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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen
Autoren: Shannon Delany
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lauerte?
    Ich zwinkerte Maggie und Hunter zu. » Wahrscheinlich war das nur Harold, der Hund vom alten Monroe, der jeden Zaunpfahl anpinkeln muss « , beruhigte ich sie. Sie wedelten mit ihren Schwänzen, schienen jedoch zu klug, meinen beruhigenden Worten zu glauben.
    Ich stellte die Mistgabel wieder in die Ecke und machte mich ans Aufräumen der Scheune, dabei war ich mir voll bewusst, dass ich es nur hinauszögern wollte, das Licht auszuknipsen und die kahle weiße Fläche zwischen der Scheune und dem Haus zu überqueren. Viel zu schnell war ich mit der Arbeit fertig, es gab nichts mehr zu putzen. Und außerdem war morgen ein Schultag.
    Ich wappnete mich innerlich für den Weg zurück zum Haus. » Komm, Hunter. Braves Mädchen, Maggie. « Ich dachte schaudernd an die seltsamen Geschichten, die man sich im vergangenen Jahr über Farthington, eine Stadt in unserer Nähe, erzählt hatte. Flankiert von meinen beiden Hunden eilte ich schließlich hinüber zum Haus.
    Erst als die Tür hinter mir ins Schloss fiel und ich den Riegel vorgeschoben hatte, fiel die Spannung von mir ab. Hunter schaute erwartungsvoll zu mir auf und setzte sich vornehm auf die Hinterbeine, was sonst nicht seine Art war. Mit einem ernsten Blick aus seinen schmachtenden goldenen Augen mahnte er mich an die Leckereien, die ich ihm eben erst versprochen hatte.

1
    I ch zog die Tür hinter mir zu und schritt den Gang entlang, geradewegs Richtung Hölle. Der Flur wurde von der Morgensonne in ein gespenstisches Licht getaucht. Draußen pfiff der Wind und schleuderte ein buntes Blätterkaleidoskop gegen die großen Fensterscheiben. Wer immer mich aus dem Unterricht hatte rufen lassen, hegte bestimmt die besten Absichten, doch das verstärkte nur das flaue Gefühl in meinem Magen. Es heißt nicht umsonst, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist!
    Ich trottete schweren Schrittes den ganzen Weg bis zum Büro der Beratungslehrer. Ich war mitten aus Miss Ashtons Literaturstunde gerissen worden– natürlich nicht aus der Sportstunde. Typisch, aus der Sportstunde wurde ich nie gerufen.
    Die ganze Sache kam mir irgendwie verdächtig vor. Warum wollten die Beratungslehrer ausgerechnet mit mir sprechen? Hatten sie vielleicht herausgefunden, wer den bitterbösen Artikel über die doppelten Moralmaßstäbe zwischen Sportlern und Strebern geschrieben hatte? So wie ich die Beratungslehrer einschätzte, konnte ich davon ausgehen, dass sie nichts herausgefunden hatten– zumindest nicht ohne fremde Hilfe.
    Als der Aufruf durch die Gegensprechanlage schnarrte, sah ich schnell zu Sophia hinüber, die ebenfalls bei der Schulzeitung mitarbeitete. Sie zuckte die Achseln. Ich glaubte nicht, dass mich jemand verpfiffen hatte.
    Warum hatte man mich dann rufen lassen? Ja schon, ich gab nie meine Bücher rechtzeitig zurück, hatte mich mindestens drei Mal bei der Schulkrankenschwester melden müssen, weil ich zu spät gekommen war und hatte dabei jedes Mal einen Kuli mitgehen lassen– aus Versehen natürlich. Ganz ehrlich, wenn die Beratungslehrer einen Problemfall suchten, hatten sie die Falsche erwischt. Fand ich jedenfalls.
    Meine Sneakers schlappten über den hellbraunen Fliesenboden. Ich seufzte. Lieber Gott, betete ich, hoffentlich veranstalten sie nicht wieder so eine blöde Krisenintervention wegen Mom. Dieser Gedanke brachte mich abrupt zum Stehen. Ich sah auf den abgegriffenen blauen Schülerpass in meiner Hand. Und wenn ich einfach Datum und Unterschrift fälschte und zurück ins Klassenzimmer ging? Würden sich die Beratungslehrer daran erinnern, dass sie mich gerufen hatten? Es war mitten im ersten Schuljahrsquartal, die Zwischenzeugnisse waren bald fällig. Bestimmt hatten sie alle Hände voll zu tun, noch schnell Nachhilfekurse für Kinder zu organisieren, die drohten, durch die Maschen des Lehrplans zu rutschen (oder abzutauchen).
    Ich blickte auf den Flur vor mir, dessen Betonwände sich auf mich zuzubewegen schienen. Tief einatmen … Die Wände wichen zurück. Niemand da, der es mitkriegen würde, wenn ich Mr Maloys Unterschrift hinkritzelte. Er selbst machte Witze, seine Unterschrift sei die eines geborenen Arztes. Sollte ich einfach auf dem Absatz kehrtmachen und ins Klassenzimmer zurückkehren? Ich kaute auf meiner Unterlippe und überlegte, wie wahrscheinlich es wäre, dass ich erwischt wurde. Hm.
    Ich ging weiter, öffnete die Tür des Beratungsbüros und ließ meinen Blick durch das Wartezimmer schweifen. Ich hielt nach einem
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