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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition)
Autoren: Tamara Ireland Stone
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anzusehen.
    » Du hast recht gehabt. An dem Wintermorgen damals im Stadion, das bin tatsächlich ich gewesen. Aber du hast mich damals noch nicht gekannt.« Er greift nach einer meiner Locken, wickelt sie sich um den Finger und lässt sie wieder los. » Seit dem Abend, an dem du nach Evanston zurückgeschleudert wurdest, steckte ich in einer Art Zeitschleife fest. Egal, zu welchem Datum und zu welchem Ort ich zurückreisen wollte, ich landete jedes Mal unweigerlich am Montag, den sechsten März des Jahres 1995 um sechs Uhr vierundvierzig in diesem verdammten Fußballstadion auf der Tribüne. Es war wie bei dem Typen aus Und täglich grüßt das Murmeltier. Ich konnte immer nur ein paar Minuten bleiben, bevor ich wieder nach San Francisco zurückgeschleudert wurde, aber das Stadion war nun mal der einzige Ort, an dem ich dich– wenn auch nur ganz kurz– sehen konnte, also bin ich dort hingereist. Immer und immer wieder.«
    » Ich war mir von Anfang an sicher, dass du das warst.«
    Er lächelt. » Aus irgendeinem Grund hat sich seit Anfang Juni etwas geändert. Statt am sechsten März zu landen, saß ich auf einmal an einem sonnigen Tag im Mai auf der Tribüne, du kanntest mich und ich konnte sogar kurz mit dir sprechen. Im Laufe des Monats hat sich dann alles ganz allmählich wieder normalisiert. Ich konnte jeden Tag ein Stückchen weiter über den Mai hinausreisen und ein bisschen länger bleiben, aber erst gestern habe ich es geschafft, hierherzukommen.«
    » Was hat sich verändert?«
    » Ich habe keine Ahnung«, antwortet Bennett achselzuckend. » Sag du es mir. Irgendetwas musst du im Juni getan haben, um das möglich zu machen.«
    In meinem Kopf höre ich plötzlich Stimmen. Sie wissen, welches Datum heute ist, Señorita Greene? – Ja. Es ist der erste Juni, Señor. Und in diesem Moment begreife ich, was passiert ist– was ich getan habe. Das war der Tag, an dem ich entschieden habe, den Sommer nicht in Evanston zu verbringen und darauf zu warten, dass Bennett zurückkommt, sondern einen anderen Weg einzuschlagen. Den Weg, den ich von Anfang an hatte gehen wollen.
    » Ich habe beschlossen, mein Leben zu leben und meine Träume zu verwirklichen«, sage ich. » Du bist nicht wiedergekommen und irgendwann ist mir klar geworden, dass es keinen Sinn hat, zu warten. Als Señor Argotta mir Anfang Juni dann wegen des Schüleraustauschs die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt hat, ich müsste mich jetzt entscheiden, wusste ich, dass ich herkommen musste.«
    » Ohne mich…«, murmelt Bennett.
    Ich nicke stumm.
    » Ich hätte dir viel früher von dem Brief erzählen sollen«, sagt er schließlich.
    » Ja, hättest du.« Ich lege meine Hand auf seine Wange und lächle, als unsere Blicke sich begegnen, um ihm zu zeigen, dass ich es ihm nicht übel nehme. Er erwidert mein Lächeln, aber ich spüre, dass er über etwas nachdenkt. Wünscht er sich vielleicht, er könnte alles rückgängig machen und noch einmal ganz von vorn beginnen? Nein, ich glaube, in Zukunft halten wir uns an die Regeln und tun nichts, das den Lauf unserer gemeinsamen Geschichte stören könnte. » Weiß ich jetzt alles, was es zu wissen gibt?«
    Er lacht. » Ja, jetzt bist du wirklich umfassend informiert. Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, was von nun an passieren wird.«
    » Das ist gut.« Ich betrachte ihn versonnen und mir wird plötzlich bewusst, dass meine Zukunft auf einmal vollkommen anders aussieht, als ich noch bis vor Kurzem gedacht hätte. Ich werde dieses einzigartige Ziehen in der Magengrube wieder spüren, ich werde rote Nadeln in meine Weltkarte stecken und mit Bennett in abgelegenen kleinen Küstenorten den Sonnenaufgang betrachten.
    » Weißt du, wo ich als Nächstes mit dir hinmöchte?«, sagt er plötzlich.
    » Nein?« Ich sehe ihn erwartungsvoll an.
    » Nach Paris.«
    Mir fällt wieder ein, was mir durch den Kopf gegangen ist, als ich auf dem schmalen Wanderweg durch den Devil’s Lake State Park neben ihm herlief. Bennett hatte sich darauf gefreut, mich in die Geheimnisse des Kletterns einzuweihen, während ich es insgeheim viel schöner gefunden hätte, mit ihm in einem kleinen romantischen Straßencafé in Paris zu sitzen. » Da wollte ich schon immer mal hin«, sage ich sehnsüchtig. » Vielleicht können wir das ja zum Abschluss der Sommerferien machen?«
    Er nickt lächelnd, dann tritt ein übermütiges Funkeln in seine Augen. » Es sei denn, du hättest jetzt schon Lust auf ein petit déjeuner parisien.«
    »
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