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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition)
Autoren: Tamara Ireland Stone
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mich für dich, Anna.« Das Lächeln auf seinem Gesicht zeigt mir, dass er es ernst meint. » Okay. Dann lass uns mal dafür sorgen, dass deine erste große Reise von einem gebührenden Soundtrack untermalt wird.« Er führt mich an den Reihen der Holzkisten, in denen die LP s stehen, vorbei zu dem Ständer mit den Neuerscheinungen.
    » Hier. Die ist erst diese Woche rausgekommen.« Er drückt mir eine CD in die Hand.
    Ich betrachte das Cover und lese mir dann hinten die Songtitel durch.
    » Eine echt coole neue Sängerin aus Kanada, die ihre ganze Wut auf die Männerwelt herausschreit. Die perfekte Musik für Mädchen, mit denen Schluss gemacht worden ist.«
    » Bennett hat nicht mit mir Schluss gemacht.«
    » Natürlich nicht, sorry, ich meinte nur…«
    » Schon gut.« Ich gehe weiter, als der Song, der gerade im Hintergrund aus den Lautsprechern zu hören war, zu Ende ist und es einen Moment lang still wird, bevor der nächste einsetzt. Justin bleibt stehen und durchsucht die CD s in einem der Ständer. » Warte kurz. Es gibt da eine sehr geile Band hier aus der Gegend, die nächste Woche im Coffeehouse spielt. Schade, dass du sie nicht live sehen kannst…«
    Seine Stimme geht in den leisen Akkorden unter, die jetzt aus den Boxen dringen und meine Aufmerksamkeit von ihm ablenken. Irgendwie kommt mir die Melodie bekannt vor, und als das Intro verklungen ist, fängt eine weiche Männerstimme an zu singen.
    Take me to another place, she said. Take me to another time …
    Ich spüre, wie die Leere in mir, die ich seit Wochen zu ignorieren versuche, sich immer weiter ausdehnt, während ich dem Text lausche.
    » Ah, ich habe sie gefunden«, höre ich Justin wie von Weitem rufen und würde am liebsten die Hand heben, um ihn zum Schweigen zu bringen. » Hier. Der Schlagzeuger ist…«
    Take me where the whispering breezes … can lift me up and spin me around.
    Ich halte mich an einer der Plattenkisten fest, weil ich plötzlich Angst habe, dass meine Beine unter mir wegsacken. Justins Mund bewegt sich, er hält mir eine CD vors Gesicht und ich glaube, ich sage » Aha« oder so etwas in der Art, aber ich höre weder seine noch meine eigene Stimme, sondern nur den Text des Liedes.
    If I could I would, but I don’t know how.
    » Anna? Alles okay?«
    Genau in dem Moment, in dem ich aufgehört habe, mich zu fragen, was ich womöglich falsch gemacht habe, in dem ich es geschafft habe, nicht mehr wütend auf Bennett zu sein– genau in dem Moment, in dem ich meinen Kampfgeist wiedergefunden und eine Entscheidung getroffen habe, die mich vielleicht wieder auf den richtigen Kurs bringen kann–, werde ich von Neuem von dieser unbeschreiblichen Traurigkeit und Verzweiflung überrollt. Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, schießen mir die Tränen in die Augen.
    » Moment. Ich bin gleich wieder da.« Justin geht zur Glastür, schließt sie ab und dreht das » Geschlossen«-Schild um. Ich lasse die Kiste los, sinke zu Boden, ziehe die Knie eng an die Brust, lege mein Gesicht in die Hände und lausche mit geschlossenen Augen dem Song.
    I’m melting into nothing …
    Kurz darauf spüre ich, wie Justin sich neben mich setzt und mich an sich zieht. Jetzt brechen endgültig alle Dämme. Von seiner tröstlichen Nähe beschützt, schmiege ich den Kopf an seine Schulter und lasse meinen Tränen freien Lauf. Ich weine, bis ich kaum noch atmen kann. Als ich mich nach einer Weile wieder ein bisschen beruhigt habe, rückt er ein Stück von mir ab, wischt mir liebevoll mit dem Daumen über die Wangen und schaut mich mit einem aufmunternden Lächeln an. Ich bin gerührt, dankbar dafür, einen so tollen Menschen zum besten Freund zu haben, der für mich da ist und auf den ich mich immer verlassen kann, da verändert sich sein Blick plötzlich und er nähert sich meinem Gesicht mit geschlossenen Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde bin ich versucht, es einfach geschehen zu lassen. Mich von ihm küssen zu lassen. Dann drehe ich hastig den Kopf zur Seite, sodass sich unsere Lippen nur ganz flüchtig berühren.
    » Justin!« Mein Ton ist so vorwurfsvoll, dass er sofort die Augen aufreißt und mich erschrocken ansieht. Verlegen lachend rücke ich von ihm ab. » Was machst du denn da?«
    Wenn das überhaupt möglich ist, dann klingt sein Lachen noch verlegener als meins. » Wow«, sagt er und senkt den Blick. » Ich schätze, da habe ich gerade etwas komplett falsch verstanden. Tut mir leid.« Er bringt es nicht über sich, mich anzusehen.
    Ich
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