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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen
Autoren: Shannon Delany
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nicht. Derek hat heute ernsthaft mit mir gesprochen. « Ich spießte mit der Gabel eine Gurkenscheibe auf und überlegte, wer von uns die Ältere war.
    » Und weiter? « , fragte Amy neugierig und kräuselte gewichtig die Augenbrauen. Mir schräg gegenüber saß Sophia und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab– ihre Art uns mitzuteilen, dass sie an dem Gespräch nicht teilnehmen wollte. Sie war einmal mit Derek ausgegangen und das hatte ihr gereicht. Sie hatte auch nie darüber sprechen wollen. Nie.
    An dem einzig leeren Platz unseres Tisches wurde klirrend ein Tablett abgesetzt– direkt mir gegenüber. » Was kapierst du nicht? « , fragte eine Jungsstimme beiläufig.
    Ich sah auf und stöhnte.
    Pietr hatte mich gefunden.
    Er setzte sich lässig hin, ohne die finsteren Blicke seiner Verfolgerinnen zu beachten, die sich gezwungenermaßen einen anderen Platz suchen mussten.
    Ich versuchte, ihn zu ignorieren, aber Sophia sah von ihm zu mir und wieder zu ihm. » Sophia « , ich zeigte auf sie– » Pietr «, ich zeigte auf ihn. » Sarah. Pietr « , deutete ich mit den Fingern in ihrer beider Richtung.
    Amy wartete gar nicht erst, bis sie vorgestellt wurde. » Und ich bin Amy « , sagte sie. » Du heißt Pietr? «
    Er lächelte. Sarah und Sophia sahen mich an und kicherten los. Das nenne ich Freundinnen!
    Pietr spießte ein Stückchen des unheimlichen Hackbratens mit der Gabel auf und schob es in den Mund. Er kaute, als sei Essen für ihn kein Genuss, sondern eine Pflichtübung. Nun, mit einem Blick auf meine labbrigen Salatblätter konnte ich das nachvollziehen. » Also, was kapierst du nicht? « , fragte er wieder.
    Ich verweigerte die Antwort und gab vor, intensiv mit der Suche nach einem knusprigen Crouton beschäftigt zu sein. Heute war wirklich nicht mein Tag.
    » Da gibt es nichts zu kapieren « , fuhr Pietr fort. » Er ist nicht dein Kaliber. « Das sagte er mit einer Selbstverständlichkeit, als gäbe es nichts dran zu rütteln.
    Wahrscheinlich wurden meine Augen tellergroß angesichts dieser Beleidigung. Amy fasste mich am Handgelenk. Meine Finger hatten sich um die Gabel gekrallt, die ich in meinen neuesten Erzfeind rammen wollte. » Wie bitte? « , fragte ich und sah ihn feindselig an.
    Er hatte nicht aufgehört zu essen, war mit dem Hackbraten so gut wie fertig und bereit, sich über seine beiden Hacksteaks herzumachen. Er sah einen Moment an meinem Kopf vorbei. » Jess. « Er fixierte seine glühenden Augen auf mich. » Du bist eher nachdenklich. Wahrscheinlich bekommst du gute Noten, bist womöglich im Debattierclub und bei der Schulzeitung, aber bestimmt nicht der Typ, auf den Kerle wie er abfahren. Er ist ein Volltrottel. « Er kaute und schluckte hinunter. Dann sah er wieder an mir vorbei. » Ein äußerst beliebter Volltrottel, soweit ich beurteilen kann. Und ohne Hintergedanken verabredet sich so einer nicht mit einem Mädchen wie dir. « Seine Augen glitzerten herausfordernd. » Was glaubst du wohl, was so ein Typ von dir will? «
    Meine Hand mit der Gabel zitterte. Amys Fingerknöchel waren weiß vor Anstrengung, während sie sich um meine Hand klammerte, um mich zurückzuhalten. Es war das Längste, was Pietr bisher zu mir gesagt hatte und jedes seiner Worte schmerzte wie ein Messerstich.
    Weil er nämlich recht hatte. Derek wollte eindeutig etwas von mir.
    Pietr hatte seine Hacksteaks schon halb aufgegessen, als ich schließlich hervorpresste: » Was geht das dich überhaupt an? « Amy ließ mich los und tätschelte meine Hand. Sarah ließ meine Gabel nicht aus den Augen, für den Fall, dass es doch noch zum blutigen Eklat käme. Sie flippte in letzter Zeit ziemlich schnell aus, auch wenn sie nicht genau wusste, warum.
    Sophia saugte an ihrem Trinkhalm und hörte interessiertzu.
    » Wahrscheinlich nichts « , gestand er mit vollem Mund, » ich dachte nur, dass die Meinung eines Mannes… « Er sah wieder über mich hinweg.
    » Was? Denkst du, wir schnallen solche Sachen nicht selber? « Ich beugte mich über den Tisch, um klarzustellen, dass ich seinen Beleidigungen die Stirn bieten würde.
    Er beugte sich ebenfalls über den Tisch, fast berührten sich unsere Nasenspitzen. Ein seltsamer, minziger Kiefernduft kribbelte in meiner Nase. Er roch wie die winterlichen Wälder des Nordens. Kühl, klar und geheimnisvoll.
    Er hörte auf zu kauen und sah mir in die Augen, die gefährlich glitzerten. Er schluckte. » Vielleicht solltest du die Beweggründe der Leute ein bisschen genauer betrachten.
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