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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition)
Autoren: Kristin Hannah
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Version aussehen sollte; er wusste nur, dass der, der er war, so verblichen war wie ein altes Foto.
    Er setzte sich neben Jolene auf die Bettkante. Dann sah er sie an, weil er sie plötzlich brauchte, weil er wieder wie früher für sie empfinden wollte. »Wie bist du … über ihren Tod hinweggekommen? Ich meine: wirklich. Schließlich musstest du von einem Augenblick zum anderen dein ganzes Leben ändern.«
    Er sah, wie sie zusammenzuckte und sich leicht abwandte. Die Frage traf sie wie ein Schlag. Als sie ihn wieder ansah, lächelte sie. »Was uns nicht umbringt, macht uns stark. Ich schätze, ich hab mich darauf konzentriert, glücklich zu sein.«
    Er seufzte. Schon wieder diese Plattitüden. Plötzlich war er müde. »Ich bringe dir das Frühstück ans Bett. Vielleicht können wir später alle zusammen eine Radtour machen.«
    Sie stellte die Schatulle auf ihren Nachttisch. »Heute Abend ist meine Geburtstagsparty in Captain Lomands Haus. Du hast gesagt, du würdest vielleicht mitkommen.«
    Da war es: das, worum sie ihn gebeten hatte. Kein Wunder, dass er es verdrängt hatte. »Ich habe mit diesen Leuten nichts gemeinsam. Das weißt du doch.« Er stand auf, ging zur Kommode und zog die oberste Schublade auf.
    »Aber ich gehöre zu diesen Leuten«, entgegnete sie, und auf einmal befanden sie sich wieder auf brüchigem Eis, das ihnen nur allzu vertraut war. »Die Party wird für mich gegeben. Nur dieses eine Mal könntest du doch auch kommen.«
    Er drehte sich zu ihr um. »Wir gehen morgen Abend zusammen essen. Wie wär’s? Wir vier. Zum Beispiel zu dem Italiener, den du so magst.«
    Jolene seufzte. Er wusste, dass seine Absage zu dieser Party einen wunden Punkt berührte. Sie wollte nämlich, dass er Teil ihres Militäralltags wurde – das hatte sie immer gewollt, aber das konnte er nicht, er ertrug einfach nicht das straff organisierte Einer für alle, alle für einen. »Ist gut«, sagte sie schließlich. »Danke für die Uhr. Sie ist wunderschön.«
    »Gern geschehen.«
    Sie sahen sich an. Stille senkte sich zwischen sie, so bitter und durchdringend wie Kaffeearoma. Er wusste, dass sie sich aussprechen mussten, dass zu vieles zu lange unausgesprochen geblieben war und im Verborgenen vor sich hin gegoren hatte. Aber wenn er einmal damit anfing und sagte, wie er sich wirklich fühlte, dann gäbe es kein Zurück mehr.
    Am Nachmittag kam Tami mit einer alufolienbedeckten Schüssel in Jolenes Küche. »Und?«, fragte sie und kickte die Tür hinter sich zu.
    Jolene warf einen Blick ins Familienzimmer, um sich zu vergewissern, dass die Kinder nicht da waren. »Es tut ihm wirklich leid«, erklärte sie. »Er hat mir Rosen und eine wunderschöne Uhr geschenkt.«
    » Er braucht ’ne Uhr«, bemerkte Tami. Als sie Jolenes Blick sah, zuckte sie mit den Schultern. »Ich meine ja nur.«
    »Ja, ja«, sagte Jolene. »Ich habe ihn gebeten, mich zur Party zu begleiten. Aber er will nicht.«
    »Das tut mir leid«, erwiderte Tami.
    Jolene zwang sich zu lächeln. Unwillkürlich fuhr ihr durch den Sinn, wie anders doch Tamis Leben aussah. Obwohl Carl nicht beim Militär war, unterstützte er Tami nach Kräften, erschien zu jedem gesellschaftlichen Ereignis und sagte ihr oft, wie stolz er auf sie war. Fotos von Tamis Flügen und Erfolgen schmückten die Wände ihres Hauses, hingen neben Seths Bildern von der Schule und Aufnahmen von Familienfeiern. Während bei Jolene alle Fotos, die sie in Uniform zeigten, irgendwo in Schubladen versteckt wurden.
    Sie wandte sich von Tamis enttäuschtem Blick ab und ging zum Fuß der Treppe. »Mädels!«, rief sie nach oben. »Kommt runter. Zeit für die Party.«
    Lulu kam grinsend die Treppe heruntergehüpft und zog ihre Decke hinter sich her. Für die Party hatte sie sich wie eine Prinzessin angezogen, komplett mit rosafarbenem Kleidchen und Diadem. Betsy hingegen blieb mit verschränkten Armen am oberen Treppenabsatz stehen.
    »Muss ich wirklich mit? Bitte niiiicht«, flehte sie.
    »Ticktack, ticktack.«
    »Dad muss auch nicht.«
    »Er arbeitet. Du nicht.«
    Betsy stampfte mit dem Fuß auf und wirbelte herum. »Schön«, sagte sie und marschierte wieder in ihr Zimmer.
    »Ich weiß noch, wie sehr ich mir eine Tochter gewünscht habe.« Tami gesellte sich zu Jolene. »Aber in letzter Zeit bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    »Alles, was ich sage oder tue, ist falsch. Ehrlich, sie bricht mir jeden Tag das Herz. Sie schwört, wenn ich zum Berufskundetag komme, dann würde sie schwänzen. Offenbar
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