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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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um 10:20 Uhr
    Am Freitagabend sitzen Mona und ich in meiner Küche und sichten die Briefe, die mein unsorgsam aufgebautes, emotionales Kartenhaus zum Einsturz gebracht haben. Ich kann ihnen nichts abgewinnen, immerhin – und ich gebe mir redlich Mühe, wirklich zu glauben, was ich da sage – sind SIE schuld daran, dass Moritz weg ist. Und Konrad. Und sie sind schuld daran, dass mein Freitagabend mit Mona, einer großen Packung Kleenex und einer Familienpizza endet, und nicht mit meinem neuen Freund Moritz, den ich irgendwie wollte, und irgendwie auch wieder nicht, zumindest aber so sehr, dass ich jetzt merke, dass es weh tut. Jetzt, wo er weg ist. Das alte Spiel: Was man nicht bekommt, das will man haben, selbst wenn man dabei sein Herz verliert.
    »Hui!«, jubiliert Mona von der anderen Seite des Küchentischs, während ich mich in meinem Selbstmitleid vergrabe. »Schau mal der. Was hast du geschrieben? Zwischen 25 und 35 soll er sein, ja?« Ich nicke. Ich habe so gar keine Lust auf diese Briefe. »Da scheint es eine Menge Interpretationsspielraum zu geben. Der hier ist 56.«
    Ich lächle müde und öffne einen der vor mir liegenden Briefe.
    »Liebe Unbekannte«, lese ich laut vor, »mit großem Genuss habe ich deine Kontaktanzeige gelesen. Darf ich mich dir vorstellen?« Ich sehe Mona an. »Wieso fragt der so blöd? Hab ich die Möglichkeit, nein zu sagen?!« Weiter im Text. »Ich heiße Manfred, bin 42 und jung geblieben …« An dieser Stelle höre ich auf zu lesen. Jung geblieben?! Seriously? Ich ziehe ein Foto aus dem Briefumschlag. »Oh Mann.« Manfred guckt mich über seine Glasbausteinbrille kurzsichtig und professorenhaft an und grinst debil. Er sitzt in einem in Braun- und Rottönen gemusterten, augenkrebsverursachenden Polyesterpullover auf einer Bank, irgendwo in einem spießigen Vorstadtkleingarten. Seine Beine stecken in beigefarbenen Cordhosen, er hat sie übereinander geschlagen. In seiner rechten Hand hält er ein halbvolles Glas Rotwein.
    Ich keuche. Mona kommt zu mir rüber. »Wow«, sagt sie und nickt bedächtig mit dem Kopf. »Ich habe ja auch schon ein paar schräge Typen hier gefunden, aber der hier – lecker!« Und dann zwinkert sie mir zu. »Wie lange du von dem wohl die Finger lassen kannst, wenn ihr euch zum ersten Mal trefft …«
    Ich schalte mich ein. »Den werde ich nicht treffen.«
    »Nicht?«, fragt Mona und macht ein scheinheiliges Gesicht. »Aber schau doch mal, was für schöne Augen er hat – dieser leichte Silberblick.«
    Entrüstet schüttle ich Mona und ihren Vorschlag ab. »Das ist kein Silberblick, Mona! Seine Augen tanzen Tango!«
    Mona bricht in schallendes Gelächter aus. Ich möchte eigentlich noch ein Weilchen sauer und angeknickt sein, muss aber zwangsläufig mitlachen. Mona nimmt mir das Foto und den Brief aus der Hand. »Ich denke, er kommt auf den Stapel Inakzeptabel .«
    Ich bin überrascht. »Du hast Stapel gemacht?!«
    »Ja!«, grinst Mona und setzt sich wieder auf ihren Stuhl, vor ihr liegen drei Häufchen aus Briefen. Sie legt Manfreds Brief auf den kleinsten Stapel. »Mit System geht alles besser. Wir müssen doch den Überblick behalten. Das hier ist die Kategorie Inakzeptabel .«
    Gut. Immerhin ist Inakzeptabel der kleinste Haufen von allen. Ein Funken Hoffnung sprüht mich an. »Und welche Kategorien gibt es noch?«
    Mona lächelt. Sie zeigt auf den zweiten, etwas größeren Berg voller Briefe. »Das hier ist die Kategorie Niemals, nicht mal wenn ich die letzte Frau auf dem Planeten bin .«
    Oh. Der Optimist in mir verweist auf Stapel Nr. 3, mit Abstand der größte. Da wird er sein, ein vernünftiger Kandidat, die sprichwörtliche Nadel im Misthaufen.
    »Dann also diese Kategorie«, sage ich und ziehe die Briefe zu mir heran.
    »Oh, du meinst: Schlechte Witze ?« Ich starre Mona an. Meint sie das ernst? Will sie mir gerade wirklich sagen, dass von insgesamt 19 Briefen und Interessenten KEIN EINZIGER brauchbar sein soll? Ich kann das nicht glauben. Schlechte Witze sind doch eigentlich genau mein Ding. Und Mona ist immer so fürchterlich kritisch und absolut. Ich, die Heldin des Schönredens, werde mal einen Blick auf ihre bisherige Sortierarbeit werfen. Ich mache mich über die Briefe her. Halblaut lesend überfliege ich die Zeilen des Briefes, der ganz oben auf dem Stapel liegt.
    »… heiße Thomas, bin 34 und –«, ich stutze und blicke Mona an, die nur vielsagend mit den Schultern zuckt, »bin verheiratet. Ich bin auf der Suche nach einem
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