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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition)
Autoren: Tamara Ireland Stone
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zurückbleibe, wie in der letzten Zeile des Songs.
    I’ll end up alone like I began.
    Emma biegt in die Ausfahrt zum Flughafen und kommt mit quietschenden Reifen vor dem Eingang zur Abflughalle zum Stehen. » Vergiss nicht, massenhaft Postkarten zu schreiben!«
    Postkarten …
    » Das werde ich.« Ich beuge mich über die Mittelkonsole und umarme sie. » Ich wünsche dir einen ganz tollen Sommer, Em. Wir sehen uns im August.« Als ich sie wieder loslassen will, spüre ich, wie ihre Schultern zucken. » Nicht weinen. Sonst fange ich auch gleich an.«
    Sie lehnt sich schniefend zurück. » Du hast recht. Das ist ein glücklicher Moment– dein großer Traum geht in Erfüllung, da darf man nicht weinen.« Sie wischt sich mit dem Handrücken über die Augen und küsst mich dann auf beide Wangen. » Wir sehen uns im August, Darling!«
    Ich springe aus dem Wagen, bevor ich tatsächlich noch zu weinen anfange, hole mein Gepäck aus dem Kofferraum und gehe auf das Flughafengebäude zu. An der Glastür drehe ich mich noch einmal um und werfe Emma eine letzte Kusshand zu.
    ***
    Nachdem ich meinen Koffer aufgegeben und meine Bordkarte ausgehändigt bekommen habe, gehe ich mit zittrigen Knien auf die Schlange der Menschen zu, die vor der Sicherheitsabfertigung warten. Ich habe mich noch nie in meinem ganzen Leben einsamer gefühlt als jetzt, aber auch noch nie mutiger.
    Als ich eine Dreiviertelstunde später die Stahltreppe hinaufgehe, straffe ich die Schultern und tue so, als hätte ich schon unzählige Male ein Flugzeug betreten. Die Leute drängeln und mein Herz rast, als ich mich an anderen Passagieren vorbei durch die Sitzreihen schiebe und den Platz mit der Sitznummer 14 a entdecke. Meinen Platz. Nachdem ich mich gesetzt und den Sicherheitsgurt angelegt habe, bücke ich mich nach meiner Handtasche und ziehe den kleinen Stapel von Postkarten heraus. Die meisten von ihnen sind unbeschrieben, aber aus den Worten der einen, die meine Handschrift trägt, und der beiden, die er beschrieben hat, lese ich das Gleiche heraus: Wir haben uns etwas bedeutet. Wir haben nicht gewollt, dass es endet.
    Als das Flugzeug die Startbahn entlangrollt und wir schließlich abheben, reagiert mein Körper ganz ähnlich wie die Male, die ich mit Bennett gereist bin, mit einem Ziehen im Bauch und einem leichten Schwindelgefühl. Ich muss lächeln, als ich an das Abenteuer denke, das vor mir liegt. Die Postkarten in meinem Schoß festhaltend, presse ich die Stirn an das kleine, doppelt verglaste Fenster und sehe zu, wie Chicago unter mir immer kleiner wird, bis die Stadt schließlich unter einer dichten weißen Wolkenschicht verschwindet.

40
    Mein Discman hängt an dem Neoprengürtel, den ich mir um die Hüfte geschnallt habe, die Bässe dröhnen laut in meinen Ohren und die Sohlen meiner Schuhe hinterlassen gleichmäßige Abdrücke im feuchten Sand. Während die Sonne höher steigt, lasse ich den Blick über das blau schimmernde Meer und den orangeroten Himmel schweifen und kann immer noch nicht ganz glauben, dass ich tatsächlich hier bin.
    Ich wünschte nur, ich könnte diese Erfahrung mit ihm teilen. Aus dem beengten Evanston herauszukommen und an einem anderen Ort eine ganz neue Welt zu entdecken, hat mir definitiv geholfen, wieder Spaß am Leben zu haben und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken, aber ich vermisse ihn immer noch schrecklich. Wenn ich durch die Straßen schlendere, suche ich in der Menschenmenge instinktiv nach seinem Gesicht, und sobald ich am Postkartenständer eines Souvenirladens vorbeikomme, von denen es in dieser bei Touristen aus aller Welt so beliebten Stadt jede Menge gibt, muss ich automatisch an ihn denken. Es erfüllt mich mit Wehmut, zu wissen, dass wir nie wieder zusammen reisen und Abenteuer erleben werden.
    Vor mir ragen die zerklüfteten Klippen in die Höhe, die das Ende des Strands markieren, und ich setze zum Endspurt an. Den Blick fest auf einen Felsen gerichtet, der bis zur Hälfte ins Wasser ragt, sprinte ich los und bleibe erst stehen, als meine Fingerspitzen den Stein berühren.
    Anschließend schüttle ich Arme und Beine aus und gehe ein paar Meter am Strand auf und ab, um mich auszulaufen und wieder zu Atem zu kommen. Danach lege ich mich auf die Ellbogen gestützt in den Sand und betrachte die dünne Linie am Horizont, wo das Blau des Meers in den Himmel übergeht. Nach einer Weile lasse ich mich nach hinten fallen, schließe die Augen und verbiete mir jeden Gedanken, während ich die Wärme der
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