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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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erotischen Abenteuer fernab von alltäglichen Verpflichtungen …« Ich breche ab. Ne. Also ehrlich: Nee! Am Ende hocke ich wie Sabine beim Italiener und werde von aller Welt für bekloppt und geistesgestört gehalten. Der Nächste bitte.
    Ich überfliege die Zeilen eines weiteren Briefes. Bis zur Hälfte der ersten Seite noch keine gravierenden Satzstellungs- und Sprachprobleme, keine Obszönitäten, keine Absurditäten. Ich schaue mir das mitgeschickte Foto an. Südländer, Mitte 20, vielleicht kein Augenschmaus, aber auch kein Manfred, vernünftig angezogen – zugegeben, er sitzt auf einem peinlichen, riesengroßen, knallroten Motorrad, aber das kann er sich ja auch von einem Kumpel geliehen haben.
    »Der ist doch gar nicht so schlecht!«, ranze ich Mona an. »Wieso liegt der bei Schlechte Witze ?«
    Mona lächelt milde. »Du hast den Brief noch nicht zu Ende gelesen.« Ich überfliege den Mittelteil, in dem Ali, so heißt der Kandidat, sehr ausführlich sein großes Hobby Auto-Tuning vorstellt. Am Ende seines Briefes schreibt er: »Ich würde mich freuen, wenn ich dich einmal persönlich kennen lernen könnte. Am besten erreichst du mich über die Telefonnummer des Restaurants von meinem Kumpel Mario, da wohne ich zurzeit. Die Nummer vom ›Fliegenden Italiener‹ ist …« Ich halte inne. Ich soll bei einem Pizzabringdienst anrufen, um mit Ali in Kontakt zu treten? Mona gluckst von der anderen Seite des Tisches: »Guten Tag, ich hätte gerne eine Pizza Hawaii, einen großen gemischten Salat und eine Flasche Lambrusco, und könnten Sie mir bitte auch Ali ans Telefon holen?« Ich werfe mit der Kleenexbox nach ihr. Und muss lachen.
    Die restlichen Kandidaten der Kategorie Schlechte Witze bieten, immerhin, jede Menge Grund zur Erheiterung. Volker, 32, sieht aus wie Garfield und trägt eine feste Zahnspange, Michi (ohne Alter) schreibt direkt im dritten Satz, dass er leider zeugungsunfähig, Adoption gegenüber aber aufgeschlossen ist; Matthias ist eigentlich nie zu Hause und fände es super, wenn jemand (ich?) da wäre, der ab und an in seiner Bude mal nach dem Rechten sieht.
    »Der sucht doch ’ne Putzfrau!«, sage ich angemessen entrüstet und schiebe den Stapel Schlechte Witze weit von mir.
    Mona grinst. »Was ist mit Inakzeptabel und Nicht in diesem Leben ? Willst du die gleich lesen oder dir für später aufheben?«
    Ich zucke resigniert die Schultern. »Später. Oder nie.«
    »Besser nie«, lächelt Mona mir zu, »und jetzt wird es Zeit für ein feierliches Besäufnis. Bist du dabei?«
    Ich bin dabei. Und wie ich dabei bin. Die zwei Flaschen Sambuco, die der Pizzabringdienst zur Familienpizza kostenlos geliefert hat (ob es Ali war, der meine Bestellung entgegengenommen hat?), ist waffenscheinpflichtig und kegelt Mona und mich innerhalb von 30 Minuten aus. Den ganzen Samstag liegen wir mit schrecklichen Kopfschmerzen auf dem Sofa und sehen uns sechsmal die Szene an, in der Rhett Butler zu Scarlett sagt: »In den entscheidenden Augenblicken deines Lebens hattest du nie ein Taschentuch.« Und dann geht er in den Nebel. Erst heute Morgen lichten sich die trüben Schwaden in meinem Hirn, und ich kann zum ersten Mal seit Freitag einen klaren Gedanken fassen. Ich muss mit Moritz reden. Und mit Konrad. Ich muss erklären, was da schiefgelaufen ist. Bald.
    Sorry seems to be …
    Montag, 30. August um 17:58 Uhr
    Tuuut. Tuuut. Es klingelt. Ich rufe bei Moritz an. Mein Herz schlägt bis zu den Ohrläppchen. Und da sag nochmal einer, dass ich für Moritz keine körperlich spürbaren Gefühle habe.
    Tuuut. Tuuut. Na klar. Er wird nicht rangehen. Verstehe. Würde ich auch nicht machen. Stimmt nicht, gelogen. Ich würde rangehen und einen riesigen Eimer Fäkalien über dem Anrufer ausleeren.
    Tuuut. Tuuut. Okay. Zweimal lass ich es noch klingeln, dann lege ich auf. Mission not accomplished. Mission impossible.
    Tuuut. Tuuu --- »Hallo.«
    Oh Gott. Er hat abgenommen. Moritz ist am anderen Ende der Leitung! Kurze Analyse: Dann kann er mich nicht hassen. Jedenfalls nicht so sehr.
    »Äh – hallo?«, hakt Moritz nach. »Ich weiß, dass du dran bist, ich hab deine Nummer nämlich in meinem Handy gespeichert.«
    Ich möchte auf die Knie sinken vor Dankbarkeit! Moritz, oh du mein Held! Du hast mich nicht gleich aufgegeben, mich nicht gleich aus dem Paradies geschmissen und mit faulen Äpfeln beworfen, du hast meine Nummer NICHT gelöscht …
    »Äh – Juli, du solltest jetzt langsam mal was sagen, wenn ich nicht alles alleine
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