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0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

Titel: 0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf
Autoren: Delfried Kaufmann
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öffnete eine kleine, rundliche ergraute Dame.
    »Mrs. Smith?« fragte ich.
    Sie nickte lächelnd.
    »Sie vermieten Zimmer, Mrs. Smith?«
    »Oh, gewiß«, zwitscherte sie. »Wünschen Sie eins? Ich habe zwei Räume frei. Die Hotels stören leider uns kleine Leute sehr. Und ich wohne zu weit von den Colleges fort, als daß ich Studenten aufnehmen könnte. Bitte, treten Sie näher.«
    »Nein, danke«, antwortete ich. »Es handelt sich nicht um ein Zimmer. Ich suche einen Freund. Er soll bei Ihnen gewohnt haben. Man sagte mir, er hätte einen schweren Autounfall gehabt.«
    »Oh, Sie meinen Mr. Liddingham. Ist er Ihr Freund? Ja, denken Sie nur. Er wohnte nur fünf Tage hier, als er diesen schrecklichen Unfall hatte. Und trotzdem mußte er gleich am nächsten Tag weiter. Ich konnte ihn nicht überreden, zu bleiben, obwohl er sichtlich noch sehr schwach war. Kennen Sie seinen anderen Freund, den schmalen blonden Mann? Also, wissen Sie, das ist ja vielleicht ein Freund. Als Mr. Liddingham abreiste, kam er noch nicht einmal und brachte ihn zum Wagen. Er ließ sich einfach nicht mehr sehen. Dabei hatte Mr. Liddingham nach seinem Unfall wahrhaftig die Hilfe eines Freundes nötig.«
    Mrs. Smith hätte sicherlich noch ein Stündchen geredet, wenn ich ihr die Zeit dazu gelassen hätte. Na, die schlechte Meinung, die sie da von Ivry Jordan äußerte, tat ihm nicht mehr weh.
    »Sie wissen nicht, wohin Liddingham gefahren ist, Mrs. Smith?«
    »Nein, leider nicht. Er sprach nur von dringenden Geschäften, aber er versprach, wieder bei mir zu wohnen, wenn er in New York sei. Soll ich ihm etwas ausrichten, wenn er wieder da ist, Mister…?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, Mrs. Smith«, sagte ich. »Ich sehe mich schon selbst nach ihm um.« Ich klärte sie nicht auf, wer sich bei ihr unter dem Namen Liddingham verborgen hatte. Es war unnötig, und wahrscheinlich hätte sie mir nicht einmal geglaubt.
    »Und jetzt?« fragte Phil, der auf der Straße gewartet hatte, nach meinem Bericht.
    »Hotels und Pensionen«, sagte ich. »Alle großen Hotels lassen wir aus, auch alle übel beleumundeten.«
    Die Aktion lief fünf Tage, und alles in allem waren jetzt fast drei Wochen seit dem Tode von Dr. Wyman vergangen, und allzuviel Zeit hatten wir nicht mehr, eine Woche, hoch gerechnet. Am sechsten Tage erreichte uns der Anruf eines Beamten, der die Pensionen und kleinen Hotels in der Uptown kontrollierte.
    »Kann sein, daß wir ihn haben, Cotton«, meldete er aufgelegt. »Hotel Rose, 143. Straße.«
    »Wir kommen«, antwortete ich und legte auf. Ich war nicht besonders aufgeregt. Wir waren in diesen fünf Tagen so vielen falschen Fährten nachgegangen, daß ich gar nicht annahm, diese könnte richtig sein.
    Das Hotel Rose entpuppte sich als ein drittklassiges Hotel Kami, reichlich schmuddelig und ungepflegt. In dem engen und dunklen Flur stand der Besitzer hinter der Portierloge und sah mir mißmutig entgegen. Phil war mit dem Beamten, der uns den Fund gemeldet hatte, draußen geblieben.
    Ich glaubte nicht, daß uns jemand hörte, aber Vorsicht war besser. Die Treppe führte in engen Windungen nach oben, und ich konnte nicht wissen, ob jemand am Geländer stand und lauschte.
    »Haben Sie ein Zimmer?« fragte ich laut, zeigte aber gleichzeitig meinen FBI-Ausweis und deutete auf die Glastür, die hinter der Portierloge in eine Art Büro führte.
    Der Wirt schien einige Erfahrung im Umgang mit der Polizei zu haben. Er sagte laut: »Können Sie kriegen«, klappte aber das Trennbrett hoch und ließ mich in das Büro vorangehen.
    »Wir suchen einen Mann mit einem verbundenen Kopf«, sagte ich, als sich die Glastür hinter uns geschlossen hatte.
    »Hat bei mir gewohnt«, antwortete der Wirt.
    »Hat?«
    »Ja, ist ausgezogen.«
    »Verdammt, das hätten Sie unserem Mann, der zuerst bei Ihnen war, auch gleich sagen können.«
    »Hätte ich auch getan, aber er ließ mir keine Zeit dazu. Kaum daß ich auf seine Frage, ob einer mit einem umwickelten Schädel bei mir wohnte, genickt hatte, stürzte er schon davon, um Sie zu benachrichtigen. Und Sie können nicht von mir verlangen, daß ich der Polizei nachlaufe. Habe ohnedies genug Scherereien mit Leuten von eurer Sorte.«
    »Wann ist der Mann ausgezogen und wohin?«
    Der Hotelbesitzer grinste. »Zufällig kann ich Ihnen wenigstens den ersten Teil der Frage beantworten. Weiß der Teufel, warum die Polizei dauernd auf die Idee verfällt, bei mir stiegen gesuchte Gangster am laufenden Band ab. Aber weil
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