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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen
Autoren: Shannon Delany
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nicht. Homecoming war nicht mein Ding. Ich interessierte mich eigentlich auch nicht für die Abenteuer unseres Footballteams (nur Derek sah ich beim Spielen zu und lauschte verzückt, wenn andere seine Erfolge auf dem Spielfeld diskutierten). Die Parade, das Freudenfeuer und der Ball– mir war egal, ob ich dabei war oder nicht. Wen interessierte das schon? Außerdem gab es zu Hause immer etwas zu tun. Auf einem Pferdehof gab es immer genug zu tun.
    Es läutete. Die Schulklingel hörte sich noch schriller und unschöner an als sonst. Das lag bestimmt an meinem Spezialauftrag. Einem besonders unangenehmen Auftrag.
    Ich stand auf und packte meine Sachen zusammen. Und ärgerte mich, dass sich um Pietrs Tisch schon eine Traube von Mädchen gebildet hatte. Sie beachteten mich nicht. Beinahe so, wie Pietr mich nicht beachtete. Ich räusperte mich.
    Keine Reaktion.
    Ich schubste Izzy zur Seite und drängte mich in den gackernden Haufen. » Komm schon, Pietr. Wir müssen in Mathe. «
    Er stand auf und klemmte sich das neu erworbene Literaturbuch unter den Arm.
    » Mathe? « , stöhnte Izzy. » Wen hat er denn da, Jessie? Mr Belden? « Dabei würdigte sie mich– seine Führerin und Inhaberin seines anscheinend göttlichen Stundenplans– keines Blicks.
    » Genau « , erwiderte ich knapp, » Mister Bohne. « Jetzt war ich am Stöhnen. Meine neue Aufgabe verdarb mir total die Laune. » Also, Pietr. «
    » Ich kann dich begleiten « , bot Izzy an.
    » Cool. « Ich steuerte die Tür an. » Ich gehe schon mal vor. «
    Ich gab mir alle Mühe, einen erträglichen Abstand zu den beiden zu gewinnen, trotzdem hörte ich Izzy manchmal völlig schwachsinnige Sprüche von sich geben, so laut, dass es über den ganzen Flur schallte. Sie war wirklich leicht zu beeindrucken. Ihr hellster Moment in dieser sehr einseitigen Konversation war, als sie sagte: » Du riechst sogar gut! «
    Ich musste ständig meine Augen verdrehen, weshalb ich beinahe gegen eine Wand lief. Okay, der Neue war süß. Und er roch gut. Na wenn schon. Also– im Ernst. Mir war klar, dass neue Sachen immer besonders attraktiv erscheinen. Neue Spielsachen sind am schönsten. Neue Autos riechen am besten. Aber ein neuer Junge? Ganz großes Kino.
    Endlich erwiderte Pietr eines ihrer Komplimente. » Du riechst… köstlich. «
    Komisch. Ich schnüffelte. Also, Izzy tendierte tatsächlich dazu, sich reichlich zu parfümieren. Ich glaube, jeder in ihrer Nähe musste früher oder später ihren Duft bemerken und auch das Brennen seiner Nasenhärchen, die der Geruchsbelästigung standhalten mussten. Aber es brachte nichts, denn kein Parfüm in der Welt war so stark, dass es die seltsamen Gerüche in Beldens Klassenzimmer überdecken konnte. Belden hatte den Spitznamen » Mister Bohne « nicht bekommen, weil er rank und schlank wie eine Bohnenstange war. Wenigstens würde Pietr jetzt noch zu einem anderen Duft seinen Kommentar abgeben können. Vielleicht wäre das der Beginn einer interessanten Konversation.
    Vor Beldens Tür blieb ich stehen und sagte mir, dass Izzys abartige Schwärmerei nicht von Dauer sein konnte. Jedes Ding verliert irgendwann seinen Glanz.
    Ich drehte mich zu den beiden um. Und sah vier weitere Mädchen, die zu uns herüberglotzten und um Pietrs Aufmerksamkeit buhlten.
    Ich kapierte das nicht. Was hatte er, das die anderen so faszinierte? Warum sah ich das nicht?
    Als Derek hinter mir auftauchte, zuckte ich richtig zusammen. » Was haben die denn mit dem Typ? « , fragte er und sah mir fest in die Augen. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung. Einatmen – ausatmen – ein – aus – ein …
    » Ich weiß auch nicht « , gestand ich verlegen. Gut. Wenigstens ein zusammenhängender Satz. Ich versuchte ein charmantes Lächeln, merkte aber, dass mein Mund sich zu einem dämlichen Grinsen verzerrte. Ohgottohgottohgott … . Ich zwang meine Lippen in eine weniger debile Position und betete, dass Derek mein allzu geiferndes Lächeln nicht bemerkt hatte.
    Ich spürte einen Blick in meinem Rücken und drehte mich kurz um… Pietr, der immer noch von meinen Mitschülerinnen belagert wurde, starrte in unsere Richtung. Nein. Nicht in unsere Richtung– in Dereks Richtung. Komisch. Und es war nicht der Blick, den ein Typ einem Rivalen zuwirft (nicht, dass ich das schon mal erlebt hätte, aber ich habe schon x-mal darüber gelesen). Nein, der Blick sagte eher: Ich hasse diesen Typ und werde ihn immer hassen. Als würde Pietr Derek bereits kennen.
    Derek bekam davon
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