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Zwischen Vernunft und purem Verlangen

Zwischen Vernunft und purem Verlangen

Titel: Zwischen Vernunft und purem Verlangen
Autoren: Kelly Hunter
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durch, straffte die Schultern und kam näher. „Wo sind die anderen?“
    „Sie suchen im Keller eine Flasche Wein aus. Das kann eine Weile dauern, denn sie diskutieren auch die Vorteile von Scheinehen.“
    „Aha.“ Das konnte ja heiter werden. „Falls du es genau wissen willst: Ich wusste, dass Max einen Bruder namens Logan hat. Aber woher sollte ich ahnen, dass du das bist?“
    „Schon klar. Jetzt weißt du es ja.“
    Diese Stimme. Wie hatte sie nur diese Stimme vergessen können? „Was willst du von mir, Logan?“
    „Dich.“ Evie stockte der Atem. „Fort aus diesem Haus“, fügte er hinzu.
    „Wir reisen Sonntag wieder ab.“
    „Und aus meinem Leben.“
    „So weit wie möglich.“
    „Das ist nicht weit genug, Angie. Nicht, wenn du meinen Bruder heiratest und seine Geschäftspartnerin bleibst.“
    „Ich bin nicht Angie“, erklärte sie in bestimmtem Tonfall und mied Logans Blick. „Seit du mich damals verlassen hast, bin ich erwachsen geworden, habe mein Studium abgeschlossen und auf Baustellen gearbeitet. Ich habe gelernt, mich durchzusetzen. Man nennt mich Evie. Wer wütend auf mich ist, sagt auch schon mal Evangeline.“
    „Ist mein Bruder wütend auf dich, Evangeline?“ Mit brennendem Blick musterte Logan sie von Kopf bis Fuß und ließ ihn kurz auf der fast verblassten Narbe am Haaransatz verweilen.
    „Schwer zu sagen. Also noch einmal: Was willst du von mir, Logan? Musstest du Max unbedingt auf die Nase binden, dass wir mal zusammen im Bett waren? Das ist über zehn Jahre her.“
    Wortlos ging er hinüber zur Anrichte, schenkte Wasser in zwei Whiskygläser und bot Evie eins an.
    „Danke.“ Keine gute Idee, denn jetzt kam er zu ihr herüber, und sein Duft stieg ihr in die Nase. Dieser ganz eigene Duft, der sie all die Jahre verfolgt hatte. Aus dieser kurzen Entfernung bemerkte sie auch den Bartschatten auf Kinn und Wangen und die feinen Linien um Mund und Augen. Unübersehbar war auch Logan älter und weiser geworden. Wo mochte das unwiderstehliche Lächeln geblieben sein?
    Als er ihr das Glas hinhielt, fiel ihr Blick auf die langen, kraftvollen Finger. Finde heraus, was er will und was du willst, hatte Max gesagt. Also berührte sie absichtlich Logans Hand, als sie nach dem Glas griff. Wurde ihr bei der geringsten Berührung noch immer heiß?
    O ja! Das Feuer loderte sofort lichterloh.
    Schnell trank sie einen Schluck Wasser, dann noch einen, versank förmlich in Logans Blick und war völlig machtlos gegen ihre Gefühle.
    „Das Problem mit Erinnerungen wie den unseren besteht darin, dass du dir einbildest, sie begraben zu haben, bis sie dich eines Tages wieder einholen und es dich förmlich zerreißt“, sagte er rau.
    Evie wusste genau, was er meinte. „Vielleicht gelingt es uns, die aufwühlenden Erinnerungen durch weniger intensive zu ersetzen“, schlug sie vor. „Du könntest in mir deine zukünftige Schwägerin sehen und höflich und zivilisiert mit mir umgehen. Vielleicht wäre das die beste Möglichkeit.“
    „Beim Anblick von dir am Arm meines Bruders kann ich aber nicht zivilisiert sein, Evangeline, sondern würde am liebsten Sachen zertrümmern.“
    Oh!
    „Du musst die Verlobung lösen“, forderte er. „Das ist die einzige Möglichkeit.“
    „Aber Max braucht das Geld aus dem Treuhandfonds.“
    „Das Geld bekommt Max von mir. Und ich zahle dir deinen Firmenanteil aus.“
    „Was?“ Heiße Wut stieg in ihr auf, doch die war völlig harmlos verglichen mit Logans überbordenden Gefühlen. Evie versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich lasse mir doch nicht meine eigene Firma abkaufen. Weder von dir, noch von sonst jemandem! Sechs Jahre meines Lebens stecken darin. Du hast ja keine Ahnung, wie viele 80-Stunden-Wochen ich gearbeitet habe, um mit Max die Firma aufzubauen und zu dem zu machen, was sie heute ist: ein überaus erfolgreiches Unternehmen, das kurz vor dem ganz großen Durchbruch steht. Wie, um alles in der Welt, kommst du auf die Idee, du könntest mich auszahlen?“
    Er kam näher, um sie einzuschüchtern. So nahe, dass sein Jackett ihr Seidenkleid streifte und seine Körperwärme sie umfing. Wie gebannt betrachtete Evie die sinnlichen Lippen, von denen sie jahrelang geträumt hatte.
    „Du musst dich von mir fernhalten, Evangeline. Sonst passiert wieder so etwas wie vor zehn Jahren. Entweder verschwindest du freiwillig aus meinem Leben, oder ich helfe nach.“
    „Könnten wir nicht einfach …“
    „Nein!“ Er beugte sich vor und streifte ihre Lippen mit seinen.
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