Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett
Autoren: Monica Dickens
Vom Netzwerk:
seine Hinterbeine wippten, als ob sie im nächsten Augenblick auf dem Bett landen wollten.
    »Vi — um Gottes willen! Wenn er auf mein Bein springt!« Violet stürzte vor. »Dalesman, du Schafskopf — komm her!«
    Sie griff ihn am Schwanz und packte ihn, der sich kreiselnd drehte, am Genick, weil er kein Halsband trug, kniete, ihn festhaltend, auf dem Fußboden, während seine aufgeregte Zunge sie beleckte und er kastanienbraune, glänzende Haare neben den Grassamen und dem Kleiestaub auf Violets Wollkleid hinterließ.
    »Albern, vor einem Hund Angst zu haben, nicht wahr?« sagte Oliver. »Aber wenn du mein Bein hättest — es zuckt zwei Fuß hoch, wenn es derartiges kommen sieht. Er ist auch ein bißchen tapsig, nicht, Vi? Ich dachte, Ma hätte ihm das Haus verboten.«
    »Er ist noch jung«, sagte seine Schwester mit ihrer tiefen, schroffen Stimme. »Komm und leg dich neben Poppy, zeig, daß du dich benehmen kannst.« Sie zog den Hund in die Ecke, wo der Labrador wie eine Sphinx lag, und Dalesman ließ sich widerstrebend mit weit gespreizten Vorderbeinen über den Fußboden schleifen. »Nieder!« kommandierte sie, und er grinste mit einem Gähnen, das seinen Kopf in zwei Hälften zu spalten drohte, zu ihr hinüber. »Nieder, zum Teufel!« Sie stupste ihn auf den Boden, und er lag da, so, wie sie ihn hingestupst hatte, unbequem, seine Vorderbeine noch immer gespreizt und sein Hinterteil halb erhoben, bereit, sofort wieder aufzuspringen.
    »Besser, du legst die Läufer wieder gerade, Vi«, sagte Oliver. »Ma kann jeden Augenblick auf einen Schluck hereinkommen.« Sie schubste sie oberflächlich mit der Schuhspitze zurecht und ging zum Tisch hinüber, um sich etwas Trinkbares zu holen. Sie kam zurück, schwappte dabei etwas auf den Fußboden, warf sich in einen Sessel neben dem Bett, die Beine weit von sich gestreckt, und fuhr mit ihren langen braunen Fingern durch ihr kurzgeschnittenes Haar, das ihre männlichen Züge unterstrich.
    »Müde?«
    »Ach, ich weiß nicht. Hab’ den ganzen Tag Stroh gestapelt. Der Schober vom unteren Feld ist erledigt und auch die beiden von Wakers Feld. Fred hat einen neuen Mann, ziemlich abgeklappert. Ein fauler Kerl.« Dalesman hatte eine feuchte Spur auf ihrer Wange hinterlassen, die sie aber anscheinend wenig störte. Wäre sie ein Mann, hätte man sie beinahe hübsch nennen können, mit der kühnen Nase, dem festen Mund und dem kräftigen Kinn. Ihre Haut, obzwar ungepudert, war weder rot noch glänzend, aber von der Sonne zu einem schattigen Dunkel, wie verwittertes Sattelleder, gebräunt. Da sie kurzsichtig war und eine Brille sie belästigte, kniff sie meist die Augen unter den dunklen Brauen etwas zusammen.
    Mrs. North kam auf einen Schluck Sherry. Sie war in Eile und entdeckte darum nicht die Hunde. »Nun sieh sich einer mal diese Läufer an!« Sie beugte sich hinunter und strich eine Ecke glatt. »Violet, was machst du nur mit dem Zimmer, wenn du hereinkommst? Und vergiß nicht, daß Stanford heute zum Essen kommt. Du mußt dich umziehen.«
    »Zum Teufel.« Violet sackte noch tiefer in ihren Sessel.
    »Ich hab’ der kleinen Schwester Gray gesagt, sie soll auf einen Schluck kommen«, berichtete Mrs. North. »Sie faltet alle Servietten zu Bischofsmützen und steckt in jede ein Brötchen. So etwas Originelles hast du noch nie gesehen.«
    »Sie trinkt nicht, Ma.«
    »Nun, sie kann hereinkommen und Fruchtsaft oder so etwas nehmen. Es ist sieben Uhr, Violet.«
    »Stimmt nicht, es ist fünf Minuten vor.« Violet schaute auf ihre Uhr, die einen breiten Lederriemen und ein Gitter über dem Zifferblatt hatte. Am anderen Handgelenk trug sie ein ledernes Schutzband.
    »Es ist zwei und eine halbe Minute vor. Wo ist Evelyn? Kam sie nicht mit dir herein?«
    »Sie ist mit Jack auf der Koppel, die Pferde eintreiben.«
    »Ich werde mal ‘rausgehen und >Hallo< rufen, sonst kommt sie überhaupt nicht.«
    »Ich werde gehen«, sagte Violet, »wahrscheinlich besucht sie Dandy auf dem Hügel.«
    »Du bleibst hier«, sagte ihre Mutter, »und gehst und ziehst dich um.« Sie nahm noch einen Schluck und verschwand wieder.
    »Macht es ihr nicht einen Heidenspaß, immer zu wissen, wo wir alle stecken?« sagte Oliver. »Es muß für sie doch eine große Beruhigung sein, daß ich im Bett liege. Von mir weiß sie jedenfalls, wo ich bin. Ah, sieh da, Elisabeth. Kennen Sie meine Schwester Violet schon, ja?«
    »Ja«, sagte Elisabeth, die jetzt in der Tür stand. Violet gab einige mürrische Laute in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher