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Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Zwischen Pflicht und Sehnsucht

Titel: Zwischen Pflicht und Sehnsucht
Autoren: Deb Marlowe
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Avery verlassen. Er verbarg den Kopf in den Händen, während Charles seinen Bruder begrüßte und der Brandy gebracht wurde. Lord Avery nahm ein Glas, kippte den Branntwein hinunter und hielt es dem Diener hin, um es erneut füllen zu lassen. Dann stand er auf.
    „Ich werde Ihre Erklärung fürs Erste akzeptieren, Dayle, aber ich werde Ihre Behauptungen überprüfen, und wenn ich feststelle, dass Sie lügen, werde ich zurückkommen. Warum sollte Ihr Name in dieser Sache auftauchen, wenn Sie nicht darin verwickelt sind? Das ergibt keinen Sinn.“
    „Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund.“
    „Das ist nicht witzig! Meine Ehre und die meiner Gattin sind in den Schmutz gezogen worden!“, empörte sich Lord Avery. „Ich weiß, es gibt Parteimitglieder, die an Ihre Wandlung glauben. Der geläuterte Frauenheld.“ Er schnaubte. „Ich kenne Ihre Vergangenheit, und diese Angelegenheit passt genau zu Ihnen. Schamlos. Beleidigend. Unverzeihlich nenne ich das, und so mancher Tory wird mir da zustimmen, wenn ich mit Ihnen fertig bin.“
    Das Echo der zuschlagenden Tür hallte hier drinnen nur leise wider. Charles wandte sich um und begann auf und ab zu gehen.
    „Es tut mir leid, Charles.“ Jack sprach in leisem, vorsichtigem Tonfall. Charles nahm einen Schluck Brandy. Er ging hinüber zum Fenster und starrte in den strömenden Regen.
    „Lass mich nicht im Dunkeln tappen! Ich versuche hier den hilfsbereiten Bruder zu spielen.“ Jack stellte sich hinter ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Er wird deine Geschichte überprüfen und herausfinden, dass sie wahr ist. Danach ist das Ganze nur noch eine Schmiererei in einem Skandalblatt. Ist das wirklich so schlimm?“
    Charles starrte das Spiegelbild seines Bruders im Fenster an. „Es ist schlimm, und es hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt passieren können. Die Handelskammer sucht nach jemandem, der ein Komitee zum Thema landwirtschaftliche Notstandsgebiete leitet. Mein Name ist in diesem Zusammenhang gefallen. Das könnte mich auf den Weg nach ganz weit oben bringen.“ Er fuhr sich unsanft mit der Hand durchs Haar. „Ich habe hart gearbeitet und bin so weit gekommen. Sieh dich um, kleiner Bruder, dieses Land ist in einem erbärmlichen Zustand. Und ich bin endlich in einer Position, in der ich etwas dagegen tun kann … Ich könnte helfen .“
    Er schlug mit der Faust in die Hand. „Und nun will jemand meine Vergangenheit gegen mich verwenden? Niemand wird mich ernst nehmen. Sie werden in mir einen dieser verwöhnten Müßiggänger sehen, der nur von seinem besten Stück gesteuert wird. Meine politische Karriere könnte beendet sein, bevor sie richtig begonnen hat.“
    „Wäre das denn so furchtbar?“ Die Hand seines Bruders wog plötzlich schwer auf Charles’ Schulter. „Phillip ist tot. Du lebst. Vielleicht ist es Zeit, das alles hinter sich zu lassen. Du könntest dich wieder deinen eigenen Interessen widmen. Etwas Zeit mit Mutter auf Fordham verbringen.“
    „Nein“, herrschte Charles ihn an. „Das kann ich nicht.“ Er starrte in sein Glas, doch natürlich fand er dort keine Antworten. Und keinen Trost, wie er aus Erfahrung wusste. Wie konnte er seinem jüngeren Bruder seine Verzweiflung begreiflich machen? „Ich brauche das. Und ich brauche dich, um mir aus dieser Misslichkeit herauszuhelfen.“
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Dann nahm Jack seine Hand weg und schenkte sich noch ein Glas ein. „Ist die Lage denn zu retten? Was hast du vor?“
    „Ich nehme an, ich muss beweisen, dass ich mehr Anstand besitze“, antwortete Charles mit einem schiefen Grinsen.
    „Wieso mehr?“ Jack lachte plötzlich, und die Spannung im Raum wurde etwas erträglicher. „Das warst nicht wirklich du, der da aus dem Fenster der alten Schachtel geklettert ist?“
    „Guter Gott, nein! Ich bin bereit, so einiges im Namen der Politik zu opfern, aber das ginge doch zu weit. Ich glaube ohnehin, sie kokettiert nur mit uns Jungspunden, um ihren Gatten aufzurütteln, um seine Aufmerksamkeit von der Politik abzulenken und für sich zurückzugewinnen. Aber diesmal hat sie ganz offensichtlich den Bogen überspannt.“
    Charles rieb sich die Stirn, während er nachdachte. „Immerhin muss ich zugeben, das war ein meisterhafter Streich. Wer auch immer dahintersteckt, er ist schlau. Er hat monatelange Arbeit zunichtegemacht. Und das alles ohne einen Hinweis auf seine Identität oder seine Ziele.“
    „Irgendjemandem gefällt es nicht, dass du an Einfluss gewonnen
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