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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett
Autoren: Monica Dickens
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glaubten, Krankenpflege sei ein edler und barmherziger Beruf. Ich nahm private Pflegestellen an, weil man dabei mehr verdienen konnte, und ich mußte doch selbständig werden. Alles, was mein Vater verdiente, brauchte er, um meine Stiefmutter zufriedenzustellen, aber auch sonst hätte ich auf keinen Fall Geld von zu Hause angenommen und werde es auch niemals tun. Ich muß immer unabhängig von zu Hause sein. Wenn ich ihm jetzt zu seinem Geburtstag oder zu Weihnachten Geschenke machte, so war es von meinem eigenen Geld, aber irgendwie war es doch viel weniger ein Geschenk als damals, als ich es von seinem Geld kaufte.
    Jetzt gehe ich kaum mehr nach Hause. Ich weiß nicht, ob es meinen Vater sehr schmerzt, aber er ist ja daran gewöhnt. Ich glaube, er ist glücklich mit ihr. Sie ist seit dem Kriege ziemlich häßlich geworden, weil sie furchtbare Angst bei den Bombenangriffen hatte und ihre verdrehten Nahrungsmittel nicht bekommen konnte, die gewöhnliche Zuteilung aber nicht aß und infolgedessen sehr abmagerte und eintrocknete. Ihre Haut ist unter dem Puder zusammengefallen, und ihre Zähne haben sich verfärbt. Ich nehme an, sie wird ziemlich bald alle verlieren und ein falsches Gebiß tragen müssen; dann wird sie wieder schön sein. Nicht, daß ich sie jemals für schön gehalten habe; dazu hängt ihre Nase zu sehr zum Kinn herunter, aber mein Vater fand sie schön, und auch ihre Bekannten. Sie sagten es ihr immerfort, und dabei war es so falsch.
    Nun, und den Rest kennen Sie. Ich wurde Dr. Trevor von einem anderen Arzt genannt, für den ich viel gearbeitet hatte. Ich fand, es klang nach einer sehr netten Arbeit, und so kam ich eben hierher. Und es war auch wirklich eine sehr nette Arbeit; ich glaube, Sie wissen gar nicht, wie glücklich ich hier gewesen bin. Ich weiß, Sie haben mich immer für unfreundlich und geheimnistuerisch gehalten, weil ich nichts über mich und mein Zuhause erzählte; ich wollte es eben niemandem erzählen. Ich hätte es Ihnen auch jetzt nicht erzählt, aber ich kann es nicht mit ansehen, wie Evelyn diesem Leben ausgesetzt wird. Und weil Sie eine so glückliche Familie sind, fürchtete ich, Sie wissen nicht, was es bedeutet, in ein solches Leben hinausgestoßen zu werden.
    Sehen Sie es nun ein, Mrs. North? Können Sie nicht etwas tun? Sie müssen etwas tun, müssen irgendeine Ausrede erfinden, um sie hier zu behalten. Ganz gleich, ob es Ihren Bruder vor den Kopf stößt oder nicht. Es ist zu spät, ihn von einer Heirat mit dieser Frau zurückzuhalten, aber es ist nicht zu spät, zu verhindern, daß Evie deswegen zugrunde geht. Sie müssen etwas tun — irgend etwas, damit sie sie nicht mit nach New York nehmen.«
    Nachdem seine Mutter hinaufgegangen war, noch unentschlossen, ob sie ein Schlafmittel nehmen oder sich die Dinge durch den Kopf gehen lassen sollte, sagte Oliver zu Elisabeth: »Drehen Sie das Licht an. Ich möchte Sie mir ansehen.«
    »Ich sehe nicht sehr hübsch aus. Ich bin nicht zurechtgemacht.«
    »Ich werd’s noch aushalten. Aber ich muß«, sagte er, als sie das Mittellicht anknipste, »mir ansehen, wie ein Mädchen aussieht, ehe ich ihr sage, daß ich sie liebe. Es ist Jahre her, seit ich es das letztemal gesagt habe, und niemals habe ich es wirklich so gemeint wie diesmal.« Elisabeth stand an der Tür, eine Hand auf der Klinke, runzelte die Stirn und wußte nicht, ob er es ernst meinte oder nicht.
    »Sehen Sie mich nicht so skeptisch an«, sagte er. »Ich liebe Sie wirklich sehr. Eigentlich schon sehr lange, nur war bisher kein passender Augenblick, um es Ihnen zu sagen. Es stimmt schon, ich kann Sie ja auch lieben. Sie sind diejenige, die ihr Herz an niemanden mehr binden wollte, nicht ich, vergessen Sie das nicht.«
    »Das sagen Sie alles nur, weil ich Ihnen eine herzbewegende Geschichte aufgetischt habe.«
    »Seien Sie doch nicht so geschmacklos; und könnten Sie nicht ein wenig näher kommen? Es ist ein bißchen anstrengend, diese Art Unterhaltung auf so weite Entfernung zu führen.«
    Sie rührte sich nicht. Sie sah erschrocken aus. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, sagte sie. »Sehen Sie, ich...«
    »Sie brauchen gar nichts zu sagen; ich habe Sie ja nach nichts gefragt, sondern nur eine Feststellung getroffen, und ich möchte nur das eine, daß Sie ein wenig näher kommen, damit ich sehen kann, wie Sie es aufnehmen.«
    »Oliver, ich muß Ihnen etwas sagen. Ich wollte es Ihnen schon eher sagen, aber als ich vom Urlaub zurückkam, war da diese Sache
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