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0001 - Das Schloß der Dämonen

0001 - Das Schloß der Dämonen

Titel: 0001 - Das Schloß der Dämonen
Autoren: Susanne Wiemer
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auf! Reißen Sie sich zusammen! «
    Ganz langsam konzentrierte sich ihr Blick auf ihn, erwachte zu einem kühlen, seltsam unpersönlichen Interesse.
    »Ja?« fragte sie monoton.
    »Sie müssen mir helfen, Nicole! Nehmen Sie irgendein Messer, schneiden Sie die Stricke durch und…«
    »Nein«, sagte sie - immer noch monoton, als rezitiere sie etwas, das sie auswendig gelernt hatte. »Der Meister hat es verboten. Der Meister ist auf der Suche nach dem silbernen Amulett. Er wird es bekommen…«
    »Das wird er nicht! Er wird von diesen verdammten Dämonen umgebracht werden. Und wir auch, wenn Sie nichts tun!«
    Seine Worte erreichten sie nicht. Ihr Blick zerfaserte, ging ins Leere. Ein eigentümliches, verlorenes Lächeln erschien auf ihren Lippen.
    »Der Meister ist groß«, flüsterte sie. »Der Meister wird das Amulett besitzen. Er wird mächtig sein. Er wird herrschen…«
    Sie verstummte. Das letzte Wort war nur noch ein verwehender Hauch. Ihr Gesicht war abwesend, verklärt - als lausche sie auf eine Melodie, die nur sie hören konnte. Zamorra stand der Schweiß auf der Stirn. Er wußte, was mit Nicole los war. Dieser Teufel in Menschengestalt hatte sie hypnotisiert, genau wie er offensichtlich Charles Vareck hypnotisiert hatte.
    Und Zamorra wußte, daß es nur ein einziges Mittel dagegen gab - eine Art Gegenhypnose. Schritt für Schritt die Suggestionen aufheben. Oder neue, andere Suggestionen setzen. Zamorra beherrschte die Technik - sie war im Grunde einfach, war für fast jeden Menschen lernbar. Aber, er kannte auch die Schwierigkeiten - und er war sich bewußt, daß die Chance nur eins zu tausend stand.
    »Nicole«, flüsterte er beschwörend. »Sehen Sie mich an, Nicole!«
    Sie reagierte nicht. Seine Worte schienen an ihr abzuprallen. Sie befand sich in einem Zustand tiefer Trance, war darauf programmiert, Ramondo bei der Jagd nach dem Amulett zu helfen… Das Amulett! Das war es!
    Der Gedanke schoß Zamorra wie ein Blitz durch den Kopf, und er wußte sofort, daß er die einzige Möglichkeit gefunden hatte, das Blatt noch zu wenden. Er atmete tief durch.
    »Ich habe das Amulett, Nicole«, sagte er laut und deutlich.
    Sie zuckte zusammen. Mechanisch, wie an unsichtbaren Fäden gezogen wandte sie den Kopf. Eine winzige V-förmige Falte bildete sich über ihrer Nasenwurzel, und ihr Gesicht spiegelte äußerste Konzentration.
    »Was?« fragte sie leise und ungläubig.
    »Ich habe das Amulett«, wiederholte er. »Ich habe es bei mir, Nicole. Es hängt an einer Kette um meinen Hals. Sie können es haben…«
    Nicoles Augen wurden so weit, als wolle sie alles Licht der Welt auf einmal in sich aufnehmen.
    »Das Amulett«, flüsterte sie. »Das silberne Amulett…«
    Zamorra starrte sie an.
    »Ich habe es, Nicole. Sie können es nehmen. Jetzt gleich!«
    Sie nickte. Langsam kam sie auf ihn zu. Ihre ausgestreckten Hände bebten. Mit einem Ruck riß sie das Hemd über seiner Brust auf, er spürte die flüchtige, seltsam kühle Berührung - und dann schlossen sich ihre Finger um das silberne Amulett.
    Zamorra wagte sich nicht zu rühren.
    »Wach auf, Nicole«, flüsterte er. »Wach auf! Du bist frei! Nichts zwingt dich mehr. Der Bann ist gebrochen.«
    Nicole schien zu versteinern. Sie hielt den Atem an.
    Immer noch umschloß ihre Rechte das Amulett. Sekunden vertickten, dehnten sich zu Ewigkeiten.
    Und dann, nach einer Zeit, die Zamorra endlos vorkam, zuckte Nicole zurück und ließ das Amulett los, als habe sie sich die Finger daran verbrannt. Ihre Augen flackerten. Augen, in denen sich die unnatürliche Starre gelöst hatte, die wieder lebten und sich weiteten in panischem Schrecken. Ihre Stimme bebte, war hoch und hell vor Furcht.
    »Wo… bin ich? - Was ist passiert?«
    »Ruhig, Nicole! Ganz ruhig!« Zamorras Stimme klang beschwörend. Nicole zitterte. Hilfesuchend sog sich ihr Blick an ihm fest - und da erst schien sie richtig aufzunehmen, in welcher Lage er sich befand. Sie wich einen Schritt zurück. Mit einer flatternden Gebärde fuhren ihre Hände zur Kehle. Ihre Lippen öffneten sich, pfeifend holte sie Luft - und Zamorra wußte, daß sie im nächsten Moment aufschreien würde.
    »Keinen Laut!« peitschte seine Stimme. »Reißen Sie sich zusammen! Dies ist die Folterkammer von Château Montagne, und Sie sind lediglich hypnotisiert worden. Ich werde Ihnen das alles später erklären. Jetzt müssen Sie die Nerven behalten, verstanden?«
    Nicole atmete wieder aus. Zwei, drei Sekunden lang blieb sie reglos stehen,
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