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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter
Autoren: Ulrich Straeter
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nicht
so bleiben wird. Wir haben nur die wahnwitzige Hoffnung, daß es vielleicht ab
und zu so wie jetzt sein wird. Wir ahnen, nein, wir wollen ehrlich sein: wir
wissen, daß es wohl häufiger in Irland regnen wird. Wir haben aber die
wahnwitzige Hoffnung...
    Nach dem
Frühstück, hoffentlich wird das nicht Tradition, ist ‘Peters Bastelstunde’
(nach der gleichnamigen Radiosendung mit Peter Frankenfeld und Loni Kellner aus
den fünfziger Jahren). Die Beleuchtungsanlage an Ilses Fahrrad wird mit
Tesaband und Tesafilm repariert, auch das Plexiglas. Reservebirnen waren im
Rücklicht untergebracht. Haken, Ösen, Schrauben und Muttern blockieren wir mit
Tesaband. Gerade die kleinen Schrauben und Muttern haben die Angewohnheit, sich
auf rauhem Asphalt unbemerkt davonzumachen.
     
    Über
Bridgetown gelangen wir nach Wellington. Auf heckenumsäumten schmalen
Rauhasphaltstraßen, mit Sonnenschein und wenig Verkehr. Hinweisschilder sind
rar. Doch häufig treffen wir hilfreiche Iren, wenn wir ratlos an der nächsten
Kreuzung, Cross, stehen. Ein Schild ist oft am Straßenrand zu finden: Cattle
Crossing, sind vielleicht auch wir damit gemeint?
    An einsam
gelegenen Farmen vorbei, über die Bögen alter Bruchsteinbrücken, über
stillgelegte Bahnstrecken hinweg erleben wir eine herrliche Radfahrt auf ebener
Strecke bis in den Nachmittag hinein.
    Einmal meine
ich, ein Zugsignalhorn gehört zu haben. Ilse blickt mich zweifelnd an.
    »Das beginnt
aber sehr früh«.
    »Was?«
    »Dieses
Irische«.
    »Was heißt
das, dieses Irische ?« reagiere ich etwas gereizt.
    »Das war
doch kein Zugsignalhorn, höchstens eins von einem Lastwagen«, sagt sie.
    Ich könnte
schwören, ein Zugsinalhorn gehört zu haben. Doch ich kann nicht bestreiten: die
Bahnstrecken in dieser Gegend sind stillgelegt.
    Ich rätsele
noch über dieses ‘Irische’, werde aber abgelenkt durch etwas sehr Irisches.
Unmerklich hat der Himmel sich zugezogen, sachte beginnt es zu regnen. Und bei
stärker werdendem Regen erreichen wir auf einer Abfahrt zum Hafen hinunter
Arthur’s Town.
     
     
    Arthur’s
Town lag an einem Meereseinschnitt mit dem Namen Waterford Harbour. Es gab zwei
traurige Häuserreihen den Abhang hinunter, zwei drei Nebenstraßen, eine Kneipe
und etwas, das so ähnlich aussah. Ein Schild an einem der Häuser zog uns
magisch an: В & В, Bed and Breakfast.
    Ein Bett
jetzt, und morgen das Frühstück serviert bekommen! Wir verschoben zunächst das
Übernachtungsproblem, hatten den Leuchtturm vom Hook Head im Kopf. Vielleicht
hörte es bald auf zu regnen? Wir quälten uns die Abfahrt schiebend wieder
hinauf, denn der Abzweig zum Hook Head lag weiter oben. Die Richtung war jetzt
Süd-Südwest, dem Wind und dem Regen genau entgegen. Das Fahren wurde
unangenehm. Später erzählten wir uns, daß wir beide dasselbe gedacht hatten.
Bloß nicht aufgeben, wir sind noch am Beginn unserer Fahrt, da gibt man nicht
klein bei. Wir kämpften uns langsam weiter dem Wind entgegen, erreichten die
Ortschaft Duncannon. Erschöpft stiegen wir vom Rad. Schauten auf der Karte
nach. Erst ein Drittel der Strecke. Aber siehe da, so genau hatten wir wohl
vorher nicht hingeschaut: Duncannon besaß zwei Leuchttürme. Das hing mit der
Meeresenge und dem Schiffsweg nach Waterford zusammen.
    Der Regen
hatte zugenommen. Das Hook Head rückte in weite Ferne. Aber zwei Leuchttürme in
einem Ort, das wäre für die Malerin sehr günstig. Nur malen, genauer gesagt,
aquarellieren, das konnte man bei diesem Wetter nicht.
    »Laß uns
wenigstens ein Foto machen«, quälte Ilse.
    Auch das
gestaltete sich schwierig. Der erste der beiden ganz weißen Leuchttürme lag
außerhalb des Ortes. Die Zufahrt war mit einem Eisentor verschlossen, nur der
obere Teil des Turms zu sehen. Wir fotografierten ihn aus großer Entfernung.
    Der andere
stand im Ort. In Duncannon wurde es noch ungemütlicher, die Hafenseite lag voll
im Wind. Der Turm, in der Nähe des Hafens gelegen, umschlossen von dicken
Burgmauern und einem zugesperrtem Eingangstor, ließ uns ebenfalls nicht an sich
heran. Wieder ein verregnetes Foto aus der Entfernung, das war’s. Einen Platz
zum Zelten fanden wir nicht, der Ort war eng und zugebaut.
     
    Hook Head
adé, wir kehrten um, zurück nach Arthur’s Town. Auf der Rückfahrt entdeckten
wir eine Weide hinter Büschen gelegen, doch das Gras stand zu hoch und war
inzwischen viel zu naß. Zurück nach Arthur’s Town, zum drittenmal der Berg,
diesmal wieder abwärts.
    Und wieder
leuchtete
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