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Zwilling verzweifelt gesucht

Zwilling verzweifelt gesucht

Titel: Zwilling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Obrecht
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die Einzigen, die alleine zurechtkommen müssen. Der Unterschied zwischen uns ist nur: Mops findet es offenbar großartig, Einzelhund zu sein. Ich habe ihn noch nie so fröhlich erlebt. Aber ich bin böse auf ihn, weil er Moppel vertrieben hat, und habe deswegen keine Lust, dauernd mit ihm zu spielen.
    Alisia sehe ich natürlich in der Schule. Sie ist nicht unfreundlich zu mir, aber auch nicht wirklich freundlich. Unsere Unterhaltung beschränkt sich auf das Wesentliche, in den Pausen lässt sie mich stehen. Und als ich mir gestern ein Herz gefasst und sie gefragt habe, ob sie sich mit mir verabreden will, hat sie nur ganz knapp gesagt, sie habe keine Zeit.
    Eigentlich müsste jemandem in meiner Familie auffallen, dass Alisia nicht mehr kommt, aber irgendwie sind alle mit sich selbst beschäftigt. Finn und Fabian sind praktisch an ihren Computer festgekettet, Papa verhandelt mit den Arabern, Mama sitzt an einer schwierigen Übersetzung und muss nebenher ständig Rasmus und Robin einfangen, die jetzt nicht nur stehen, sondern auch rennen können und diese Erweiterung ihres Wirkungsbereichs begeistert nutzen … sie räumen mit Vorliebe Schubladen und Schränke aus oder pflücken Pflanzen aus den Blumentöpfen.
    „ Kannst du nicht mal auf sie aufpassen? Ich muss dieses Kapitel fertigkriegen, morgen ist Abgabetermin … “

    Mama sieht völlig erschöpft aus. Ich verdrehe die Augen. Irgendwie fand ich die Kleinen netter, als sie noch so niedlich und hilflos in ihren Bettchen lagen.
    Mara hat Erfahrung mit zwei kleinen Brüdern, aber die kann ich bestimmt nicht um Hilfe bitten. Ich weiß nicht, warum ich immer wieder an Mara denke. Nur weil ich im Moment Stress mit Alisia habe? Ich kenne Alisia schon lange und wir hatten immer mal wieder Streit. Es dauert eine Weile, aber dann halten wir es nicht mehr ohne einander aus, das ist immer so. Es wird auch diesmal nicht endlos dauern. Kein Grund, sich gleich eine Ersatzfreundin zu suchen. Schon gar nicht so eine wie Mara.
    Na ja, eigentlich könnte ich Mara wohl als Babysitterin bestellen – sie schuldet mir noch was! Soll ich …? Ich schiele nach dem Telefon. Nein, bloß nicht. Wenn Alisia das rauskriegt, versteht sie es falsch. Das würde unsere Funkstille unnötig in die Länge ziehen. Ich werde doch noch mit meinen kleinen Brüdern zurechtkommen! Auch wenn Rasmus es gerade geschafft hat, die Dose mit dem Kakaopulver aufzumachen, während Robin gleichzeitig versucht, sich mit dem Staubsaugerkabel zu erwürgen …
    Ich sollte mit den beiden ins Freie gehen. Im Garten gibt es keine Staubsaugerkabel und keine Kakaodosen, und alle gefährlichen Werkzeuge hat Papa schon aus dem Weg geräumt. Das Gartentor lässt sich abschließen und der große Plastikbagger wird die beiden lieben Kleinen sicher von irgendwelchen Missetaten ablenken.
    Entschlossen stülpe ich zuerst Rasmus, dann Robin die kleinen Schuhe über die Füße. Beide stürmen los und stolpern übereinander, als ich die Haustür öffne, aber sie schreien nur ganz kurz und streiten sich dann um den Bagger. Da sie somit beschäftigt sind, gehe ich an den Zaun und sehe nach, ob Moppel in Frau Rabuschs Garten spielt. Dabei ist mir wieder ganz komisch im Bauch.
    In diesem Moment fahren drei Autos dicht hintereinander die Straße entlang. Das wäre nicht besonders auffällig, wenn es sich nicht um drei anthrazitfarbene Kombis der gleichen Marke mit dem gleichen Städtekennzeichen handeln würde. Sie kommen von ziemlich weit her. Was suchen sie bei uns? Ich werfe sicherheitshalber noch einen Blick auf die beiden Jungs, aber die laden jetzt Steine in die Baggerschaufel. Dann konzentriere ich mich auf die drei Autos.
    Das vorderste hält vor Frau Rabuschs Haus. Die beiden dahinter halten ebenfalls an. Aus den ersten beiden Autos steigen jeweils zwei alte Männer im Anzug. Aus dem dritten Auto steigen zwei alte Männer im Anzug und ein mittelalter Typ in Jeans und Fransenjacke mit langen, zotteligen Haaren.
    Mein Herz klopft wie verrückt. Ich ahne etwas … wenn sie jetzt an Frau Rabuschs Tür klingeln …?
    Moppel bellt schon wie verrückt. Die ersten beiden Männer stehen vor Frau Rabuschs Haustür. Ich taste hektisch nach meinem Handy. Alisia! Ich muss mit Alisia reden! Hoffentlich geht sie dran, wenn sie sieht, dass ich es bin.
    Hinter mir fällt der Bagger um, einer der Jungs schreit wütend, aber es klingt nicht nach einem ernsthaften Problem.
    „ Ja? “ , sagt Alisias Stimme.
    „ Alisia “ , keuche ich ins
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