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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
Autoren: Erin Kellison
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überwältigender Intensität. So konnte es immer bleiben.
    Aber sie befanden sich auf einem stinkenden Schiff, und er war verletzt und blutete. Der Wind des Hubschrauberpropellers wirbelte durch ihre Haare.
    Talia löste sich aus seiner Umarmung, schob sein Hemd nach oben und untersuchte die offene blutende Wunde. Es musste unglaublich schmerzhaft für ihn gewesen sein zu kämpfen. Sie brauchte etwas, um ihn zu verbinden, um die Blutung zu stoppen, bis sie Hilfe gefunden hatten.
    »Zieh dein Hemd aus«, sagte sie. Es war bereits blutdurchtränkt und klebrig, aber es musste gehen.
    Er ließ sie nicht aus den Augen, während er es auszog, und achtete nicht darauf, dass die Wunde durch die Bewegung noch stärker blutete. Er war blass und keuchte, aber der Blick aus seinen Augen wärmte sie durch und durch. Sie riss eine der Seitennähte des Hemdes auf, um es als Verband zu benutzen. Dann teilte sie den Stoff in zwei lange, halb durchnässte Streifen.
    »Hast du irgendeine spezielle Vorliebe?«, fragte Adam. Mit seinen rauen Knöcheln strich er sanft über ihre Wange, und sie spürte, dass er im Begriff war, einen neuen Entschluss zu fassen.
    Sie blickte von ihrer Arbeit auf. Seine linke Wange war geschwollen. »Bei was?«
    »Unserer Reise. Die, die ich dir versprochen habe. An jeden Ort der Welt. Wohin auch immer.« Der arme Mann brachte kaum einen Satz zustande und plante bereits das nächste Vorhaben.
    Talia wollte schon die Augen verdrehen, aber sie spürte, wie ernst es ihm war. »Irgendwohin, wo es ruhig ist«, antwortete sie. Irgendwohin, wo du gesund wirst.
    »Nicht zu ruhig.«
    Sie verknotete den Stoff über seinem Bauch, dessen Muskeln sich spannten, als er wieder die Arme um sie legte. »Irgendwohin, wo es friedlich ist.«
    Er küsste sie leidenschaftlich, zu kurz, aber doch lange genug, um ihr erneut zu zeigen, wo sie hingehörte. »Mach dir deshalb keine Sorgen«, sagte er. »Ich kümmere mich um alles.«
    Der angeschlagene Mann stützte sich schwer auf ihre Schultern, aber das sagte sie ihm nicht. Er strich mit dem Mund über ihre Wange.
    »Ich nehme an, du weißt nicht, wie man einen Hubschrauber fliegt?«, sagte Talia in Richtung Himmel, während Adam sich zu ihrem Nacken hinunterbeugte. Auf einmal fühlte sich ihr Hals viel, viel besser an.
    »Richtig.« Er hatte ihr Ohrläppchen entdeckt.
    »Und hast du eine Idee, wo wir medizinische Hilfe bekommen?«
    Er legte eine Hand um ihre Brust und verdoppelte ihren Herzschlag.
    Er stöhnte.
    »Obwohl ich mit deiner … hm … aktuellen Vorgehensweise durchaus einverstanden bin … « Er ließ seine andere Hand über ihren Hintern gleiten.
    »Sollten wir uns zuerst … um … mhh … einen Arzt kümmern und diese … Sachen auf später verschieben.«
    Er rückte von ihr ab und wankte. »Versprochen?«
    Talia blickte ihm in die Augen. »Versprochen.«

Epilog
    Der Schattenmann steht in einem verdunkelten Raum an dem Bett eines Großvaters. Die Luft riecht süß nach Tabak. Abgesehen vom Ticken einer Uhr ist es still im Haus, vor dem Fenster fällt weicher Schnee und hält Geräusche fern. Den Gang hinunter schläft eine Frau im Arm ihres Mannes. Ein Stück weiter befindet sich ein Kinderzimmer. Drei Generationen unter einem Dach. Bald sind es nur noch zwei.
    Das Herz des alten Mannes schlägt unruhig. Der Schleier wird durchlässiger, damit er hinübertreten kann. Das ist der Gang der drei Welten: Jede hat ihren Platz – die Erde, die Zwielichtlande und der Himmel.
    Es ist eine schmerzhafte Torheit, die Grenzen zu missachten. Das hat der Schattenmann selbst erlebt, ebenso wird es seiner Tochter ergehen. Die Zeit ist geizig mit den Todesboten, und das Stehlen wird streng bestraft.
    Das Herz hört auf zu schlagen. Die Schleier teilen sich.
    Eine Familie in diesem Haus. Das leuchtende Band, das ihre Herzen miteinander verbindet, kann nicht durchtrennt werden, nicht einmal von seiner Klinge, nicht einmal durch die große Entfernung zwischen diesem Haus und dem Ufer des Himmels. Obwohl das Familienoberhaupt hinübergeht, wird es weiter mit den Generationen verbunden sein. Und so entsteht über die Zeit eine Kette, deren Glieder durch Liebe verbunden sind.
    Liebe.
    Kathleen. Talia. Und Talias starker, törichter Mann, Adam. Er wagt es, die Gesetze zu verhöhnen, die die Grenzen zwischen den Welten regeln. Wie stur. Wie ignorant. Wie sterblich. Talia hat sich einen Träumer ausgesucht.
    Sie werden es schon noch lernen.
    Die Liebe ist keine Zauberei, die sich von einer
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