich schon morgen oder übermorgen.«
    »Wir bleiben«, sagte ich. »Hatte Mr. Lambert eine Hütte hier?«
    »Gleich das erste Blockhaus hier vorn, aber es ist jetzt belegt.«
    »Tut mir leid«, antwortete ich. »Mr. McDonald hat uns die ausdrückliche Erlaubnis gegeben, in Lamberts Blockhaus zu wohnen. Wenn mir die Nase des jetzigen Bewohners gefällt, kann er darin bleiben. Vielen Dank für Ihre Auskünfte, Mr. Vanbought.«
    Ich drehte mich um und ging auf das Haus, eine aus kräftigen Stämmen gefertigte Hütte, zu. Phil blieb auf eine stillschweigende Abrede auf seinem Platz und ließ die Männer nicht aus den Augen.
    Vanbought folgte mir und erreichte mich, als ich schon vor der niedrigen Tür stand. Er faßte meinen Arm.
    »Ich warne Sie, Mr. Cotton«, stieß er hervor. »Es gibt ungeschriebene Gesetze hier in den Bergen, die unbedingt befolgt werden müssen. Eine Hütte zu haben, bedeutet im Winter Tod oder Leben, und ein Mann, den Sie aus seinen vier Wänden vertreiben, wird es Ihnen nicht vergessen und nie wieder vergeben.«
    »Aber ich will niemanden vertreiben«, antwortete ich, machte mich los und stieß die Balkentür auf.
    Der Raum empfing sein Licht nur durch vier schmale Blendschlitze ohne Fenster. Es war sehr dämmrig, zumal die Verkleidung vor den Lichtschlitzen der Rückseite vorgelegt war, doch gewöhnten sich meine Augen schnell daran.
    Die Hütte bestand nur aus einem Raum von zehn Fuß im Quadrat, und ihre lichte Höhe war gerade ausreichend, daß ich ungebückt stehen konnte. An der Stirnwand stand eine Pritsche, auf der ein dunkles Etwas lag, das sich in regelmäßigen Abständen hob und senkte. Dazu ertönte ein röhrendes Schnarchen. Ich ging hin und beugte mich über den Mann, prallte aber wieder zurück. Der Bursche roch unwahrscheinlich nach Schnaps, und nicht nach einem von der teuersten Sorte.
    Ich packte seine Schultern und schüttelte ihn. Er verschluckte sich, wollte dann weiterschlafen, aber als ich nicht nachließ, entschloß er sich, seine Augen aufzuschlagen.
    Ächzend richtete er sich hoch, fuhr sich durch das wirre graue Haar, riß an seinen Bartsträhnen und brummte: »Was ist denn los?«
    »Sie bekommen Einquartierung, Mister. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.«
    »Darum wecken Sie mich?« schnaufte er. »Mir doch egal!« Und er traf Anstalten sich wieder hinzulegen.
    »Kommen Sie heraus, Glenford«, sagte Vanboughts
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