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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Autoren: Annie West
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letzten Aufenthalt in diesem Haus zu verdrängen. Damals, als ihr Traumjob zum Albtraum geworden war.
    „Es ist vorbei. Vergiss es“, ermahnte sie sich selbst, als sie in den Badezimmerspiegel blickte.
    Das war leichter gesagt als getan. Noch immer wurde sie nachts von schlimmen Träumen heimgesucht. Das war der Grund, weshalb sie jetzt hier war. In der Suite, die Adrian Carstairs bewohnt hatte.
    Es war immer besser, den Dingen ins Gesicht zu sehen. Das hatte der Verlust von Mark sie gelehrt. Jahrelang hatte sie vor lauter Trauer und Entsetzen nicht wahrhaben wollen, was passiert war, und sich verzweifelt an die Vergangenheit geklammert. Erst als sie den grausamen Schicksalsschlag akzeptiert hatte, war sie in der Lage gewesen, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.
    Gedankenverloren wischte sie mit dem Lappen über die Ablage.
    „Was vorbei ist, ist vorbei.“
    Damals, nach Marks Tod, war dies eine verzweifelte Feststellung gewesen. Jetzt lag Erleichterung darin. Das Trauma von Adrian Carstairs’ Besessenheit war ausgestanden. Sosehr Chloe seinen Tod bedauerte, so befreiend war es zu wissen, dass er sie nie wieder belästigen würde.
    Sie packte ihr Putzzeug zusammen, drehte sich um und prallte gegen einen muskulösen Oberkörper.
    Sie war warm, weich und anschmiegsam. Wie von selbst schlossen sich seine Arme um sie. Das unerwartete Zusammentreffen brachte Declan völlig aus dem Konzept, doch sein Körper hatte die Regie übernommen.
    Kein Wunder, er war seit dem Unfall mit keiner Frau mehr zusammen gewesen. Doch warum ließ er sie nicht wieder los? Vielleicht, weil ihre schmale Hand an seiner nackten Brust sich so gut anfühlte?
    „Ms Daniels, nehme ich an.“
    „Mr Carstairs! Ich hatte nicht erwartet, Sie jemals hier zu anzutreffen.“
    Sie klang ein wenig atemlos, längst nicht so selbstsicher wie sonst. Das gefiel ihm. Auch ihre festen Brüste an seinem Körper zu spüren gefiel ihm.
    Dies war Chloe Daniels, seine nie um eine Antwort verlegene, patente Haushälterin? Sie hatte eine junge Stimme, das war ihm schon aufgefallen. Auch sonst schien sie keinerlei Ähnlichkeit mit den stämmigen Haushälterinnen mittleren Alters zu haben, die er von früher kannte.
    Diese Frau war schlank, geschmeidig und hatte verlockende Kurven an genau den richtigen Stellen. Sie war sexy. Er schloss seine Arme fester um sie.
    „Ich dachte, ich hätte eine Stimme gehört.“
    Tatsächlich hatte ihn fast der Schlag getroffen, als er an Adrians Suite vorbeigekommen und das Gemurmel gehört hatte. Er hatte das Hemd fallen gelassen, das er auf dem Weg nach oben ausgezogen hatte, und war hier hereingestürmt. Sein Puls raste immer noch unkontrolliert.
    Er war bestimmt nicht abergläubisch, aber von Schuldgefühlen zermürbt, hatte er die Stimme aus Adrians Zimmer für einen bösen Spuk gehalten.
    „Ich habe Selbstgespräche geführt.“ Ihre Worte klangen eine Spur trotziger als sonst. „Entschuldigung, wenn ich Sie gestört habe. Ich wollte nur sauber machen.“
    „Die Suite wird nicht mehr benutzt.“ Seit dem Tod seines Bruders war ihm die Lust auf Gäste vergangen.
    „Verstehe.“ Leise fügte sie hinzu: „Das mit Ihrem Bruder tut mir leid, Mr Carstairs.“
    „Danke.“ Er ließ sie los. Seine Arme sanken schlaff herab.
    Hier stand er, fit und lebendig, interessierte sich für die sexy Figur seiner Haushälterin, und Adrian war tot. Sein jüngerer Bruder, bei dem er kläglich versagt hatte.
    Ich hätte es verhindern müssen.
    Sein Herz zog sich zusammen. Sie hatten einander nahegestanden, trotz der räumlichen Distanz. Er war Adrians Vertrauter gewesen, sein Halt, wenn ihre Eltern wieder einmal nur ihre Geschäfte und Benefizgalas im Kopf hatten.
    Doch das zählte nicht mehr. Alles, was zählte, war dieser letzte, nicht wiedergutzumachende Fehler.
    Wieso hatte er sich von Adrians falscher Munterkeit täuschen lassen? Er hätte viel früher herkommen müssen, anstatt sich während der heißen Verhandlungsphase für sein neues Projekt nur per Telefon und E-Mail mit seinem Bruder auszutauschen. Wieso hatte er nicht gemerkt, wie verzweifelt Adrian war?
    „Kann ich noch etwas für Sie tun, Mr Carstairs?“
    Er raufte sich das wirre dunkle Haar und wünschte, es gäbe etwas, womit er sich ablenken könnte.
    Die Flucht in die Arbeit bot keinen Trost. Genauso wenig wie die erfolglose Suche nach der Frau, die seinen kleinen Bruder erst ausgenutzt und dann abserviert hatte, als sie erfuhr, dass er sein Vermögen verloren
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