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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett
Autoren: Monica Dickens
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zappelte sie dann herum: Sie sprang auf, weil sie angeblich das Baby hatte schreien hören, legte eine halb gestopfte Socke wieder beiseite und fing an einer Jacke an, sprang von einem Gegenstand zum anderen, interessierte sich überhaupt nicht für das, was Oliver sagte, und war viel zu beschäftigt, um etwas sie selbst Interessierendes zur Sprache zu bringen. Schon damals, als ihre größten Sorgen waren, mit welchem Kleid man mit wem wohin gehen könnte, war sie reichlich lebhaft und überspannt gewesen, aber doch meist gut gelaunt, und hatte periodische Anfälle von Energie mit plötzlichen Erschöpfungszuständen gehabt, in denen sie sich hinwarf und sofort einschlief, wo sie nun gerade war. Sie konnte damals die ganze Nacht in London durchtanzen, sich beim Morgengrauen mit einem Sportwagen nach Shropshire fahren lassen, vormittags im Severn baden, den ganzen Nachmittag Tennis spielen — und dann plötzlich, wenn das Haus zum Cocktail voller Leute war, wurde sie vermißt und tief schlafend auf einem Sofa wiedergefunden, wobei sie aussah wie ein reizendes, schlummerndes Kind.
    Jetzt legte sie sich niemals mehr zwischendurch zum Schlafen hin, und sogar nachts schien sie kaum zu schlafen, denn Oliver konnte oft die Dielen über seinem Kopf krachen hören, wenn er nicht einschlafen konnte, so, als ob sie hin und her ginge und irgendwelche unnötigen Dinge mit dem Baby anstellte.
    Jede Unterhaltung über Heathers Gebaren schloß gewöhnlich mit der Bemerkung: »Sicher wird es besser mit ihr, wenn John erst zurück ist.« John hatte fast ein Jahr in japanischer Kriegsgefangenschaft verbracht und wartete seit seiner Entlassung in Australien auf eine Überfahrt nach Hause. Oliver war während Johns letzten Urlaubs, bevor er in den Mittleren Osten kam, noch nicht daheim gewesen, aber es wurde davon gesprochen als von einer stillen und heiteren Zeit. John und Heather hatten David bei Mrs. North zurückgelassen und waren in ein winziges Fischerhotel ins westliche Hochland gezogen. »Was auch geschehen mag«, sagte Mrs. North oft zu Heather, »jedenfalls wirst du diese vierzehn Tage immer als Erinnerung behalten.«
    Damals, als Heather aus der Klinik kam, wo sie Susan zur Welt gebracht hatte, fing es mit ihren geschäftigen Kirchenbesuchen an. Religion war ein Thema, das bei den Norths nicht sehr oft diskutiert wurde, aber man vermutete, daß Heather sich mit einer anderen Patientin, einer Katholikin, angefreundet hatte und daß diese sie dazu überredet hatte, zur Messe zu gehen. Mrs. North hatte in heller Aufregung an Oliver geschrieben und ihm berichtet, daß Heather angefangen hätte, vor dem Frühstück — selbst an Wochentagen — mit dem Rad fortzufahren, daß sie abends nach dem Abendessen geheimnisvolle Verabredungen hätte, bekannt als »geh noch mit jemandem eine Tasse Kaffee trinken«, hinter denen Mrs. North den Pfarrer vermutete; auch hätte sie sich eine Madonna gekauft und trüge ein Kreuz um den Hals.
    »Ich glaube sicher, sie denkt daran, überzutreten«, schrieb seine Mutter, »kannst du dir das bei Heather vorstellen, die früher nicht einen Gedanken an Religion zu verschwenden schien? Ich werde sie jedoch nicht zu beeinflussen versuchen, wenn es Heather glücklich machen sollte, obwohl ich als gute Presbyterianerin erzogen worden bin.«
    Heather wurde tatsächlich Katholikin, teilte dies als unabänderlichen Entschluß mit und war von dem geringen Widerstand beinahe enttäuscht. Aber glücklicher schien sie damit auch nicht zu werden. Als Bekehrte hielt sie sich viel strenger an die Gesetze der Kirche, als wenn sie damit aufgewachsen wäre. Sie warf sich mit solcher Energie und einem derartigen Fanatismus in diese Sache, daß ihr Seelenfrieden dadurch eher gestört als wiederhergestellt zu werden schien. Morgens, wenn sie zur Messe gehen wollte, wurden alle um sechs Uhr von ihrem ratternden Wecker geweckt. Sie knatterte mit den Hähnen der Wasserleitung und machte gar keinen Versuch, die Kinder zu beschwichtigen, als ob sie nicht einsähe, warum die anderen noch schlafen sollten, wenn sie aufstand. Sie verließ das Haus in einer lärmenden Hast, fuhr mit angespanntem Gesicht auf ihrem Rad los, ein Tuch um den Kopf, und kam regelmäßig schlechtgelaunt wieder, riß David die Kleider, die ihm ihre Mutter angezogen hatte, herunter und zog ihm etwas anderes an.
    Sie hatte John von ihrer Bekehrung geschrieben, aber niemandem erzählt, was er darauf geantwortet hatte. Oliver war gespannt, was passieren
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