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Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)

Titel: Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Autoren: Annie West
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geliebten Menschen verantwortlich zu fühlen. Sie hatte selbst lange Zeit unter furchtbaren Schuldgefühlen gelitten, weil sie die Symptome von Marks Meningitis zu spät erkannt hatte.
    Doch Declan war vernünftigen Argumenten gegenüber noch nicht zugänglich. Sein Schmerz war noch zu frisch. Vielleicht hätte sie ihn nicht so angehen dürfen.
    Er ließ ihre Hand los, rührte sich aber keinen Millimeter von der Stelle. Seine große muskulöse Gestalt versperrte Chloe den Weg. Dass er so dicht vor ihr stand, löste die heftigsten Reaktionen in ihr aus. Zitternd vor Erwartung hob sie den Kopf.
    Sanft legte er eine Hand an ihre Wange und umfasste ihr Kinn.
    Mit angehaltenem Atem ließ sie ihn gewähren, als er mit den Fingerspitzen ihr Gesicht abtastete. Seine zarten Berührungen weckten den brennenden Wunsch nach mehr in Chloe. Sie musste sich beherrschen, nicht die Wange in seine Hand zu schmiegen. Das erschreckte sie.
    Ihre Beziehung zu Mark war von gemeinsamen Interessen, geteilter Freude und gegenseitigem Respekt geprägt gewesen. Die pure, primitive Leidenschaft, die Declan in ihr weckte, war eine ganz neue, aufwühlende Erfahrung für sie.
    „Wie alt sind Sie, Chloe Daniels?“
    „Siebenundzwanzig.“ Sie reckte das Kinn vor, was er als Einladung zu verstehen schien, die Finger über ihren Hals gleiten zu lassen. Ihr Puls raste. „Und Sie?“
    Jetzt berührte er sanft ihre Lippen.
    „Vierunddreißig.“ Er beugte sich vor, als wollte er ihr in die Augen sehen. „Ich bin vierunddreißig, blind und entstellt. Nicht der Mann, der ich einmal war. Und Sie“, fuhr er fort, das Gesicht dicht an ihrem, „sind zart, jung und makellos.“
    Seine Finger machten einen Abstecher zu ihrer Nase, kehrten aber zielsicher zu ihren Lippen zurück. Die so viel mehr wollten, als nur von ihm gestreichelt zu werden.
    „Sie sind perfekt“, murmelte er heiser, „und ich …“
    Grimmig schüttelte er den Kopf, schob die Hand in Chloes Haar und streichelte ihren Nacken. Sein Mund näherte sich ihrem. Sie konnte es kaum erwarten, seine Lippen auf ihren zu spüren.
    Umso größer war ihre Enttäuschung, als er sie unvermittelt losließ und vor ihr zurückwich, sein Gesicht eine Maske eisiger Ablehnung.
    „Ich will Sie nicht in meiner Nähe haben.“
    Noch weigerte sich ihr umnebelter Verstand, die Botschaft zu begreifen.
    „Raus hier, Chloe, und zwar sofort!“

4. KAPITEL
    Ruhelos lief Declan in dem leeren Konferenzsaal auf und ab, den seine Mitarbeiter gerade fluchtartig verlassen hatten. Er hatte ihnen die Leviten gelesen, weil das China-Projekt viel zu schleppend voranging.
    Er fühlte sich so verdammt machtlos, weil er nicht in der Lage war, selbst die Zahlen zu prüfen, die Beschaffenheit des Geländes zu studieren und seinen Geschäftspartnern bei Videokonferenzen ins Gesicht zu sehen.
    Zornig machte er kehrt und lief auf die breite Fensterfront zu, deren Wärme er spürte. Von hier aus hatte man einen herrlichen Blick über das Geschäftsviertel und den Hafen von Sydney, dessen weite, auch heute vermutlich in der Sonne glitzernde Wasserfläche rechter Hand in den Pazifik überging.
    Eine exklusive Aussicht, die er nie wieder würde genießen können. Obwohl die Ärzte ihm weiszumachen versuchten, seine Augen hätten medizinisch gesehen keinen bleibenden Schaden erlitten.
    Als ob er freiwillig blind wäre!
    Er schob sich das dunkle Haar aus der Stirn und wanderte weiter durch den zweckdienlich eingerichteten Sitzungssaal, in dem er nicht befürchten musste, über irgendwelche unerwarteten Hindernisse zu stolpern.
    Wieder ein Grund, um dankbar zu sein.
    Was hatte Chloe gesagt? Dass andere es weit schlechter getroffen hatten als er.
    Ja glaubte sie denn, er wüsste das nicht? Keine Sekunde lang konnte er vergessen, dass Adrian tot war. Nicht von Narben gezeichnet und blind, sondern tot. Und dass er es war, der ihn nicht gerettet hatte.
    Wie konnte sie es wagen, ihm Selbstmitleid vorzuwerfen? Sie wusste doch gar nicht, wovon sie sprach.
    Sie war jung. Entschieden zu jung, um auf einem Anwesen wie Carinya den Haushalt zu führen. Ihre Haut hatte die Glätte und Zartheit der Jugend. Sie war makellos. Perfekt.
    Er dachte an das wilde Verlangen, das er verspürt hatte, als er ihr fein geschnittenes Gesicht erkundete. Dachte an ihr seidiges Haar, ihre einladend vollen Lippen …
    Verdammt! Wieder am Fenster angelangt, hämmerte er mit den Fäusten gegen das Sicherheitsglas. Eine hilflose Geste, die das Gefühlschaos, das in ihm
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