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0380 - Ich und der Poltergeist

0380 - Ich und der Poltergeist

Titel: 0380 - Ich und der Poltergeist
Autoren: Jason Dark
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Ich konzentrierte mich. Lady Sarah hatte sehr engagiert gesprochen.
    Ich glaubte ihr. Sie war keine Spinnerin. Nicht umsonst hatte sie mich zu sich gebeten.
    Und nun hörte ich auch Geräusche. Wir standen im Erdgeschoß des Hauses und lauerten in der Finsternis. Durch die Dunkelheit grollte das Poltern. Ein unheimlicher Klang hallte durch das Haus, und mir trieb es, ebenso wie Lady Sarah, eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Na, habe ich gelogen?« wisperte Sarah Goldwyn.
    »Nein.«
    »Da oben ist niemand, John. Wenigstens habe ich niemanden ins Haus gelassen. Seit einigen Tagen geht das so. Manchmal leiser, dann wieder lauter. Hin und wieder fürchte ich, daß sich dort oben tatsächlich jemand versteckt hält.«
    »Und wenn du hinaufgehst?«
    Im Dunkeln sah ich ihre abwinkende Handbewegung. »Das habe ich auch schon getan. Ich sah keinen. Alles scheint sich gegen mich verschworen zu haben, John.«
    »Na ja. Jetzt bin ich da. Vielleicht finde ich diesen komischen Eindringling.«
    »Das ist kein komischer Eindringling!« hielt Lady Sarah dagegen.
    »Sondern?«
    »Ein Poltergeist. Ganz einfach, John. Ich habe in meinen Büchern nachgeschaut. Wer so reagiert, ist ein Poltergeist. Darüber habe ich genug gelesen.«
    »Wie gefährlich ist er denn?« erkundigte ich mich.
    »Das kann man nie so genau sagen. Der eine ist schlimmer, der andere harmloser. Ich hoffe, daß meiner, der sich hier im Haus aufhält, zu der harmlosen Sorte gehört.«
    »Noch ist es nicht sicher«, widersprach ich.
    »Laß es dir gesagt sein, mein Junge. Ich habe einen unangemeldeten Gast und möchte ihn wieder loswerden.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    In der Tat hatte mich Sarah Goldwyn angerufen, einmal bei ihr vorbeizuschauen. Ich hatte sie einige Male vertrösten müssen, zudem bestand für die alte Dame keine unmittelbare Gefahr, und so waren vier Tage vergangen, bis ich endlich Zeit fand, mich um Lady Sarah zu kümmern. Sie hatte davon gesprochen, daß sich der Poltergeist am späten Abend bemerkbar machte. Deshalb war ich erst zum Abendessen gekommen. Wir hatten geplaudert und uns dann auf die Lauer gelegt.
    Ich hatte mich ausfragen lassen und gern von unseren Erfolgen und weniger gern von den Mißerfolgen berichtet. Erfolge waren zu verzeichnen gewesen, denn uns war es tatsächlich gelungen, den zweiten Würfel einzuheimsen.
    Eine kaum glaubhafte Tatsache. Jetzt konnte mich der erste Würfel nicht mehr unter Druck setzen, denn das Duplikat versetzte mich in die Lage, die Kräfte des ersten zu neutralisieren.
    Der Kampf stand wieder unentschieden…
    Nun, der Würfel interessierte mich momentan nicht so sehr, wichtiger waren die komischen Geräusche, die in der Nacht durch das Haus der Lady Sarah hallten.
    Ich selbst hatte sie schließlich auch gehört, obwohl ich noch nicht davon überzeugt war, daß es sich tatsächlich um einen Poltergeisthandelte.
    Lady Sarah stand neben mir. Ich merkte, daß sie zusammenzuckte, als sie abermals ein dumpfes Geräusch vernahm. Dieses hohle Echo kam von oben und schwebte die steile Treppe hinab in den Flur, wo wir beide uns aufhielten.
    »Das ist doch nicht normal«, wisperte die alte Dame.
    »Nein, das nicht.«
    »Also müssen wir etwas unternehmen.«
    Ich war ebenfalls dieser Ansicht und gab ihr ein Zeichen, im Flur zu bleiben.
    »Willst du allein gehen?«
    »Ja.«
    »Das kann ich nicht zulassen. Bisher hat mir der Geist nichts getan. Ich werde mich ihm stellen. Du kannst mich ja beschützen, wenn du unbedingt willst.«
    Sarah Goldwyn gehörte zwar nicht mehr zu den Jüngsten, aber sie besaß ihren eigenen Kopf. Ich wußte, daß ich ihr das Vorhaben nicht mehr ausreden konnte. Sie wollte mit mir gehen. Überstimmt willigte ich ein.
    »Wenn ich nur müßte, was er will!« hauchte sie. »So ganz gefährlich scheint er ja nicht zu sein.«
    »Wieso?«
    »Dann hätte er mich doch umgebracht«, erwiderte sie mit einer nahezu entwaffnenden Offenheit.
    »Wenn man es so sieht.«
    »Das muß man so sehen, mein Junge. Aber jetzt zur Sache. Das Geräusch ist von oben gekommen. Wir werden uns die Treppe hochschleichen und in mein Archiv gehen. Da hält er sich auf. Der will da alles nur durcheinanderbringen. Einige Male habe ich schon aufräumen müssen. Das hat mir auch keinen Spaß gemacht. Ich hatte aber das Gefühl, als würde er etwas suchen.«
    »Was denn?«
    »Keine Ahnung, John. Ich glaube aber nicht, daß er es gefunden hat, sonst wäre er ja nicht zurückgekehrt.«
    Diese Logik war bestechend. Ich hob die
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