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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen
Autoren: John Scalzi
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nicht«, sagte Vater. »Wir werden wohl noch eine Weile mit der Konklave zu tun haben. Aber ich habe einen Plan, der uns an einen Ort führen wird, der dir gefallen dürfte.«
    »Und welcher Ort wäre das?«
    »Du hast doch bestimmt schon mal von einem netten kleinen Planeten namens Erde gehört.«
    Vater und ich unterhielten uns noch ein paar Minuten lang, und dann ging ich zu Gretchen hinüber, wo es mir tatsächlich gelang, sie mit einem »Hallo« zu begrüßen, bevor ich schluchzend zusammenbrach. Sie nahm mich in die Arme und hielt mich fest, während sie mir sagte, dass alles in Ordnung war. »Ich wusste, dass so etwas kommen würde«, beruhigte sie
mich. »Man kann nicht tun, was du getan hast, und dann zurückkehren und sich einbilden, es wäre nichts geschehen.«
    »Ich dachte, es wäre wenigstens einen Versuch wert«, erwiderte ich.
    »Das glaubst du nur, weil du ein Dummkopf bist«, sagte Gretchen, und ich lachte. »Du bist ein Dummkopf und meine Schwester, und ich liebe dich, Zoë.«
    Wir hielten uns noch eine Weile in den Armen. Dann kam sie mit zu unserem Haus und half mir und meiner Familie, die Sachen zu packen, die man für einen überstürzten Aufbruch benötigte.
    In unserer kleinen Kolonie verbreitete sich die Neuigkeit sehr schnell. Freunde kamen vorbei, von mir und meinen Eltern, allein oder in Gruppen. Wir fielen uns in die Arme und lachten und weinten und verabschiedeten uns und versicherten uns, dass alles gut war. Als die Sonne unterging, kam Magdy, und gemeinsam mit Gretchen machten wir zu dritt einen Spaziergang zum Hof der Guginos. Dort kniete ich vor Enzos Grabstein und küsste ihn und verabschiedete mich ein letztes Mal von ihm, obwohl ich ihn immer noch in meinem Herzen bei mir trug. Dann gingen wir nach Hause, wo sich Magdy von mir verabschiedete. Er drückte mich so fest an sich, dass ich befürchtete, er würde mir die Rippen brechen. Und dann tat er etwas, das er noch nie getan hatte: Er gab mir einen Kuss - auf die Wange.
    »Auf Wiedersehen, Zoë«, sagte er.
    »Auf Wiedersehen, Magdy«, sagte ich. »Pass mir gut auf Gretchen auf.«
    »Ich werde mir Mühe geben«, sagte Magdy. »Aber du weißt ja, wie sie ist.«

    Darüber musste ich lächeln. Dann ging er zu Gretchen, umarmte und küsste sie und ließ uns allein.
    Dann war nur noch Gretchen bei mir. Den Rest des Abends und der Nacht verbrachten wir mit Packen, Reden und Heulen. Irgendwann gingen meine Eltern schlafen, schienen aber nichts dagegen zu haben, dass Gretchen und ich noch aufblieben, bis es Morgen wurde.
    Mehrere Freunde trafen in einer Pferdekutsche der Mennoniten ein, mit der sie uns und unsere Sachen zum Shuttle der Konklave fahren wollten. Zu Beginn der kurzen Reise lachten wir viel, doch dann wurden wir immer schweigsamer, je näher wir dem Shuttle kamen. Aber es war keine traurige Stille, sondern die Art von Schweigen, die eintrat, wenn man alles gesagt hatte.
    Unsere Freunde trugen unsere Sachen ins Shuttle. Wir hatten sehr viel zurücklassen müssen, was zu unhandlich war und wir nun unseren Freunden schenkten. Einer nach dem anderen drückte mich und verabschiedete sich von mir, bis nur noch Gretchen und ich uns gegenüberstanden.
    »Würdest du gerne mitkommen?«, fragte ich sie.
    Gretchen lachte. »Irgendwer muss doch auf Magdy aufpassen«, sagte sie. »Und auf meinen Vater. Und auf Roanoke.«
    »Du konntest schon immer gut organisieren«, sagte ich.
    »Und du warst immer nur du «, sagte Gretchen.
    »Irgendwer musste es ja sein«, sagte ich. »Jemand anderer hätte es zweifellos verpatzt.«
    Gretchen umarmte mich noch einmal. Dann trat sie einen Schritt zurück. »Ich will keinen endgültigen Abschied«, sagte sie. »In meinem Herzen bleibst du bei mir. In Wirklichkeit bist du gar nicht weg.«

    »Gut«, sagte ich. »Also kein Abschied. Ich liebe dich, Gretchen.«
    »Ich liebe dich auch«, erwiderte Gretchen. Dann drehte sie sich um und ging. Sie blickte nicht zurück, obwohl sie kurz anhielt, um Babar an sich zu drücken. Er schlabberte sie gründlich ab.
    Dann kam er zu mir, und ich führte ihn ins Passagierabteil des Shuttles. Kurz danach folgten auch die anderen. John. Jane. Savitri. Hickory. Dickory.
    Meine Familie.
    Durch das Fenster des Shuttles blickte ich auf Roanoke, meine Welt, mein Zuhause. Unser Zuhause. Obwohl wir nun fortgingen. Ich sah die Menschen, die hier lebten und die ich liebte, von denen ich einige verloren hatte. Ich versuchte alles in mich aufzunehmen, es zu einem Teil von mir zu
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