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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett
Autoren: Monica Dickens
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geweint hatte. »Ich habe gerade noch den letzten Zug erwischt«, sagte sie. »Der Himmel weiß, warum. — Ich habe mir den ganzen Weg über gewünscht, ich wäre in London geblieben. Ich meine, wenn ich schon weglaufen mußte, warum dann bis nach Shropshire?«
    »Ja, es ist hart für Mrs. Peploe«, murmelte Oliver, »aber härter noch für Clitheroe.«
    »Ach, schweigen Sie doch still von Clitheroe«, sagte sie verzweifelt. »Ich will seinen Namen nie wieder hören.«
    »Aber, meine Liebe!« Olivers Kopf war plötzlich so frei vor Glück, daß er ganz heiter wurde. »Erzählen Sie mir doch nicht, daß er sich plötzlich in eine Schlange im Gras verwandelt hat. Was hat der Mann denn getan? Sind seine Ansichten doch nicht so ehrenwert? Ich sehe, Sie haben ihm seinen Pelzmantel nicht zurückgegeben; das ist nicht sehr anständig von Ihnen, Elisabeth. Wenn er eins mit der Reitpeitsche bekommen soll, muß er schon herkommen, weil es mir nicht gut genug geht, um nach London zu fahren. Es geht mir nicht gut in letzter Zeit«, fügte er hinzu. »Das tut mir leid«, sagte sie abwesend, und dann brach es aus ihr heraus: »Ich konnte nicht, Ollie! Ich konnte einfach nicht, meine Pläne — das Leben, das ich nun hätte führen müssen — ich war so sicher —«, sie stürzte vor, fiel vor dem Bett auf die Knie, und ihr schönes Haar breitete sich über seine Brust.
    Er schob ihren Kopf zart von der Wunde über seinem Herzen und streichelte ihr Haar. Sie weinte wieder. Das wäre also das dritte Mal in drei Wochen.
    »Erzähl’s dem Onkel Ollie«, sagte er. Er nahm all seine Vorsätze, nicht ihr guter Freund zu werden, zurück. Er würde ihr gerne ein Freund sein.
    »Es war auf der Party«, schluchzte sie. Sie war ein wenig hysterisch, und so, mit ihrem Gesicht in seinem Pyjama, war es schwierig, ihr zu folgen. »Es war furchtbar — im Laufe des Abends. Anfangs fand ich es gar nicht so furchtbar, weil es genauso war wie an vielen anderen Abenden, die ich mit Arnold und seinen Freunden erlebt hatte, aber mitten während der Party merkte ich doch plötzlich, wie furchtbar es war. Ich nehme an, es war nach meinem dritten Glas Sekt. Einer der Männer nannte mich immerzu >Kleine Lady<. Er ist Arnolds bester Freund, und ich hatte ihn schon oft gesehen. Es war alles so öde, und ich konnte mich nicht hineinfinden, obgleich ich die ödeste von allen war. Ich hatte das Gefühl, am liebsten würde ich fortgehen und gähnen, bis mir der Kopf zerspränge. Ich war bei weitem die Jüngste, aber ich war Arnolds Verlobte, und das machte mich genauso alt wie die anderen. Arnold lud sie alle zur Hochzeit ein und erzählte ihnen, wohin wir unsere Hochzeitsreise machen wollten. Nach Torquay, und ich wollte doch so gern an die wirkliche See, aber Arnold liebt Torquay. Er liebt Hotels mit Glasveranden und Abendessen mit fünf Gängen und Leuten mit Servietten über dem Arm, die ihm die Gerichte zeigen, ehe sie sie servieren, und er spricht sachkundig über Weine, obgleich ich bestimmt glaube, er hat keine Ahnung davon. Oh, Ollie, er ist so schrecklich langweilig. Wenn das Sicherheit ist, dann will ich sie nicht. Ich komme mir dabei so furchtbar alt vor.
    Einer der Männer sagte: >Ich habe immer gedacht, Clith wäre der vollkommene Junggeselle; das zeigt wieder einmal, daß man so etwas nie sagen kann, nicht wahr?< und Arnold hob mir sein Glas zu und sagte: >Das ist die Liebe, meine Herren, die Liebe, die die Welt sich drehen läßt.< Ich hatte plötzlich das Gefühl, als müßte ich ersticken, und hatte Angst, ich würde anfangen zu weinen; darum brachte ich irgendwelche Entschuldigungen vor und ging in die Garderobe. Die Wärterin fragte mich, ob ich meinen Mantel haben wollte, und ich sagte mir: Warum nicht? Und ohne zweimal zu überlegen, hastete ich den Korridor hinunter auf die Straße hinaus, und da stand ein Taxi, gerade als ob es so sein sollte.
    War es nicht furchtbar von mir, daß ich ihm weggerannt bin? Ich weiß nicht, was er seinen Freunden sagen wird. Während der ganzen Fahrt im Zug stellte ich mir immer wieder vor, wie er mich wie toll überall im Hotel sucht und seine Augen dabei immer schmaler und schmaler werden. Er wird so verletzt sein, aber ich werde es ihm nie erklären können. Nachdem ich ihm so lange dies Theater vorgespielt habe, kann ich ihm niemals erklären, wie ich wirklich bin und was ich wirklich will.«
    »Und was willst du wirklich?«
    »Dich will ich!« jammerte sie wie ein Kind.
    Das genügte, um das Herz
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