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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen
Autoren: John Scalzi
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des Mannes, der euch Bewusstsein geben konnte. Für mich war es das erste Mal, dass das Was wichtiger war als das Wer . Aber es war nicht das letzte Mal.»
    Unwillkürlich blickte ich zur Leitzentrale hinauf und versuchte zu erkennen, ob die Leute, die sich dort aufhielten, mir zuhörten. Und ich fragte mich, was sie wohl dachten. Was Hickory dachte. Und General Gau. Dann wandte ich mich wieder den Obin zu.
    » Was ich bin, spielt immer noch eine viel größere Rolle, als wer ich bin«, fuhr ich fort. »Vor allem in diesem Moment. Was ich bin, hat dazu geführt, dass Hunderte von euch starben, um einen Consu zu veranlassen, mit mir zu sprechen. Was ich bin, würde dazu führen, dass ihr Selbstmord begeht, wenn ich euch auffordere, eure Messer gegen euch selbst zu richten. Es geht immer nur darum, was ich bin und was ich für euch war.«
    Resigniert schüttelte ich den Kopf und blickte zu Boden. »Mein ganzes Leben lang habe ich akzeptiert, dass nur das Was eine Rolle spielt. Ich habe mich damit abgefunden, habe damit gearbeitet. Manchmal dachte ich, dass ich es ausnutzen könnte, obwohl ich gerade erfahren habe, wie hoch der Preis
dafür war. Manchmal wollte ich mich sogar dagegen wehren. Aber nie habe ich daran gedacht, dass ich hinter mir lassen könnte, was ich bin. Weil ich mich daran erinnerte, was ich dadurch gewonnen hatte. Dass es mich gerettet hat. Nie habe ich auch nur daran gedacht, es aufzugeben.«
    Erneut zeigte ich auf die Leitzentrale. »Dort oben befindet sich ein Consu, der möchte, dass ich euch alle töte, nur um ihm zu zeigen, dass ich es kann. Außerdem will er mich dazu bringen, um mir etwas zu demonstrieren - dass ich letztlich sogar bereit wäre, euch alle zu opfern, um zu bekommen, was ich haben will. Dass ihr für mich letztlich keine Rolle spielt. Ihr seid nur etwas, das ich benutzen kann, als Mittel zum Zweck, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Er will, dass ich euch töte, um mir unter die Nase zu reiben, dass ihr mir gleichgültig seid. - Und damit hat er Recht.«
    Entschlossen blickte ich in die Gesichter der Obin. »Ich kenne keinen von euch, abgesehen von einem. Schon in ein paar Tagen werde ich mich nicht mehr erinnern, wie ihr ausseht, ganz gleich, was heute geschieht. Andererseits sehe ich all die Menschen, die mir etwas bedeuten, klar und deutlich vor mir, sobald ich die Augen schließe. Als wären sie hier bei mir. Ihre Gesichter kenne ich ganz genau. Denn sie sind bei mir. Ich trage sie in mir. Genauso wie ihr jene in euch tragt, die euch etwas bedeuten.
    Der Consu hat Recht, wenn er sagt, dass es einfach wäre, euch zu bitten, euch für mich zu opfern. Damit meine Familie und meine Freunde gerettet werden. Der Consu hat Recht, weil ich weiß, dass ihr es ohne das geringste Zögern tun würdet. Ihr wärt sogar glücklich, es zu tun, weil es mich glücklich machen würde - weil ich euch so viel bedeute. Er weiß, dass
dieses Wissen meine Schuldgefühle verringert, wenn ich euch dazu auffordere.
    Und wieder hat er Recht. Er hat mich völlig richtig eingeschätzt. Ich gebe es zu. Und es tut mir leid.»
    Wieder hielt ich für einen Moment inne, um mich zu sammeln. Denn jetzt kam der schwere Teil.
    »Der Consu hat Recht«, sagte ich. »Aber es gibt eine Sache, die er nicht von mir weiß und die im Augenblick eine große Rolle spielt. Und das ist die Tatsache, dass ich es satthabe, das zu sein, was ich bin. Ich habe es satt, etwas Besonderes zu sein. Ich will nicht diejenige sein, für die ihr euch opfert, weil ich die Tochter von jemandem bin oder weil ihr damit einverstanden seid, dass ich Forderungen an euch stelle. Das will ich nicht von euch. Und ich will auch nicht, dass ihr für mich in den Tod geht.
    Also vergesst es. Vergesst das alles hier. Ich entbinde euch von der Verpflichtung, die ihr mir gegenüber empfindet. Von sämtlichen Verpflichtungen. Ich danke euch, dass ihr euch freiwillig gemeldet habt, aber ihr sollt nicht für mich kämpfen. Dazu hätte ich euch nie auffordern dürfen.
    Ihr habt schon so viel für mich getan. Ihr habt mich hierhergebracht, damit ich General Gau eine Nachricht überbringen kann. Er hat mir von den Angriffsplänen gegen Roanoke erzählt. Diese Informationen dürften uns bereits dabei helfen, uns zu verteidigen. Mehr kann ich nicht von euch verlangen. Auf gar keinen Fall kann ich verlangen, dass ihr gegen diese Consu kämpft und vielleicht sterbt. Ich will, dass ihr lebt.
    Ich habe mit dem abgeschlossen, was ich bin. Von nun an bin ich nur
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