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Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)

Titel: Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End: Das Single-Experiment (German Edition)
Autoren: Juli Rautenberg
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so was schon immer mal machen wollte. Die Stadt plakatieren, zum Beispiel mit meiner Kontaktanzeige. Oder mich von meinen Eltern verkuppeln oder mir von einer Eieruhr die Gesprächsdauer vorgeben lassen. Meine wissenschaftlich vollkommen unfundierten Erkenntnisse schreibe ich in einem Blog nieder. Mir ist klar, dass ich damit nicht das Rad neu erfinde oder die Relativitätstheorie widerlege oder zur allgemeinen Verbesserung der Welt beitrage, aber das ist ja auch nicht das erklärte Ziel. Ziel ist, einen Freund zu finden. Kein Allheilmittel gegen Krebs. Wobei Ersteres fast genauso kompliziert ist.

Meine Suche nach globalen Erfolgsmodellen der Liebe beginnt mit Arbeit. Na klar, wer hätte gedacht, dass das ein Sonntagsspaziergang wird. Ich will einen Freund, und dafür muss ich was tun. Los geht’s.
    In einschlägigen Internet-Foren habe ich gelesen, dass die meisten Deutschen ihren Partner am Arbeitsplatz gefunden haben. Das klingt glaubwürdig. Man lernt sich unverbindlich und locker-flockig an der Salatbar in der Kantine kennen. Auf der Weihnachtsfeier hängt man sich betrunken bei schmalzigen Songs von Stevie Wonder am Hals. Bei einem später folgenden, mehrtägigen Seminar, das der firmeninternen Teambildung dient, nimmt man die Aufgabenstellung persönlich und beginnt in einer privaten Zweiergruppe abends den theoretischen Stoff praktisch aufzuarbeiten. Kurze Zeit später reicht einer von beiden den Antrag zur Elternzeit ein. Ich finde, das hat Potenzial!
    Ein kleines Problem in der Planung meines erfolgreichen Flirts am Arbeitsplatz könnte werden, dass ich keine Kollegen habe. Und keine Salatbar. Genau genommen habe ich auch keine Kantine, sondern eine zusammengewürfelte und sehr unaufgeräumte Küche aus Studententagen. Seit der Weltwirtschaftskrise hat mein Unternehmen das 13. Monatsgehalt und die Weihnachtsfeiern für unbefristete Zeit ausgesetzt (das gab schwere Proteste der Belegschaft und Streikwarnungen, die allerdings ungehört blieben), Seminare besuche ich keine mehr, seit mein Existenzgründerzuschuss ausgelaufen ist.
    Ich denke angestrengt darüber nach, wo und wie ich unter den gegebenen und erschwerten Bedingungen den Ist-Zustand (Single, unglücklich) in den Soll-Zustand (Pärchen, glücklich) verwandeln kann. Ich muss expandieren. Dringend.
    Kaltakquise
    Dienstag, 06. Oktober um 14:48 Uhr
    Da ist er. Mein Flirt am Arbeitsplatz. In meiner Firma gab es ja leider niemanden, den ich mit einem privaten Tête-à-Tête im Kopierraum überraschen konnte. Also musste ich den Interessentenkreis ausweiten, Kaltakquise nennt man das im Fachjargon. Weil ich professionell sein und mir selbst beweisen will, dass ich die Sache ernst nehme, beginne ich ein intensives Brainstorming. Brainstorming heißt ja eigentlich, dass sich eine Gruppe von Leuten zusammentut und schlechte Ideen gemeinschaftlich so lange verwurstet, bis alle denken, es seien gute Ideen. In Ermangelung von Kollegen und anderen Gruppenmitgliedern spalte ich einige meiner zahlreichen Persönlichkeiten ab und versuche intensiv, schlechte Ideen zu entwickeln. Nach zwei Stunden, einigen lautstarken Auseinandersetzungen, einer angedrohten Kündigung, heißgeredeten Köpfen und einem Machtwort vom Chef (ich), steht fest, dass für den erfolgreichen Flirt am Arbeitsplatz nur externe Dienstleister in Frage kommen können.
    Praktischerweise fällt mir auch gleich schon jemand ein. In einer Druckerei, für die ich ab und zu einschläfernde Werbeanzeigen Korrektur lese und die für den Druck meiner Werbemittel zuständig ist, arbeitet ein sehr freundlicher Empfangsmann. Ich habe Guido, so heißt er, noch nie gesehen, kenne seine samtweiche Stimme aber vom Telefon. Er klingt gutaussehend! Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass wir ab und zu miteinander flirten – zugegeben, bis vor ein paar Tagen hielt ich das noch für ein normales und legitimes Instrument der Kundenbindung. Heute weiß ich es besser! Heute weiß ich, dass ich daraus Kapital schlagen kann! Kurzerhand rufe ich in der Druckerei an und bestelle 1000 neue Visitenkarten. Guido gratuliert mir. »Ist ja toll, vor zwei Monaten hast du doch erst 500 neue drucken lassen, sind die schon alle verteilt?«
    Äh. Ja. Nee. Mist. Was sag ich denn jetzt? Schlagfertig bin ich immer nur dann, wenn ich mir hinterher ausmale, was ich hätte sagen können. Unter Aufbringung meines spontansten und kreativsten Einfalls erfinde ich einen Wasserrohrbruch in meinem Arbeitszimmer.
    Guido beißt an. »Das
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