Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

Titel: 0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
noch so braver Cop, imstande wäre, Callighan festzunehmen oder schneller zu handeln als er. Gerade weil der Cop ein braver Mann war, konnte er ihn nicht besiegen, denn Callighan war ein siebenfacher eiskalter Teufel.
    Und selbst wenn der Cop oder der Sheriff, der den Ausbrecher mit dem umwickelten Kopf entdeckte, seinen Ehrgeiz überwand und sich still und leise zum nächsten Telefon schlich! In mir saß die Furcht, daß Slug Callighan selbst den einen aufmerksamen Blick bemerkte, der ihn von einem Uniformierten traf. Ich wußte, für ihn würde schon ein solcher Blick genügen, um sich zu sichern. Er fühlte sich so nahe am Ziel. Er würde nicht aufgeben.
    Ich wünschte, ich wäre ein Dichter gewesen, während ich an dem Rundtelegramm arbeitete. Ich hätte alle großen Worte gern gebraucht, um die Empfänger des Telegramms beschwören zu können, vorsichtig, vorsichtig und noch einmal vorsichtig zu sein. Aber ich war kein Dichter, und ich konnte nur dicke Rufzeichen hinter meinen Warnungen setzen.
    Okay, auch dieser Text wurde fertig. Ich las ihn noch einmal durch, faltete ihn, stand auf und sagte zu Phil: »Ich bringe es in die Fernmeldezentrale.«
    Ich hatte schon die Klinke in der Hand, als das Telefon schrillte.
    Phil nahm ab, meldete sich und hörte zu. Dann deckte er die Muschel mit der Hand ab und sagte: »Da ist ein Mann, Ivry, der uns wegen des Gesuchten mit dem verbundenen Kopf sprechen möchte. Er sitzt in der Zentrale.«
    »Bitte ihn herauf.«
    Wir hatten in den letzten vierzehn Tagen mit so vielen Leuten gesprochen, die alle etwas wissen oder beobachtet haben wollten, daß nicht der geringste Grund zu der Annahme bestand, dieser Mann könnte uns weiterhelfen. Es war geradezu sträflich, daß ich deswegen die Durchgabe des Telegramms hinauszögerte, aber mir war es so heiß beim Gedanken an das Telegramm, daß ich jeden Vorwand gern benutzte, um seine Absendung hinauszuschieben.
    Der Mann erschien. Er war groß und breitschultrig und trug eine Lederweste, wie sie Fernfahrer gern tragen.
    »Nehmen Sie Platz«, bot ich ihm einen Stuhl an. Er drehte seine Mütze zwischen den Fingern. Ich reichte ihm das Zigarettenpäckchen hinüber.
    »Ich heiße Tonio Benster«, sagte er mit einer rauhen Stimme. »Ich bin Fahrer bei der ›Intercontinal Service Ltd.‹. Sie wissen, wir führen mit schweren Wagen Transporte quer durch die Staaten aus. Vor rund vierzehn Tagen war ich das letztemal in New York und verfrachtete eine Ladung Maschinenteile nach Chicago. Als ich heute morgen wieder hier war, hatte ich Pech mit der Maschine. Ich mußte mit dem Wagen in eine Werkstatt, und weil der Montagemeister sagte, es würde wohl lange dauern, ging ich in die Raststätte nebenan, um zu frühstücken.«
    Er erzählte umständlich, aber ich ließ ihn in aller Ruhe reden.
    »An meinem Tisch saßen einige Taxichauffeure, deren Wagen ebenfalls zur Reparatur in der Werkstatt waren. Sie unterhielten sich über allerlei, unter anderem auch darüber, daß die G-men hinter einem Mann mit verbundenem Kopf her sind und daß jeder Chauffeur in New York danach gefragt wurde. Ich mischte mich ein und sagte, daß ich vor vierzehn Tagen solch einen Mann gefahren hätte. Sie meinten, ich müßte das sofort melden, und darum bin ich hier.«
    Er verstummte und sah uns an, als habe er damit alles gesagt, was zu sagen war.
    Jetzt nahm er eine Zigarette.
    »Erzählen Sie bitte genau, wie Sie den Mann trafen«, sagte ich langsam.
    »Es ist nicht viel zu erzählen, Sir. Ich wollte den Highway nehmen und war schon ein gutes Stück aus der Stadt hinaus, als der Mann am Straßenrand stand und winkte. Ich sah seinen verbundenen Kopf und dachte zunächst an einen Unfall. Darum stoppte ich auch sofort. Er hatte aber einen Koffer bei sich und fragte, ob ich ihn ein Stück mitnehmen würde. Ich fragte ihn, was für einen Unfall er gehabt hätte, aber er antwortete, das läge schon einige Wochen zurück. Er erkundigte sich, wohin ich führe, aber bis Chicago wollte er nicht mit. Er erkundigte sich, ob ich nicht ein nettes kleines Nest auf der Strecke wüßte. Er hätte einige Tage Erholung nötig. Ich nannte ihm Bliews, und er sagte, ich möge ihn dort absetzen.«
    Phil und ich stürzten gleichzeitig zur Karte, als der Name der Stadt fiel. Sie war gar nicht leicht zu finden, denn sie war winzig klein, kaum mehr als ein Dorf. Aber dann fanden wir sie, und ich wollte mich hängen lassen, wenn wir damit nicht gleichzeitig den Aufenthaltsort von Slug Callighan
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher