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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen
Autoren: Susanne Wiemer
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nichts gefunden, das sich direkt mit dem silbernen Amulett beschäftigte.
    Aber es gab genug Berichte und Fähigkeiten, die entsprechende Rückschlüsse zuließen.
    Einige dieser Passagen hatten sich unauslöschlich in Zamorra Gedächtnis geprägt: In dieser Zeit aber geschah es, daß Leonardo de Montagne der Hexerei bezichtigt wurde. Er gehe durch Feuer, ohne zu verbrennen. Er berühre die Türen der Häuser, und fortan könne kein Geist oder Dämon mehr eindringen. Auch gebiete er über Sturm und Hagel, auf daß sie seine Ernte nicht zerstörten.
    Und an einer anderen Stelle. Nach etlichen Kapiteln über Intrigen und Anklagen gegen den Burgherrn: Er aber zeigte seinen Widersachern ein silbernes Amulett und machte, daß sie anderen Sinnes wurden…
    Auch Menschen schienen mit dem Amulett beeinflußt werden zu können. Die Chronik wußte außerdem zu berichten, daß Leonardo de Montagne einen blutsaugenden Vampir vernichtet habe.
    Von den Feuerdämonen wurde in all den Erzählungen nur in Andeutungen gesprochen, hinter denen man deutlich den angstvollen Schauer spüren konnte, der die Chronisten bei diesem Thema überfallen haben mußte. Leonardo de Montagne hatte über diese Dämonen geherrscht, hatte sie in die Gewölbe von Château Montagne gebannt. Aber er hatte sie nicht vernichtet. Ob er es nicht gekonnt hatte oder nicht gewollt, ob das Amulett nicht stark genug gewesen war, oder ob sich Leonardo der Hilfe der Geister gegen seine Feinde versichern wollte - das ging aus den alten Büchern nicht klar hervor.
    Zamorra hatte keinerlei Hinweis darauf entdeckt - aber er wußte, daß er es herausfinden würde. Er war entschlossen, die Probe aufs Exempel zu machen. Heute noch. In dieser Nacht! Er zog sein Jackett wieder an und überzeugte sich davon, daß der Revolver noch in der Tasche steckte. Aus irgendeinem Grund wollte er nicht auf die Waffe verzichten, obwohl er wußte, daß sie gegen die Dämonen nutzlos war. Ruhig löschte er das Licht in der Bibliothek, verließ das Zimmer und ging - zum wievieltenmal eigentlich? - in die Halle hinunter. Die Kellertür war nur angelehnt. Zamorra stutzte. Hatte er vergessen, sie zu schließen? Er überlegte, sah sich um - dann zuckte er die Schultern und stieg im Schein der trüben Glühbirnen die Treppen hinunter. Schließlich gab es nicht nur Folterkammern und Kerker dort unten, sondern auch ganz normale Vorratsräume. Vielleicht hatte Raffael eine Flasche Wein oder irgendwelche Konserven geholt. Vielleicht… Seine Gedanken stockten. Von einer Sekunde zur anderen hatte er das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Er runzelte die Stirn. Einen Moment lang lauschte er, konzentrierte sich ganz auf die Geräusche seiner Umgebung, dann ging er mit gespannten Sinnen weiter und näherte sich der Gabelung des Ganges, die vor ihm lag. Er wußte, daß jemand dort stand. Er spürte es, nahm die Anwesenheit des anderen mit jeder Faser seiner Nerven wahr. Langsam, sprungbereit bog er um die Ecke - und atmete im nächsten Moment erleichtert auf.
    »Nicole«, sagte er. »Was, um alles in der Welt, machen Sie denn hier?«
    Nicole lächelte. Ihre Augen waren groß, weit, seltsam starr. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen - aber Zamorra bekam die Antwort nicht mehr mit. Etwas bewegte sich neben ihm. Wie aus dem Boden gewachsen tauchte eine Gestalt aus dem Dunkel einer Nische. Zamorra wirbelte herum. Dicht vor sich sah er etwas Großes, Dunkles, das auf ihn zusauste; er wollte ausweichen - aber er schaffte es nicht mehr. Der Hieb mit der mittelalterlichen Keule traf seinen Schädel mit furchtbarer Gewalt und löschte sein Bewußtsein aus.
    ***
    Das Erwachen war eine langwierige, scheußliche Prozedur. Zamorra hatte das Gefühl, sein Schädel sei gespalten. Was er empfand, ähnelte den dröhnenden Schlägen einer gigantischen Pauke.
    Sekunden, Minuten, eine Stunde - er wußte nicht, wieviel Zeit verging, bis es ihm gelang, wieder einen halbwegs vernünftigen Gedanken zu fassen. Sein Erinnerungsvermögen setzte ein. Das Amulett… Er hatte versuchen wollen, seine Wirkung zu erproben… Er war in den Keller gegangen und… Nicole!
    Was hatte Nicole mit der Sache zu tun? Was suchte sie hier unten? Der eigentümlich starre Ausdruck ihrer Augen fiel ihm wieder ein - und gleichzeitig die Explosion, die er in seinem Schädel gespürt und die sein Bewußtsein ausgelöscht hatte. Er schluckte krampfhaft. Ein pelziger, widerlicher süßer Geschmack war in seinem Mund. Er blinzelte, versuchte die Augen
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