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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
Autoren: Erin Kellison
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dazu zwingen, sich ihm anzuschließen, wenn sie es nicht wollten. Für ihre Handlungen sind sie ganz allein verantwortlich.«
    »Und die, von denen sie sich ernährt haben?« Die Bitterkeit in Adams Stimme war kaum zu überhören.
    »Hinübergegangen. Sie sind, wo sie hingehören.«
    »Und die Geister, die entkommen sind?«, setzte Adam nach.
    »Sie müssen ebenfalls vernichtet werden, um die Seelen, die in ihnen gefangen sind, zu befreien.«
    Talia zog die Schatten fester um sich, damit die kühlen Falten ihre Schmerzen betäubten, bis sie nichts mehr spürte.
    »Bist du bereit?«, fragte der Schattenmann sie. Er hatte ihren Abstand zu Adam bemerkt und ihn richtig gedeutet.
    Adam streckte die Hand nach ihr aus, stieß aber nur gegen Schatten. »Was meinst du?«
    »Ich nehme meine Tochter mit nach Hause.«
    Die Dunkelheit löste sich in schrille Farben auf, wie sie Talia bislang nur aus Träumen kannte. Dennoch kamen ihr die Töne bekannt vor. Musik erklang und erstickte den Lärm an Deck. Sie hörte ein Lied, das schön und zugleich traurig klang und in einer endlosen Schleife immer wieder von vorne gesungen wurde.
    »Was? Du bekommst sie nicht!« Adam hätte ebenso gut den Wind anschreien können.
    »Für deine beispiellose Hilfe«, fuhr der Schattenmann fort, »garantiere ich dir Unsterblichkeit. Das, was sich die anderen gewünscht haben, aber ohne dass du so schrecklich Hunger leiden musst wie sie.«
    »Du meinst ohne Talia«, vergewisserte sich Adam. »Nein. Hörst du mich? Nein. «
    »Talia ist eine Todesbotin. Als solche gehört sie in die Zwielichtlande.«
    »Sie ist eine halbe Fee, sie ist halb sterblich, und sie gehört mir .«
    Bei Adams Worten drehte Talia sich zu ihm um. Sie beobachtete ihn aus ihrem dunklen Versteck. Adam war eindeutig anders als sie – in den Schatten war diese Tatsache ziemlich deutlich. Er war stark und wurde von seinem Willen getrieben. Und genau in dem Augenblick erstrahlte sein Wille so hell, dass er sie zwang, die Feenaugen zu schließen. Hell genug, um die Schatten um sie herum zu verdrängen. Hell genug, dass er ihre Hand finden und ergreifen konnte.
    Durch ihre Handflächen strömte ein Energiefluss – ein Anker, eine Lebenslinie, eine Verbindung, die keinen Unterschied machte zwischen Fee und Sterblichem. Sie gehörte ihm, und er gehörte ihr.
    Und er ließ sie nicht gehen.
    Nachdem er sich so deutlich zu ihr bekannt hatte, war klar, dass er sie nicht für das Leiden seiner Familie verantwortlich machte. Im Gegenteil, Talia begriff, wie sehr er ihr vertraute, dass ihre Seelenverwandtschaft stärker war als alles, was sie erlitten hatten. Das war mehr als genug.
    »Was immer du dir jetzt erhoffst, eure Verbindung kann nicht von Dauer sein.« Der Stimme des Schattenmannes war anzuhören, dass er aus eigener Erfahrung sprach. »Es wird die Zeit kommen, da Talia in den Zwielichtlanden bleiben und du hindurchreisen musst.«
    Adam zog sie in seine Arme und hielt sie fest. Er war aus Fleisch und Blut, und er war sterblich, aber sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so sicher gefühlt.
    »Du hast schon einmal eine Grenze durchbrochen; wenn es so weit ist, wirst du sehen, dass wir dasselbe tun«, sagte Adam.
    »Ich bin der Tod. Ich weiß, dass das nicht möglich ist.«
    »Ich lebe und weiß, dass es möglich ist. Wir werden herausfinden, wie.«
    »Ich gehe, wenn er geht«, erklärte Talia, »und wohin er geht.«
    Traurig blickte der Schattenmann auf Talia und beugte sich wie ein einsamer alter Mann hinunter, um die Sense aufzuheben. Sie wirkte schwer in seinen Händen. »Ruf mich, und ich werde da sein.«
    Ein Wirbel aus Schatten, und ihr Vater war fort. Der Gruß aus den Zwielichtlanden löste sich in glitzernde schwarze Meeresgischt auf, während das Deck des Schiffes von dem lauten Rattern der Rotoren erschüttert wurde.
    Sie würde ihren Vater wiedersehen, wahrscheinlich schon bald. Der Dämon mochte zwar tot sein, aber es schlichen noch Tausende von Geistern auf der Erde umher. Seine Arbeit war genauso wenig beendet wie die ihre.
    »Weißt du, ich bin mit alledem noch nicht fertig«, sagte sie an Adams Brust gelehnt. Und wahrscheinlich würde sie das auch nie sein.
    »Dann bin ich es auch nicht«, erwiderte er.
    Nachdem Adam sie bereits fest in den Armen gehalten hatte, eroberte er ihren Körper nun vollends. Er vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und schmiegte sich eng an sie. Er verströmte Erleichterung, Entschlossenheit, Hoffnung und Liebe. Es war viel, und das mit
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