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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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Telefonat und jedem noch so intimen Zusammentreffen unserer kleinen Romanze erzählen. Dann wird Moritz gehen. Dann muss Moritz gehen. Denn ich habe ihm nicht gesagt, dass es da jemanden gibt, der anscheinend denkt, ich sei mit ihm zusammen. Und ich muss Moritz sagen, dass ich diesen Anschein nicht berichtigt habe, als ich mit ihm zusammengekommen bin.
    Moritz wird also gehen. Will ich das? Nein.
    Also muss Konrad gehen. Will ich das? Nein! Seit er vor sieben Minuten mal wieder unangekündigt in mein Leben geplatzt ist, wird mir jedesmal ganz kribbelig, wenn ich ihn ansehe. Bei Konrad, den ich seit Monaten nicht gesehen habe, dem ich zuletzt eine fürchterliche Szene am Telefon gemacht habe, hüpft mein Herz wie ein Flummy auf LSD. Bei Moritz, der mich so wunderbar behandelt, der mich auf Händen trägt, wie ich es mir wünsche, spielt mein Herz den Taubstummen. Verflixt. Was mache ich jetzt?
    »Also«, beginne ich vorsichtig, die Katastrophe einzuläuten. »Es ist so, dass …«, und weiter komme ich nicht, weil es wieder an der Tür klingelt.
    »Ich gehe«, sagt Konrad und springt auf.
    »Ich gehe!«, flucht Moritz und springt mit.
    »Dann bleibe ich wohl mal sitzen«, stelle ich lakonisch fest und hoffe, dass sich nicht noch mehr Leichen in meinem Keller befinden, die sich gerade zu einem Kondolenzbesuch aufgemacht haben.
    Moritz und Konrad verlassen die Küche, ich vergrabe mich in meinem Selbstmitleid. Aus dem Flur höre ich Stimmen, diesmal erkenne ich WIRKLICH meinen Briefträger, dann Papiergeraschel. Moritz und Konrad kommen zurück in die Küche, Moritz trägt einen großen Umschlag bei sich.
    Er gibt ihn mir. »Warum schickt dir der Stadtanzeiger so ein großes Paket?«, fragt er mich, und ich muss beinahe lachen. Ein kleiner Gruß ans Universum: Du bist ein Arschloch!
    Konrad guckt Moritz über die Schulter. »Wieso steht in der Adresszeile eine Chiffre-Nummer unter deinem Namen?«
    Ja. Hm. Wieso eigentlich?
    »Mach doch mal auf!« Moritz drückt mir das Paket in die Hand. Unter Todesqualen nehme ich den Umschlag entgegen, reiße das Papier auf und schüttle einen Haufen Briefe auf den Küchentisch.
    »Was ist das??«, fragt Konrad, und seine Stimme wird leicht panisch.
    »Briefe. An mich.«
    Moritz schüttelt den Kopf. »Wieso schreibt dir der Stadtanzeiger Briefe?!«
    »Nicht der Stadtanzeiger schreibt mir«, presse ich zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor, »das sind Reaktionen auf meine Kontaktanzeige.«
    Moritz und Konrad starren mich fassungslos an. Ich untersuche die Holzmaserung meines Küchentisches. Die Stille, die uns in meiner kleinen, unaufgeräumten Küche überfällt, tut in den Ohren weh. Hier kann man keine Stecknadel fallen hören, hier hört man den lautlosen Furz der linksdrehenden Bakterien meines Bio-Joghurts.
    »Es tut mir leid«, flüstere ich leise. »Ich kann das erklären.«
    »Ich brauche keine Erklärung«, sagt Moritz, und seine Stimme klingt so traurig, dass ich kotzen möchte.
    »Ich brauche einen Schnaps«, sagt Konrad, und seine Stimme klingt so fassungslos, dass ich sterben will.
    Und dann gehen sie. Beide. Und ich bleibe sitzen, in meinem Bibi-Blocksberg-Bademantel, und kann noch nicht einmal weinen, weil ich mich so sehr über mich, mein Karma, das Universum und mein ganzes verkorkstes Leben ärgere. Ich habe es wieder mal geschafft: Alles ist hin.
    Erste Hilfe
    Freitag, 27. August um 20:52 Uhr
    »Gar nichts ist hin!«, versichert Mona, die wenige Stunden später notfallmäßig zur Hilfe geeilt kommt, ausgerüstet mit drei Packungen Kleenex, die sie mir jetzt in die Nase stopft. »Das ist doch super! Konkurrenz belebt das Geschäft!«
    Ich hasse diese Frau. »Mona!«, brülle ich dementsprechend zwischen zwei herzhaften Schluchzern. »Da wird es überhaupt keine Konkurrenz mehr geben! Die machen sich vom Acker, und zwar beide!!«
    »Das glaubst du«, zwinkert Mona mir leutselig zu, »aber ich glaube, dass das keiner von beiden auf sich sitzen lassen wird.« Sie klopft mir mütterlich auf den Oberschenkel.
    Ich blicke auf. »Meinst du?«, schniefe ich sie an.
    »Ja, meine ich. Die werden um dich kämpfen. Einer wird gewinnen«, führt sie sachlich fort. Puh, da bin ich aber froh. Mit dem Ende kann ich mich anfreunden. »… und dich nach kurzer Zeit abservieren.« Ein erneuter Heulkrampf schüttelt mich.
    »Na, na, na«, versucht Mona die Sturzbäche einzudämmen. »Ich glaube, wir müssen dich ablenken. Wo sind die Briefe?«
    Krisenmanagement
    Sonntag, 29. August
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