Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Amerikaner.«
    »Fein«, sagte ich, »dann bin ich bei Ihnen an der richtigen Adresse. Also hören Sie zu. Mein Freund Decker und ich sind Angehörige des FBI, und die amerikanische Regierung schickte uns hierher, um Sheriff Lambert dabei zu unterstützen, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Leider ist Lambert abgereist, wie Sie das nennen, und so müssen wir uns als seine Stellvertreter betrachten. Kurz und gut, Mr. Vanbought, ich betrachte mich als Polizeichef von Sun Valley Camp, und in dieser meiner Eigenschaft als oberste Behörde teile ich Ihnen meine Anordnung Nummer eins mit: Niemand verläßt ohne meine Erlaubnis Sun Valley Camp.«
    Ich hatte sein Gesicht genau beobachtet. Bei der Nennung meines Berufes hob er die Brauen. Als ich mich zum Polizeichef erhob, lächelte er dünn, aber als ich das Verlassen von Sun Valley Camp verbot, lachte er laut und schallend.
    »Bin gespannt, wie Sie das durchsetzen wollen!« rief er.
    »Sehr einfach, ich werde jeden, der es versucht, eigenhändig daran hindern.«
    Er brach sein Gelächter ab.
    »Auch mir wollen Sie verbieten, nach Epson zu gehen?«
    »Auch Ihnen«, sagte ich, drehte mich um und ging zur Hütte zurück.
    Ich erzählte Phil den Hergang der Unterhaltung. Da es dunkel wurde, verstellten wir die unverschließbare Tür mit dem schweren Tisch. Die Luken mußten von außen durch eingehängte Blenden verschlossen werden, aber wenn jemand versuchen sollte, sie auszuheben, so würde das Lärm genug verursachen, um uns zu alarmieren.
    Wir hatten die Karbidlampe aus unserem Gepäck aufgehängt und angezündet. Phil hatte auf dem Kaminfeuer ein paar Konserven gewärmt. Jetzt genehmigten wir uns jeder ein paar Schlückchen aus der einen der beiden Whiskyflaschen, die McDonald uns mitgegeben hatte. Als Gläser dienten uns die Kunststoffbecher, die unser einziges Trinkgerät bedeuteten.
    »Ich weiß nicht, ob wir uns nicht schnellstens auf den Weg machen sollten, um McDonald davon zu unterrichten, daß hier einiges nicht in Ordnung zu sein scheint«, sagte Phil. »Der Henker mag wissen, ob wir den Laden hier geradebiegen können. Wir sind schließlich zwei gegen sechzig.«
    Ich trank meinen Whisky. Aus dem Kunststoffbecher schmeckte er nicht besonders.
    »Traust du dir zu, allein nach Fort Epson zurückzufinden?« fragte ich.
    »Du willst nicht mit?«
    »Ich rechne so, Phil: Was immer Vanbought beabsichtigt, er wird es nicht ausschließlich im Camp verwirklichen können. Halte ich ihn hier fest, so bedeutet das, daß er auf zwei Dritteln, vielleicht auch auf neun Zehnteln seines Weges steckengeblieben ist. Du alarmierst McDonald. Mit dem Flugzeug ist er in ein paar Stunden hier, und ich hoffe, er durchschaut die Sache sofort.«
    »Ich brauche wenigstens fünf Tage bis zum Fort. In der Zeit können sie dich zehnmal massakriert haben.«
    »Ich glaube nicht, daß wir beide gehen können. Wir sind fremd in der Gegend. Wenn wir Vanbought freie Bahn lassen, überholt er uns leicht, und es kann zu spät sein, wenn wir Epson erreichen. Besser du gehst allein.«
    »Schön«, sagte Phil, »morgen früh?«
    »Morgen früh!«
    ***
    Die Nacht blieb ruhig. Wir lösten uns alle zwei Stunden mit der Wache ab, aber wir taten es nur, um zu verhindern, daß irgendwer uns unliebsame Überraschungen bereitete. Bei der völligen Dunkelheit hätten wir nicht bemerkt, wenn jemand das Lager verließ.
    Früh um sechs Uhr weckte ich Phil. Er packte sein Bündel. Wir beugten uns noch einmal über die Karte, teilten auch die Rationen. Dann nahm er sein Gewehr in die Hand, und wir gingen nach draußen. Wir standen ein wenig herum und wußten nicht recht, was wir zum Abschied sagen sollten.
    »Scheußlich, dich hier allein zu lassen«, sagte Phil schließlich. »Nicht mal die Tür hat einen Riegel.«
    »Ich passe schon auf«, brummte ich. »Und glaube nur nicht, daß der Marsch nach Fort Epson ein Zuckerlecken wäre.«
    Er winkte mit der Hand. »Bis später. Ich werde mich beeilen. Bestell Vanbought einen schönen Gruß! Falls er sich an dir vergreifen sollte, werde ich ihn lebendig fressen.«
    »Ich werde es ausrichten. Viel Glück!«
    »Danke.«
    Ich sah ihm nach, bis er den Rand des Klippenabsatzes erreicht hatte. Er drehte sich noch einmal um, winkte. Dann stieg er ab und war meinem Blick entschwunden.
    Das Camp schlief noch. Keiner der Schürfer zeigte sich. Ich nahm den Nylonsack, ging zum Fluß und holte Wasser. Ich entzündete das Feuer neu und kochte mir Tee. Ich frühstückte, und ich kam mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher