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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir
Autoren: Lino Munaretto
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habe. Wir waren schon verdammt weit, aber dann … musste ich an dich denken.«
    »Das ist dir aber früh eingefallen.«
    »Ich … Weißt du, die ganzen Jahre war ich eifersüchtig. Du, die so schön ist … und ich … ach«, stammelte Marie, unterbrochen von schweren Atemzügen. »Ich war auch in ihn verknallt und war zu feige, es dir zu sagen.«
    »Tja, jetzt hab ich’s ja mitbekommen. Und warum dann das ganze Theater danach?«
    Marie schluckte. »Ich weiß es nicht. Besser du verzeihst mir nicht. Ich hab’s nicht anders verdient.«
    »Hör auf mit dem Scheiß-Selbstmitleid«, unterbrach Lisa.
    »Sorry.« Marie atmete tief ein. »Ich war einfach sauer, weil du dachtest, ich hätte es echt getan. Nicht mal gefragt hast du mich. Dabei hab ich ihn ja abblitzen lassen. Eigentlich wollte ich mit ihm reden in seinem Zimmer. Wegen dir. Wollte ihm sagen, dass er sich mit dir vertragen soll … na ja, vielleicht wollte irgendetwas tief in mir drin doch mehr … Und dann hat er mich geküsst und angefangen mich auszuziehen. Ich bin schwach geworden für einen Moment. Schwach geworden«, wiederholte sie mit brüchiger Stimme. »Aber ich hab’s in letzter Sekunde bereut, hab ihm gesagt, dass er aufhören soll – wegen dir und so. Doch dann kamst ausgerechnet du und hast mich so angeschrien und … und … keine Ahnung. Ich war einfach total wütend und wusste nicht, was ich tun soll. Jetzt weiß ich nur, dass ich alles wieder rückgängig machen würde, wenn es nur irgendwie ginge.«
    »Am Ende haben wir ja beide etwas draus gelernt. Vielleicht war es also gar nicht so falsch«, murmelte Lisa nachdenklich.
    »Warum haben wir uns so verarschen lassen?«
    »Eigentlich hat er sich doch selbst verarscht«, tröstete Lisa sie nun sogar.
    »Ich hab gesehen, dass du gerade zu Alex …«
    Alex. Ihn hatte sie für einen Moment völlig vergessen. Das war doch gerade viel wichtiger. Über Marie würde sie später noch nachdenken können.
    »Ja, ich wollte mit ihm reden«, seufzte Lisa und schaute zur geschlossenen Klassenraumtür.
    »Wir können später reden, wenn du magst.« Marie klang immer noch zerknirscht.
    Lisa nickte. »Natürlich. Gibt sicher noch einiges, was wir uns zu sagen haben.«
    Kurz überlegte sie, ob sie Marie umarmen sollte. An Maries Blick konnte sie die gleiche Frage ablesen. Lisa war noch nicht so weit. Sie lächelte also nur versöhnlich und ging dann rasch an ihr vorbei Richtung Klassenzimmer.
    Doch auch jetzt hatte sie keine Gelegenheit. Herr Deuter war bereits im Klassenzimmer und hatte seine Tasche auf das Lehrerpult gestellt. Zwei verdammte Stunden Mathe und die Zeugnisausgabe, dann war ihre Chance vorbei. Sie ließ Alex nicht aus dem Auge, als sie zu ihrem Platz ging. Dann blickte sie ständig zur Uhr. Mit jeder Sekunde, die verstrich, schien ihre Chance, Alex noch einmal zu sprechen, in immer weitere Ferne zu rücken. Es würde klingeln und Lisa hatte Angst, er würde verschwinden, bevor sie ihn aufhalten konnte. Sie saß unruhig auf ihrem Platz, angespannt bis in jede Faser ihres Körpers.
    »Schreib ihm eine SMS. Na los«, flüsterte Marie, die wieder wie früher neben ihr Platz genommen hatte. Sie wirkte noch etwas verhalten, aber Lisa schenkte ihr ein mattes Lächeln und hörte tatsächlich auf ihren Rat.
    • • •
    »Alexander? Kannst du uns das vielleicht erklären.« Es brauchte einen Stoß von Georg, damit Alex hochschreckte und merkte, dass er gemeint war. Die kleinen grauen Augen seines Mathelehrers schauten ihn über die tief sitzende Lesebrille hinweg erwartungsvoll an wie auch die einiger Mitschüler, die sich zu ihm herumgedreht hatten. Alex zuckte nur mit den Schultern. Er hatte es aufgegeben, dem Unterricht zu folgen, seit es feststand, dass er sitzen bleiben würde.
    So wurde der letzte Tag des Schuljahres zu einer einzigen Qual. Und diese beiden Stunden waren der Höhepunkt der Tortur. Kein Lehrer außer Deuter kam auf die Idee, quadratische Funktionen zu berechnen, wenn das Schuljahr nur noch einige Minuten hatte.
    Die Sonne draußen am blauen Himmel bedeutete für Alex nicht die Vorfreude aufs Freibad. Die unerträgliche Hitze im Klassenzimmer, der viel zu langsam fortschreitende Sekundenzeiger der Uhr, all das schien sich gegen ihn verbündet zu haben. Er hatte oft genug geschwänzt. Doch einsam zu Hause Musik zu hören, RTL zu schauen oder Pornos zu gucken, gab ihm genauso wenig Befriedigung wie der letzte Rausch bei Georg.
    Nein, er hätte sie gestern ansprechen sollen. Das
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