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Zwilling verzweifelt gesucht

Zwilling verzweifelt gesucht

Titel: Zwilling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Obrecht
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fallen lässt, weiß ich immer noch nicht, was ich ihr sagen soll.
    Ich möchte sie nicht beleidigen, wirklich nicht. Sie hat sich große Mühe gegeben und ihre Ideen sind irgendwie immer logisch gewesen. Mich hat sie jedenfalls überzeugt. Wie soll ich ihr erklären, dass ich sie plötzlich nicht mehr überzeugend finde? Wenn ich ihr sage, dass dieser Wandel mit Mara zusammenhängt, wird sie wahrscheinlich richtig sauer. Zu Recht! Warum sollte ich mich von Mara beeinflussen lassen? Das fehlte noch. Ich kenne sie überhaupt nicht. Ich weiß von ihr nur, dass sie versucht hat, mich reinzulegen.
    Ich öffne Alisia die Tür. Sie sieht mich mit einer Miene tiefer Trauer an.
    „ Es tut mir so leid “ , flüstert sie.
    „ Was denn? “
    „ Das mit deiner Familie. So ein Mist. “
    „ Was? “
    „ Dass sie … ich meine, dass du nicht … “
    „ Ach so. Weißt du … komm doch rein. “
    Alisia wirft im Vorbeigehen einen Blick ins Wohnzimmer und grüßt meinen Vater mit einem ziemlich knappen: „ Tag. “
    Papa sieht erstaunt auf. Normalerweise ist Alisia nicht so wortkarg.
    Ich zucke entschuldigend mit den Achseln. Dann folge ich Alisia die Treppe hinauf.
    Alisia achtet darauf, dass ich die Tür hinter uns fest schließe. Erst dann wendet sie sich mir zu.
    „ Und? Wie geht es dir …? “
    Ich zucke mit den Achseln. „ Gut. Weißt du, ich … “
    „ Wenn ich mir vorstelle … wenn sich plötzlich herausstellen würde, dass meine Mutter nicht meine Mutter … “
    „ Die Araber wollen den Krawallator kaufen. “
    Ein kläglicher Versuch, das Thema zu wechseln. Alisia runzelt besorgt die Stirn. Sie vermutet bestimmt, dass ich unter Schock stehe. Nun wirft sie ihren Rucksack auf mein Bett und kramt den Notizblock heraus, der schon fast bis zur letzten Seite vollgeschrieben ist.
    „ Ich habe mir überlegt, wie wir deine Eltern finden können “ , sagt sie. „ Diesmal geht es nur, wenn wir dein Bild ins Internet stellen. “
    Ich schüttle den Kopf. „ Nein, das ist Quatsch. “
    So brutal wollte ich es eigentlich nicht ausdrücken. Alisia starrt mich an. Ich hole tief Luft.
    „ Es ist doch nur ein Spiel. Natürlich sind meine Eltern meine Eltern. Die haben mich ganz bestimmt nicht geklaut. Ich habe einfach keine Zwillingsschwester und Schluss. Daran ist überhaupt nichts Außergewöhnliches. “
    „ Ach, und das fällt dir jetzt ein, ja? “ , faucht Alisia. „ Nach der ganzen Aktion? “ Sie lässt den Stift auf den Block fallen.
    „ Mir ist es ja auch erst seit gestern klar “ , gestehe ich. „ Von Mara sage ich lieber nichts. „ Na ja, vielleicht war es mir die ganze Zeit klar. Aber es hat Spaß gemacht, oder? “
    Alisia wirft ihren Notizblock zurück in den Rucksack, den Stift hinterher. Ihre Miene ist sehr finster. „ Spaß! “ , knurrt sie. „ Ich habe das ernstgenommen. Ich wollte dir helfen. “
    „ Gehst du jetzt? “ Mir wird ein bisschen flau.
    „ Ja. Du brauchst meinen Quatsch ja nicht mehr. “
    Und schon ist sie aus dem Raum geflüchtet. Ihre Schritte poltern über die Treppe. Bis zuletzt denke ich, dass sie umkehren wird. Dann höre ich, wie sie vor dem Haus ihr Fahrrad aufstellt und die Gartentür öffnet. Und dann höre ich, wie sich das Klappern ihres Fahrrads entfernt und ganz verschwindet. Ich habe keine Zwillingsschwester. Und wie es aussieht, habe ich nun auch keine beste Freundin mehr.

Ich habe Mama das Foto gezeigt. Das verräterische Foto, auf dem ich und ein zweites, etwa gleichaltriges Baby zu sehen sind.
    Sie hat gar nicht richtig hingesehen, nur gemurmelt: „ Ach, das war so eine Frau aus der Krabbelgruppe, ich weiß gar nicht mehr, wie die hieß. Die war einmal mit ihrem Kind zu Besuch. Kam nie wieder. Komisch. “
    Und obwohl diese Aussage nicht viel Beweiskraft hat, bin ich mir sicher, dass sie stimmt.
    Überraschenderweise ist sich Frau Rabusch gar nicht sicher, ob sie Moppel wirklich haben will. Sie hat Angst, dass wir es uns anders überlegen und ihn wieder zurückholen, wenn sie sich schon an ihn gewöhnt hat. Das kann ich verstehen – keiner von uns will Moppel wirklich hergeben. Wir wissen nur nicht, wie wir verhindern sollen, dass sich die beiden Hundebrüder in Stücke reißen. Ein einzelner Hund für sieben Kinder ist auch wirklich nicht viel. Gut, dass Finn und Fabian wenigstens einen grünen Wellensittich gefunden haben, und weil Wellensittiche es alleine nicht aushalten, hat Mama ihnen noch einen zweiten dazugekauft, einen blauen.
    Mops und ich sind
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