Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen
Autoren: Shannon Delany
Vom Netzwerk:
meinen Augen lag.
    Und ich beobachtete, wie sich Pietr, Max und Catherine, die jetzt wieder ganz Menschen waren, langsam bewegten, langsam ihre Position veränderten und gleichzeitig mit den Fingern vorsichtig an den Widerhaken arbeiteten. Fast ohne das Gesicht zu verziehen, entfernten sie sie aus ihrem geschundenen Fleisch und hielten sie so, dass die Drähte nicht durchhingen und niemand etwas bemerkte.
    » Sag es ihnen, Sasha. Sag ihnen, dass du der Enkel jenes Wissenschaftlers bist, der an der Erschaffung ihrer Spezies beteiligt war. Jenes Mannes, der ihre Hoffnung auf Normalität zerstört und ihnen die frühe Selbstzerstörung einprogrammiert hat. Welche Lebenserwartung haben sie noch? Ich vermute, sie ist zusätzlich verkürzt, sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater waren ein Vollblut. Wahrscheinlich läuft der Countdown schon. Tick-tack, tick-tack « , spottete er grinsend. » Hören sie das Ticken, wenn sie dreizehn werden? Urteil lebenslänglich, würde ich sagen! « Sein Lachen donnerte über die Wiese.
    » Sasha « , sagte er kalt, den Spitznamen von Alexi benutzend, » du musst es ihnen sagen! « Wieder lachte er. » Sag ihnen, dass die Ud SSR , die ihm irgendwann die Forschungsmittel strich, die Kinder, die er erschaffen hatte, in ein staatliches Waisenhaus verfrachtete. Und dass er verschwand und sie nur noch aus der Entfernung beobachten konnte. Er war davon überzeugt, dass er recht hatte– dass die Verwandlung stattfinden würde… Aber sie verwandelten sich erst später, nicht war? « Nickolai schüttelte den Kopf. » Er überließ sie der Obhut von Fremden. Wirklich schade. So viele sind in diesen ersten Jahren verloren gegangen. Er konnte sie nicht alle ausfindig machen. Also heiratete er, war es nicht so, Sasha? « Nickolai grinste Alexi anzüglich an.
    Alexi stritt nichts ab.
    Mein Magen drehte sich um. Mir wurde übel.
    » Wenn er seine eigenen Geschöpfe nicht selbst fände, könnte er vielleicht andere überreden– oder erschaffen–, die ihm dabei halfen. Aber seine Frau war nicht dumm. Sie gebar ihm nur ein Kind– dieses verfluchte, vorwitzige Mädchen– deine Mutter. Du bist nur der Sohn einer Frau aus Coney Island, der Kanincheninsel. «
    Alexi gefror bei dieser Bemerkung.
    Ich blinzelte. Langsam fügten sich die Teile. Mein Kopf versuchte, aus diesem Wahnsinn, der sich hier abspielte, schlau zu werden.
    » Und wir wurden Werwolfjäger! « , gluckste Nickolai. » Wir bringen sie zurück, bilden sie aus und geben dem wahren Mütterchen Russland ihre Dog Soldiers zurück, die die Ud SSR verschmäht hatte. « Er hielt die Pistolenmündung an Alexis Schläfe. Pietr zuckte zusammen.
    » Wir wurden alle den Wölfen vorgeworfen. Diese Männer « , er zeigte auf die übrigen Mafiosi, » waren einmal brave, ehrliche Männer. Wir kamen vom Militärdienst zurück– eine stolze Tradition–, und was erwartete uns? Nichts. Nur die O. P. S., denen ist jeder willkommen, der keine Arbeit scheut. Und sie hat Visionen, unter anderem die, alle ausgemusterten Seelen wieder zurückzuholen– sogar Werwölfe. «
    » Aahh! « , kreischte ich, denn eine grobe Hand packte meinen Knöchel und zerrte mich aus meinem Baumversteck. Ich knallte auf den Boden. Der Aufprall erschütterte meine sämtlichen Knochen.
    Der Schmerz, der mich beinahe betäubte, ließ mich die Männer, die auf mich herabgrinsten, überscharf wahrnehmen. Sie packten mich an den Armen und zogen mich hoch. Ich wehrte mich, renkte mir vor Anstrengung fast die Schulter aus, schlug um mich, trat um mich. Ich kämpfte so beherzt ich konnte, aber es zeigte keinerlei Wirkung. » Aaaah « , brüllte ich und warf mich gegen einen von ihnen– mit aller Kraft.
    » Aha– das klingt gerade, als wollte das Mädchen sich uns demnächst anschließen. Vielleicht gebt ihr ja jetzt eher nach. Also, Sasha, du gibst uns nun, wofür wir dich die ganze Zeit bezahlt haben, dann musst du auch nicht wie ein Dummkopf hier im Dreck verrecken. «
    Meine Wächter reagierten auf keine meiner Abwehrattacken, die denen von Catherine allerdings auch nicht das Wasser reichen konnten. Frustriert und wütend ließ ich mich fallen, ich wollte ihnen wenigstens mit meinem Gewicht zur Last fallen.
    Unverzüglich begannen sie, mich über die Wiese zu schleifen.
    Im selben Augenblick brach am nördlichen Rand der Wiese ein riesiges Fahrzeug durch das Gehölz, die Stoßstange voll von Gestrüpp und Dornen. Es wälzte sich mitten in das Chaos, schwenkte plötzlich zur Seite und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher