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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett
Autoren: Monica Dickens
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half nicht. Er ließ sie liegen und nahm sie auch nicht mit zur Arbeit — da warf ich sie fort. Niemals zuvor hatte er meine Geschenke so geringschätzig behandelt. Ich konnte ihm nichts davon sagen, und das war das erste Geheimnis, das wir hatten. Nun, der Rest der Geschichte ist die übliche Legende von der bösen Stiefmutter und einem schrecklichen Mitleid mit sich selbst; darum will ich mich gar nicht weiter darüber auslassen. Sie war sehr überlegen und ausgesprochen selbstbewußt, und er liebte sie. Das war alles, aber es war genug, um unser Leben völlig zu ändern. Sie würden es nicht für möglich halten, wie ein Mann sich so ändern kann, aber er konnte es und tat es, und meine ganze Welt änderte sich mit ihm. Alles war vorbei, alles, sogar das Summen, denn sie liebte seine Melodien nicht. Sie liebte moderne Musik und sagte >Lose Blätter< erinnerten sie an Schulchöre. Sie mochte nicht spazierengehen, denn sie hatte Krampfadern und wollte an Wochenenden nur etwas unternehmen, was sich innerhalb der vier Wände abspielte. Wir aßen nicht mehr solche Sachen wie Oeufs mournay, denn sie hatte einen verdrehten Geschmack und aß nur Salate und Nußkoteletts und Vollkornbrot. Sie ließ mich kaum noch in die Küche, nachdem sie einmal gesehen hatte, wie ich mit dem Finger heiße Milch untersuchte, ob Rahm darauf war — aber Sie machen das doch auch, nicht wahr, Mrs. North — , und sie sagte, ich hätte die Zubereitung von Speisen nicht gut genug gelernt.
    Ich weiß, ich sagte noch eben, ich wäre für mein Alter sehr erwachsen gewesen, aber ich glaube, das kann eigentlich nicht stimmen, denn ich hatte nicht die geringste Ahnung von Liebe oder Sexus. Ich konnte nicht verstehen, ich konnte es einfach nicht fassen, warum er sie haben wollte. Er hatte mir immer genügt und tat es auch noch, aber plötzlich genügte ich ihm nicht mehr; das war es, was mich so erschütterte. Ich fragte mich immer wieder, was ihm fehlte, und dachte dabei an unbedeutende kleine Dinge — daß ich als Köchin nicht genügte oder daß ich ihm niemals die Kragen richtig stärkte, und versuchte alles darauf zu schieben. Bis mir einfiel, daß sie nichts selber wusch — sie schickte selbst Taschentücher in die Wäscherei, um sich die Hände nicht zu verderben — und daß ihre Auffassung vom Essen bestimmt nicht die seine war, obgleich sie ihn sehr schnell bekehrte. Sie hielten sich eine furchtbar kleine Zeitung, >Die Diät<, und es war ein herzzerreißender Anblick für mich, wenn er sich in diese Albernheiten vergrub, anstatt in das Kreuzworträtsel der Tageszeitung, das wir immer zusammen geraten hatten.
    Ich wollte sehen, ob er nicht wieder zu mir zurückfand, und legte wieder Kleinigkeiten für ihn auf den Tisch in der Halle, aber sie nahm sie fort, ehe er sie sehen konnte, und sagte: >Ich mag nicht deinen Plunder immer hier herumliegen haben.< Er dachte, ich maulte, weil ich ihm keine Geschenke mehr machte. Er hatte sich schon so verändert, daß er glaubte, ich hätte mich geändert, und sie hetzte ihn gegen mich auf: Ich wäre eine launische Jungfer, und es wäre doch merkwürdig, daß ich in der Schule keine engen Freundschaften geschlossen hätte. Ich hatte bisher keine gebraucht. Ich konnte sogar nicht mehr mit ihm reden. Natürlich hatte er mich gefragt, ob ich glücklich wäre, und mir erzählt, wie nett es für mich wäre, wieder eine Mutter zu haben; und da dachte ich bei mir, wenn er das wirklich glaubt, hat es keinen Zweck, Verständnis für mich zu erwarten. Ich wußte, ich würde sterben, wenn ich noch einmal so verletzt würde. Ich wollte nie wieder einen Menschen so gern haben oder selbst eine Gruppe von Menschen oder einen Platz oder eine Lebensweise, damit es mir nie wieder so schwer werden würde, mich dann davon zu trennen. Ich weiß, man glaubt manchmal von mir, ich sei uninteressiert oder verschlossen, aber ich bin davon überzeugt, daß man so am besten lebt, wenn man seinen Seelenfrieden behalten will. Es ist nicht klug, wenn man alle Eier in einem Korb hat; eine Binsenwahrheit, ich weiß, aber sie ist verblüffend wahr, wie alle Binsenwahrheit. Ich mußte fort. Ich konnte dies fremd gewordene Haus nicht mehr ertragen. Sie stellte alle Möbel um und hatte die Tapeten heruntergerissen, die Wände gestrichen und die Teppiche aufgenommen und statt dessen Matten gelegt, auf denen man ausrutschte, und die Schränke mit Firnis überzogen, der nach Fisch roch. Sie gab doppelt soviel Geld aus wie ich, als ich den
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