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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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das В & В-Schild.
    »Wir können
doch nicht am zweiten Tag schon ins Haus kriechen !«
    »Ich schon«,
murrte Ilse, griff dann aber zum Zelt.
    In der Nähe
der Hafenstraße befand sich ein kleiner Rasenparkplatz, auf dem ein einsamer
Einachsanhänger stand, der uns Windschatten bot. Dahinter verschwand unser
Igluzelt, entzog sich den Blicken der scheinbar nicht vorhandenen Bevölkerung.
Wenig wohltuend empfanden wir die nassen Ärmel unserer Pullover und Hemden. Und
die nassen Füße. Auch das Regenzeug war innen naß vom Schwitzen. Wir hatten
keine Möglichkeit, die Sympatex-Jacken zu trocknen. Sonne! Wo blieb die Sonne?
     
    Später hörte
der Regen auf, Vögel begannen zu zwitschern. Ilse hatte sich bereits in den
Schlafsack verzogen, ich zwängte mich noch einmal in meine nasse Jacke. Langsam
ging ich an der Hafenstraße, die auch die Durchgangsstraße war, entlang.
Linkerhand sah ich eine alte Bogenbrücke, durch die ein Bach in die Bucht floß.
Von Südwesten her schimmerte trotz der Abendzeit Helligkeit. Es roch nach Meer
und salziger Luft, immer noch rief irgendwo eine Amsel. Niemand war zu sehen;
die Bevölkerung schien ausgewandert. Ich lehnte mich auf die Brückenmauer und
starrte in Richtung Hook Head. Dort, wo das Leuchtfeuer unter dem dunklen
Wolkenhimmel aufblitzte, begann die Celtic Sea, die sich an Ärmel- und St.
Georgs Kanal anschloß. An der linken Buchtseite, im Anschluß an die
Bogenbrücke, lagen Fischerboote und kleine Segeljachten. Ich sah ihre schwarzen
Umrisse, die Masten wie flüchtige Striche.
    Ich atmete
tief durch, fühlte mich plötzlich wohl. Die friedliche Stille machte mich
heiter. Was konnte einer nassen Katze noch passieren?
     
    Ich wanderte
zurück, an der langen Fläuserzeile vorbei, der traurigen, die jetzt nicht mehr
traurig aussah. Warmes Lampenlicht spiegelte sich in den Resten der
Feuchtigkeit auf der Straße. Ein junger Mann in Jeans und schwarzer Lederjacke
kam mir entgegen, schlenderte zu den Booten, konnte sich wohl nicht
entscheiden, in eins der beiden Pubs zu gehen. Der Ort war nicht ausgestorben,
ich nicht allein unterwegs in Arthur’s Town. Ich beschloß, daß mir der Ort
gefiel und ich sehr gern einmal bei Sonnenschein hierher zurückkehren würde.
     



PANNE IN
WATERFORD
     
     
    Weiter im
Inneren der Bucht waren wir mit der Fähre über den Mündungstrichter des Barrow
River gefahren, mit uns zwei Radwanderer und drei Autos. Zwischen
Ginsterbüschen und Feldern erreichten wir auf schmalen Landstraßen die größere
Hafenstadt Waterford. Die würzige Luft hielt an, es regnete nicht, ab und zu
kam die Sonne durch.
    »Fahr
schneller, damit die Jacken trocknen !«
    Der Südosten
Irlands, den wir jetzt durchführen, sollte nach der Statistik die meisten
Sonnentage im Jahr bieten. Wir würden ihn bald verlassen, um nach Westen zu
gelangen. Wir hatten wohl noch einiges an Wetter zu erwarten.
     
    Die
Durchgangsstraße führte am Ufer des Suir entlang, linkerhand lag die Stadt,
begann mit einer Zeile von Jugendstilhäusern, in deren Erdgeschossen sich Laden
an Laden reihte. Dann folgten Bankfilialen, das imposante Postamt mit einer
riesigen hölzernen Tür. Nach rechts blickte man über das Wasser auf
Hafenanlagen, Lastenkräne, hohe Lagerschuppen, Backsteinbauten in dunklem Rot,
und Kais, an denen Frachtschiffe vertäut waren. Dahinter erhoben sich
Fabrikgebäude und Schornsteine. Waterford war für seine Kristallglasindustrie
bekannt.
    Wir machten
Pause in der Stadtmitte und kauften ein. Über den farbigen, häufig hölzernen
Geschäftsfassaden tauchten vertraute irische Namen auf: O’Driscoll, O’Keefe, Mc
Namarra. An einer Straßenecke spielte ein Mann Akkordeon, es wurde gebettelt und noch mehr für
gute Zwecke gesammelt, wie es immer schon in Irland üblich war.
    Nachdem wir
ein modernes Einkaufszentrum durchbummelt hatten (Europa hat Irland erreicht),
gesehen hatten, wie Iren und Irinnen in ihrer Mittagspause in den kleinen Cafés
giftgrüne und grellrote und wahrscheinlich fürchterlich süße Kuchen und
Plätzchen in sich hineinstopften, waren wir langsam aus der Stadt hinausgefahren.
Keep left! Das Linksfahren fiel uns immer noch schwer, vor allem beim
Rechtsabbiegen. Wir hatten zwischen regem Autoverkehr die Brücke überquert und
freuten uns auf schmale Landstraßen. Kaum vier Kilometer außerhalb stoppte Ilse
plötzlich. Das Hinterrad war platt.
    Nicht alle
Sünden fielen mir ein, aber auf jeden Fall eine . Der
Regen gestern und meine gute Stimmung
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