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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
Autoren: Jean M. Auel
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Beim Sommertreffen der Ma mutoi versammelten sich zwar wesentlich mehr Leute, doch zur Neunten Höhle der Zelandonii allein gehörten über zwei hundert Menschen, die an diesem einen Ort wohnten und also eine Gruppe bildeten, die größer war als das gesamte ClanMiething!
Ayla kannte die genaue Anzahl der Menschen nicht, die um die Neuankömmlinge herumstanden und sie musterten, doch sie musste daran denken, wie sie einst mit Bruns Clan beim Miething eingetroffen war und das Gefühl gehabt hatte, dass alle sie beäugten, obgleich sie sich bemühten, das nicht allzu aufdringlich zu tun. Diejenigen aber, die nun zusahen, wie Marthona Jondalar, Ayla und einen Wolf zu ihrem Wohnplatz hinführte, waren weniger unaufdringlich und diskret. Sie mach ten keine Anstalten, die Augen zu senken oder abzuwenden. Ayla fragte sich, ob sie sich jemals daran gewöhnen würde, mit so vielen Menschen auf engem Raum zusammenzuleben, und ob sie das überhaupt wollte.

2
    Die Frau mit der massigen Statur blickte auf, als sich der Le dervorhang über dem Eingang von Marthonas Wohnplatz be wegte, sah aber sofort wieder weg, als die junge blonde Fremde heraustrat. Sie saß an ihrem gewohnten Platz, einem Sitz, der aus einem massiven Kalksteinblock gehauen und stabil genug war, ihr Gewicht zu tragen. Der mit Leder gepolsterte Sitz war eigens für sie angefertigt worden und stand genau da, wo sie ihn haben wollte: im rückwärtigen Teil der großen offenen Flä che innerhalb der gewaltigen, der Siedlung Schutz bietenden Felsnische, mit Blick auf nahezu den gesamten gemeinsam genutzten Raum.
    Die große Frau schien in sich versunken zu sein, aber es war nicht das erste Mal, dass sie ihren Platz nutzte, um einen Men schen oder ein Geschehen still zu beobachten. Die anderen hatten gelernt, sie nur im Notfall zu stören, wenn sie so versunken schien, besonders wenn sie ihre Brustspange aus Elfenbein mit der schlichten, unverzierten Seite nach vorn trug. War die Seite mit den geschnitzten Symbolen und Tieren zu sehen, so konnte sich ihr jeder ohne weiteres nähern. Die leere Seite dagegen bedeutete Stille und zeigte an, dass sie schwei gen und ungestört sein wollte.
    Die Angehörigen der Neunten Höhle hatten sich so sehr dar an gewöhnt, wie sie auf ihrem Sitz verharrte, dass sie dort, trotz ihrer eindrucksvollen Erscheinung, kaum mehr wahrgenommen wurde. Wegen ihrer sorgfältig gehüteten Unauffälligkeit hegte sie keinerlei Bedenken. Als spirituelle Anführerin der Neunten Höhle der Zelandonii fühlte sie sich für das Wohlergehen aller verantwortlich und nutzte jedes Mittel, auf das ihr erfindungs reicher Geist verfiel, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
    Sie beobachtete die junge Frau, wie sie die Felsennische ver ließ und auf den Pfad zusteuerte, der ins Tal hinabführte. Das fremdartige Aussehen ihrer Ledertunika war unverkennbar, und aus den federnden Bewegungen sprachen Gesundheit, Kraft und ein Selbstvertrauen, dem ihre Jugend und die Tatsa che, dass sie sich auf völlig fremdem Territorium bewegte, keinen Abbruch zu tun schienen.
    Zelandoni erhob sich und ging auf den Wohnplatz zu. Von dieser Art gab es viele von unterschiedlicher Größe, die in der Felsnische verstreut lagen. Am Eingang, der den privaten Wohnbereich vom Raum der Allgemeinheit trennte, klopfte sie auf das steife Stück ungegerbten Leders neben dem Vorhang und hörte daraufhin durch weiche Ledersohlen gedämpfte Schritte, die sich näherten. Der große, blonde und erstaunlich gut aussehende Mann zog den Vorhang zur Seite. Seine leuch tend blauen Augen weiteten sich verblüfft, um sodann erfreut zu strahlen.
    »Zelandoni! Wie schön, dich zu sehen«, sagte er, »aber Mut ter ist gerade nicht da.«
»Wie kommst du darauf, dass ich wegen Marthona hier bin? Du bist derjenige, der fünf Jahre lang weg war.« Ihr Ton war scharf.
Plötzlich war er verwirrt und wusste nicht, was er sagen soll te.
»Wie ist es, willst du mich hier draußen stehen lassen, Jonda lar?«
»Oh ... komm doch herein, ja«, sagte er. Seine Stirn legte sich in die typischen Falten, das warme Lächeln war verschwunden. Er wich zurück und hielt den Vorhang zur Seite, während sie eintrat.
Eine Weile lang musterten sie einander schweigend. Als er fortgegangen war, war sie gerade zur Ersten unter Denen, Die Der Mutter Dienen, geworden. Sie hatte fünf Jahre Zeit gehabt, um in ihre Position hineinzuwachsen, und das war auch im wörtlichen Sinne geschehen. Die Frau, die er gekannt hatte war ungeheuer dick
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