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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen
Autoren: John Scalzi
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sie geduldig oder nur höflich waren.
    »Ihr wisst, warum ihr hier seid. Ihr seid hier, um gegen diese Consu da drüben zu kämpfen, weil ich meine Familie und meine Freunde auf Roanoke retten will. Man hat euch gesagt, wenn ihr die Consu besiegen könnt, würde ich die Hilfe bekommen, die ich brauche. Aber jetzt hat sich etwas geändert.«
    Mit ausgestrecktem Arm zeigte ich zur Leitzentrale hinauf. »Da oben befindet sich ein Consu, der mir gesagt hat, dass er mir helfen will, auch ohne dass ihr kämpft und möglicherweise verliert. Dazu müsste ich euch nur sagen, dass ihr die Messer, die eigentlich für den Kampf gegen die Consu gedacht waren, gegen euch selbst richten sollt. Ich müsste euch nur den Befehl erteilen, Selbstmord zu begehen. Und alle bestätigen mir, dass ihr es ohne Zögern tun würdet.«

    Noch einmal holte ich Luft. »Das ist auch mir klar. In diesem Punkt bin ich mir ziemlich sicher. Wenn ich euch auffordern würde, euch selbst zu töten, würdet ihr es bestimmt tun. Weil ich eure Zoë bin. Weil ihr mein ganzes Leben durch die Aufzeichnungen verfolgt habt, die Hickory und Dickory euch geschickt haben. Weil ich jetzt vor euch stehe und euch auffordere, es zu tun. Ich weiß, dass ihr es tun würdet. Ohne Zweifel.«
    Ich verstummte, um mich zu konzentrieren.
    Dann stellte ich mich einer Tatsache, der ich lange Zeit aus dem Weg gegangen war.
    Meiner Vergangenheit.
    Wieder hob ich den Kopf und sah den Obin in die Augen.
    »Als ich fünf war, lebte ich in einer Raumstation. Sie hieß Covell. Dort lebte ich mit meinem Vater. Irgendwann musste er die Station ein paar Tage lang aus beruflichen Gründen verlassen, und genau da wurde die Station angegriffen. Zuerst von den Rraey. Sie eroberten die Station, trieben alle Menschen zusammen, die dort lebten, und dann töteten sie sie. Ich erinnere mich …«
    Wieder schloss ich die Augen.
    »Ich erinnere mich, wie Männer von ihren Frauen getrennt wurden, um in den Korridoren erschossen zu werden, wo jeder es hören konnte. Ich erinnere mich an Eltern, die die Rraey anflehten, ihre Kinder zu verschonen. Ich erinnere mich, wie ich hinter einen Fremden geschubst wurde, als die Frau, die auf mich aufpasste, die Mutter einer Freundin, fortgebracht wurde. Sie versuchte auch ihre Tochter wegzuschubsen, die sich aber an sie klammerte, so dass sie gemeinsam fortgezerrt wurden. Wenn die Rraey ihre Arbeit
hätten fortsetzen können, hätten sie irgendwann auch mich gefunden und getötet.«
    Ich öffnete die Augen. »Aber dann wurde die Station von den Obin angegriffen. Sie wollten sie den Rraey abnehmen, die nicht auf einen weiteren Kampf vorbereitet waren. Und als sie die Rraey unschädlich gemacht hatten, nahmen sie die Menschen, die überlebt hatten, und brachten uns in einen Gemeinschaftsraum. Ich weiß noch, wie ich ganz allein dort gewartet habe. Mein Vater war nicht da. Meine Freundin und ihre Mutter waren tot. Es gab niemanden, der sich um mich kümmerte.
    Covell war eine wissenschaftliche Raumstation. Deshalb sahen sich die Obin die Forschungsprojekte an und stießen auf die Arbeit meines Vaters, auf die Ergebnisse seiner Bewusstseinsforschung. Sie wollten, dass er für sie arbeitet. Also kamen sie in den Gemeinschaftsraum und riefen den Namen meines Vaters. Aber er war nicht in der Station. Als sie seinen Namen erneut riefen, antwortete ich und sagte, dass ich seine Tochter bin und dass er bald kommen und nach mir suchen würde.
    Ich erinnere mich, wie sich die Obin daraufhin in ihrer Sprache unterhielten, bis sie mir sagten, dass ich mitkommen sollte. Und ich erinnere mich, dass ich nein sagte, weil ich nicht von den anderen Menschen getrennt sein wollte. Und ich erinnere mich, was dann einer der Obin zu mir sagte. Er sagte: ›Du musst mit uns kommen. Du wurdest erwählt, und dir wird nichts geschehen.‹
    Und ich erinnerte mich an alles, was kurz zuvor geschehen war. Und ich glaube, dass ich selbst mit fünf Jahren irgendwie erkannte, was mit den übrigen Menschen an Bord von Covell
geschehen würde. Und dann erzählte mir dieser Obin, dass mir nichts geschehen wird. Weil ich erwählt wurde. Und ich erinnere mich, dass der Obin meine Hand nahm und mich fortbrachte, während ich einen letzten Blick auf die Menschen warf, die zurückblieben. Dann waren sie fort. Ich habe sie nie wiedergesehen.
    Doch ich habe überlebt. Aber es ging nicht darum, wer ich war, weil ich schließlich nur ein kleines Mädchen war. Es ging darum, was ich war, nämlich die Tochter
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